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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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geübten Gewalt e<strong>in</strong>getreten (ohne Abbildung). 77 Insgesamt gibt nur M<strong>in</strong>derheit der Jugendlichen<br />

an, gesehen zu haben, dass die Eltern sich geschlagen haben: Im Jahr 1998 waren dies<br />

12,8 %, im Jahr 2002 nur noch 10,4 %, <strong>in</strong> 2006 stieg der Anteil wieder auf 12,3 %.<br />

Betrachten wir die verschiedenen ethnischen Gruppen, so zeigt sich im Vergleich zu 1998 für<br />

ke<strong>in</strong>e Gruppe e<strong>in</strong>e signifikante Zunahme <strong>in</strong>nerfamiliärer Gewalterfahrungen. Signifikant positive<br />

Entwicklungen s<strong>in</strong>d aber weitestgehend auf die deutschen Jugendlichen beschränkt: Der<br />

Anteil derer, die <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit ke<strong>in</strong>e Gewalt erlebt haben, ist bei den Deutschen von 60,4<br />

auf 70,5 % gestiegen, jener für die letzten zwölf Monate von 48,9 auf 54,5 %. Bei den türkischen<br />

Jugendlichen zeigt sich zwar <strong>in</strong> Bezug auf die K<strong>in</strong>dheit e<strong>in</strong>e ähnlich positive Entwicklung<br />

(Anteil ohne Gewalterfahrungen von 51,3 auf 60,3 %); für die letzten zwölf Monate gilt<br />

dies aber nicht (46,0 <strong>und</strong> 47,1 %). Bei den osteuropäischen Jugendlichen ist für beide Indikatoren<br />

e<strong>in</strong>e Konstanz des Anteils gewaltfrei erzogener Schüler feststellbar.<br />

Für das weitere soziale Umfeld von Jugendlichen lassen sich gr<strong>und</strong>sätzlich positive Trends<br />

identifizieren. So s<strong>in</strong>d Jugendliche <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> mittlerweile deutlich häufiger der Me<strong>in</strong>ung,<br />

dass Lehrer oder Fre<strong>und</strong>e es missbilligen würden, wenn sie Gewalt anwenden. E<strong>in</strong> Anstieg<br />

der wahrgenommenen Gewaltmissbilligung f<strong>in</strong>det sich dabei auch noch nach dem Jahr 2000<br />

(Baier 2008). Zudem verkehren die Jugendlichen <strong>in</strong>zwischen seltener <strong>in</strong> mit del<strong>in</strong>quenten<br />

Personen besetzten Fre<strong>und</strong>eskreisen.<br />

Diese Veränderungen im Umfeld von Jugendlichen bleiben nicht ohne Wirkung auf deren<br />

Persönlichkeitseigenschaften. Die Gewaltakzeptanz als E<strong>in</strong>stellungsdimension ist seit 1998<br />

deutlich zurückgegangen: Während 1998 noch 17,8 % als gewaltakzeptierend e<strong>in</strong>zustufen<br />

waren, s<strong>in</strong>d es sieben Jahre später nur noch 11,2 %. In allen Städten verläuft die Entwicklung<br />

gleichförmig, wobei <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> die stärksten Rückgänge zu verzeichnen s<strong>in</strong>d. Weitere Analysen<br />

haben zudem ergeben, dass der Rückgang <strong>in</strong> allen ethnischen Gruppen, <strong>in</strong> allen Schulformen<br />

<strong>und</strong> für beide Geschlechter signifikant ausfällt. Insofern handelt es sich um e<strong>in</strong>e generelle,<br />

alle jugendliche Teilpopulationen erfassende Entwicklung. Für <strong>Hannover</strong> zeigt sich zudem,<br />

dass auch nach 2000 substanzielle Veränderungen diese E<strong>in</strong>stellung betreffend stattgef<strong>und</strong>en<br />

haben, <strong>in</strong> München stagniert h<strong>in</strong>gegen seitdem die Entwicklung.<br />

E<strong>in</strong>e mit der Entwicklung der Gewaltakzeptanz vergleichbare Veränderung kann mit Blick<br />

auf die Persönlichkeitseigenschaft der Selbstkontrolle beobachtet werden. Für drei zentrale<br />

Subdimensionen dieser Persönlichkeitseigenschaft, der Risikosuche, der Impulsivität <strong>und</strong> des<br />

unbeständigen Temperaments, zeigen sich <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> deutliche Entwicklungen h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />

höheren Selbstkontrolle. Fasst man alle drei Subdimensionen zu e<strong>in</strong>er Skala zusammen, was<br />

aufgr<strong>und</strong> der hohen Interkorrelation möglich ist, dann ist <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> der Anteil an Jugendlichen<br />

mit hoher Selbstkontrolle seit 2000 von 33,2 auf 50,9 % angestiegen. 78 Auch <strong>in</strong> München<br />

hat es e<strong>in</strong>e solche Entwicklung gegeben, die aber u.a. aufgr<strong>und</strong> der nicht signifikanten Veränderungen<br />

im Bereich des Temperaments ger<strong>in</strong>ger ausfällt: Hier waren es 2000 32,5 % aller<br />

Jugendlicher, die e<strong>in</strong>e hohe Selbstkontrolle aufwiesen, fünf Jahre später bereits 37,7 %.<br />

77 Zwei Items g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Bildung der elterlichen Partnergewalt e<strong>in</strong>: „Ich habe gesehen, wie e<strong>in</strong> Elternteil den<br />

anderen mit der Hand geschlagen hat“ <strong>und</strong> „Ich habe gesehen, wie e<strong>in</strong> Elternteil den anderen mit dem Fuß<br />

getreten oder mit der Faust geschlagen hat“.<br />

78 Es wurden drei Gruppen Jugendlicher unterschieden: Jugendliche mit e<strong>in</strong>em Mittelwert von 1 bis 2,66 (hohe<br />

Selbstkontrolle), zwischen 2,66 <strong>und</strong> 4,33 (mittlere Selbstkontrolle) <strong>und</strong> zwischen 4,33 <strong>und</strong> 6 (niedrige<br />

Selbstkontrolle),<br />

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