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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Nachmittags- bis frühen Abendst<strong>und</strong>en. Fast e<strong>in</strong> Viertel der Jugendlichen gab aber an, auch<br />

nach 21 Uhr noch Feste bzw. Cafes oder Kneipen zu besuchen. Etwa die Hälfte der Jugendlichen<br />

hält sich <strong>in</strong> Parks, bei Sportveranstaltungen oder an e<strong>in</strong>em festen Treffpunkt der Clique<br />

auf. Dies geschieht wiederum meist tagsüber; nur das Treffen mit der Clique wird auch zu<br />

späterer St<strong>und</strong>e durchgeführt. Diskotheken, Jugendclubs oder Jugendzentren werden zuletzt<br />

von gut zwei Drittel aller Jugendlichen nie besucht; nur e<strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>er Anteil tut dies sehr<br />

oft. Die wesentlichen Zeiten, an denen diese Orte aufgesucht werden, variieren sehr stark:<br />

Während Diskotheken von 80,6 % der Befragten weitestgehend nach 21 Uhr aufgesucht werden,<br />

s<strong>in</strong>d die Jugendzentren eher <strong>in</strong> den Nachmittagsst<strong>und</strong>en das Ziel der Ausflüge der Jugendlichen.<br />

Tabelle 24: Freizeitorte <strong>und</strong> Aufenthaltszeiten, 9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong> %; gewichtete Daten)<br />

78<br />

nie selten oft<br />

sehr<br />

oft<br />

15-18<br />

Uhr<br />

18-21<br />

Uhr<br />

nach 21<br />

Uhr<br />

E<strong>in</strong>kaufzentren, Kaufhäuser 5,8 31,3 47,7 15,2 92,2 29,6 1,2<br />

Spiel-, Sportplatz 29,8 31,0 24,6 14,6 83,1 40,7 8,8<br />

Stadt-, Volksfest oder Kirmes 32,7 47,2 17,1 3,0 54,4 57,4 22,7<br />

Café, Kneipe, Bar 37,5 37,6 20,9 4,0 52,7 50,9 26,5<br />

Park, Grünanlage 43,0 37,2 15,4 4,3 85,7 31,0 9,7<br />

Zuschauer bei Sportveranstaltungen 45,1 37,7 13,3 3,9 77,1 44,3 8,8<br />

an festem Treffpunkt der Clique 53,4 13,8 19,1 13,8 66,7 62,4 33,8<br />

Diskotheken 63,6 25,4 9,3 1,7 2,7 31,3 80,6<br />

Jugendclub, Jugendzentrum 70,0 17,6 8,0 4,3 65,4 48,2 10,4<br />

Nicht alle dieser Freizeitorte s<strong>in</strong>d im H<strong>in</strong>blick darauf, <strong>in</strong>wieweit sie Gelegenheiten zum Begehen<br />

von Straftaten bieten können, gleich relevant. Dementsprechend konzentrieren wir uns<br />

nachfolgend nur auf diejenigen Orte, die <strong>in</strong> Anlehnung an Wikstroem <strong>und</strong> Butterworth (2006)<br />

als potentielle Risikoumwelten für Jugendliche gelten können. Im E<strong>in</strong>zelnen handelt es sich<br />

hierbei um E<strong>in</strong>kaufszentren/Kaufhäuser, Cafés, Kneipen <strong>und</strong> Bars, Diskotheken <strong>und</strong> Jugendclubs.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich können an jedem Ort Konflikte entstehen, die <strong>in</strong> der Gewaltanwendung<br />

eskalieren. Orte, <strong>in</strong> den Jugendliche weitestgehend unter ihresgleichen s<strong>in</strong>d, an denen die soziale<br />

Kontrolle eher ger<strong>in</strong>g ausfällt <strong>und</strong> an denen Alkohol oder andere Drogen konsumiert<br />

werden, stellen aber besondere Risikoumwelten dar. Dass wir auch die E<strong>in</strong>kaufszentren e<strong>in</strong>beziehen,<br />

lässt sich damit erklären, dass der Diebstahl als e<strong>in</strong>e Form der Del<strong>in</strong>quenz betrachtet<br />

wird. Mit häufigerem Besuch von E<strong>in</strong>kaufszentren kann die Motivation zunehmen, sich<br />

begehrte Güter auch auf illegalen Wegen zu beschaffen.<br />

Die Überlegung, dass die ausgewählten Orte Gelegenheitsstrukturen für das Begehen von<br />

Straftaten darstellen, ersche<strong>in</strong>t bei Betrachtung verschiedener Befragtengruppen zweifelhaft.<br />

Mädchen, die e<strong>in</strong>e weit ger<strong>in</strong>gere Gewaltbereitschaft aufweisen <strong>und</strong> beim Diebstahl <strong>in</strong> etwa<br />

gleichhohe Prävalenzraten wie Jungen besitzen, halten sich deutlich häufiger als Jungen <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>kaufszentren oder Cafés etc. auf. E<strong>in</strong>zig die Jugendclubs werden von Mädchen häufiger<br />

gemieden. In Bezug auf die Jugendclubs erweisen sich auch Befragte mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

als häufigere Besucher sowie Befragte mit niedrigeren Bildungsambitionen. 40 Hier<br />

stimmt die Verteilung mith<strong>in</strong> mit der Verteilung der Gewaltprävalenzen weitestgehend übere<strong>in</strong>.<br />

Die Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen bzw. den ethnischen Gruppen fallen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der anderen drei Freizeitorte eher ger<strong>in</strong>g aus. Russische Befragte besuchen be-<br />

40 In Förderschulen wurde das Aufsuchen verschiedener Freizeitorte nicht erfragt.

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