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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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E<strong>in</strong>e mit der generellen Tendenz der bisher durchgeführten Auswertungen kompatible Entwicklung<br />

zeigt sich für <strong>Hannover</strong> auch <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e letzte Persönlichkeitseigenschaft:<br />

die Gewalt legitimierenden Männlichkeitsnormen (GLMN). Diese werden im Fragebogen<br />

über acht Aussagen erfasst. Unsere Analysen hierzu zeigen, dass die gewählten Items empirisch<br />

zwei Dimensionen von Männlichkeitsnormen repräsentieren (Kapitel 4.4.): erstens die<br />

Verteidigung der (Familien-)Ehre („E<strong>in</strong> richtiger Mann ist stark <strong>und</strong> beschützt se<strong>in</strong>e Familie“)<br />

<strong>und</strong> zweitens die <strong>in</strong>nerfamiliäre Gewalt („Als Vater ist e<strong>in</strong> Mann das Oberhaupt der Familie<br />

<strong>und</strong> darf sich notfalls auch mit Gewalt durchsetzen“). Für beide Dimensionen ist <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong><br />

e<strong>in</strong> Rückgang der Zustimmung zu verzeichnen, die für die zweite Dimension stärker ausfällt<br />

als für die erste. In München ergibt sich demgegenüber bei ke<strong>in</strong>er der beiden Dimensionen<br />

e<strong>in</strong> Rückgang, bei der ersten Dimension ist sogar e<strong>in</strong> Anstieg zu verzeichnen; d.h. <strong>in</strong> München<br />

s<strong>in</strong>d mittlerweile mehr Jugendliche der Me<strong>in</strong>ung, dass e<strong>in</strong> Mann im Falle e<strong>in</strong>es verme<strong>in</strong>tlichen<br />

oder echten Angriffs auf se<strong>in</strong>e Ehre bzw. die Ehre se<strong>in</strong>er Familie mit Gewalt reagieren<br />

sollte. Interessant ist, dass dieser Anstieg <strong>in</strong> der Zustimmung im Wesentlichen nur die<br />

nichtdeutschen Befragten betrifft (Baier 2008).<br />

Trotz der allgeme<strong>in</strong> recht positiven Trends lässt sich für e<strong>in</strong>en wichtigen Sozialisationsbereich<br />

e<strong>in</strong>e solche Entwicklung nicht bestätigen: die Medien. In der Schülerbefragungen 2006 wurde<br />

e<strong>in</strong> Schwerpunkt auf die Erfassung der Medienumgangsweisen der Jugendlichen gelegt. In<br />

älteren Schülerbefragungen wurde dieses Thema demgegenüber eher randständig bearbeitet,<br />

weshalb für e<strong>in</strong>en Zeitvergleich nur sehr wenige Indikatoren aus dem Bereich des Fernsehkonsums<br />

zur Verfügung stehen. In <strong>Hannover</strong> <strong>und</strong> München wurde im Jahr 2000 danach gefragt,<br />

ob die Jugendlichen e<strong>in</strong>en eigenen Fernseher im Zimmer haben; mit Formatänderungen,<br />

an anderer Stelle <strong>in</strong> Fragebogen <strong>und</strong> im Kontext der Abfrage des Besitzes weiterer Medien<br />

wurde diese Frage auch 2005/06 gestellt. Die Ergebnisse hierzu belegen, dass e<strong>in</strong> starker Anstieg<br />

der Fernsehausstattung zu verzeichnen ist: Während <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> im Jahr 2000 36,7 %<br />

der Mädchen <strong>und</strong> 25,4 % der Jungen e<strong>in</strong>en eigenen Fernseher besaßen, waren es fünf Jahre<br />

später bereits 61,2 % der Mädchen <strong>und</strong> 72,3 % der Jungen. Es zeigen sich damit nicht nur<br />

Anstiege <strong>in</strong> den Ausstattungsquoten, sondern auch geschlechtsspezifische Entwicklungspfade:<br />

In <strong>Hannover</strong> besaßen im Jahr 2000 noch weniger Jungen als Mädchen e<strong>in</strong> solches Gerät; mittlerweile<br />

hat sich dieses Bild komplett gewandelt, d.h. etwa zehn Prozentpunkte mehr Jungen<br />

als Mädchen besitzen e<strong>in</strong>en Fernseher.<br />

Dieser häufigere Besitz schlägt sich <strong>in</strong> längeren Konsumzeiten nieder, wie sich im Vergleich<br />

der Befragungen 1998 <strong>und</strong> 2005/06 <strong>in</strong> den Städten Schwäbisch Gmünd, Stuttgart <strong>und</strong> <strong>Hannover</strong><br />

belegen lässt (Abbildung 54). Auch hier ist zunächst darauf aufmerksam zu machen, dass<br />

die Abfrage <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise erfolgte: Während 1998 e<strong>in</strong>e geschlossene Form gewählt<br />

<strong>und</strong> Fern- <strong>und</strong> Videosehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Frage zusammengefasst wurden 79 , erfolgte die Abfrage<br />

2005/06 offen, d.h. St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> M<strong>in</strong>uten pro Tag konnten frei e<strong>in</strong>getragen werden.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass 2005/06 getrennt nach dem Fern- <strong>und</strong> dem Videosehen gefragt wurde <strong>und</strong><br />

dass getrennt für den Schultag <strong>und</strong> den schulfreien Tag das Sehverhalten berichtet werden<br />

sollte. Aus diesen <strong>in</strong>sgesamt vier offenen Antworten wurde e<strong>in</strong> Durchschnittswert des Sehens<br />

79 Die vollständige Frage lautete: „Wieviele St<strong>und</strong>en pro Tag siehst du durchschnittlich Videofilme oder<br />

Fernsehen?“ Hierauf konnte von „1 – nicht mehr als e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e“ bis „6 – mehr als fünf St<strong>und</strong>en“ geantwortet<br />

werden.<br />

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