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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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<strong>in</strong> mit Mädchen besetzten Gruppen häufiger Gewalt als Imponiergehabe e<strong>in</strong>setzen. Im umgekehrten<br />

Fall ist h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong> sehr deutlicher Zusammenhang erkennbar: Mädchen, die sich<br />

Jungengruppen anschließen, passen sich <strong>in</strong> ihrem Verhalten häufig dem der generell Gewalt<br />

zugeneigteren Jungen an. Mädchen <strong>in</strong> mit vielen Jungen besetzten Gruppen s<strong>in</strong>d dreimal so<br />

häufig als Gewalttäter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung getreten als Mädchen <strong>in</strong> re<strong>in</strong>en Mädchengruppen.<br />

Das zweite Beispiel der ethnischen Zusammensetzung belegt für beide unterschiedenen<br />

Gruppen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss. E<strong>in</strong>e hohe ethnische Homogenität bei deutschen Jugendlichen liegt<br />

vor, wenn alle Fre<strong>und</strong>e e<strong>in</strong>e deutsche Herkunft haben, ger<strong>in</strong>ge Homogenität, wenn m<strong>in</strong>destens<br />

35 % e<strong>in</strong>e nichtdeutsche Herkunft aufweisen (Terzile). Bei nichtdeutschen Jugendlichen ist<br />

die Homogenität dann hoch, wenn nur Kontakte zu nichtdeutschen Jugendlichen bestehen; sie<br />

ist h<strong>in</strong>gegen niedrig, wenn m<strong>in</strong>destens 65 % e<strong>in</strong>e deutsche Herkunft aufweisen.<br />

Für beide Gruppen zeigt sich, dass mit steigendem Anteil deutscher Jugendlicher im Netzwerk<br />

das Gewaltverhalten zurückgeht. Nichtdeutsche Jugendliche mit niedriger Homogenität<br />

(d.h. mit vielen Kontakten zu deutschen Jugendlichen) haben nur zu 12,0 % e<strong>in</strong>e Gewalttat<br />

ausgeübt, nichtdeutsche Jugendliche ohne Kontakte zu Deutschen h<strong>in</strong>gegen zu 27,5 %. Deutsche<br />

Jugendliche mit e<strong>in</strong>em nur aus deutschen Jugendlichen bestehenden Fre<strong>und</strong>esnetzwerk<br />

weisen e<strong>in</strong>e Gewalttäterrate von 8,4 %, deutsche Jugendliche mit häufigem Kontakt zu nichtdeutschen<br />

Jugendlichen e<strong>in</strong>e Rate 24,0 %. Deutsche Jugendliche sche<strong>in</strong>en damit im Durchschnitt<br />

positivere Verhaltensvorbilder darzustellen. Die Orientierung an diesen Vorbildern<br />

senkt offenbar die Gewaltbereitschaft.<br />

Abbildung 24: Gewalttätiges Verhalten nach Geschlechts- bzw. ethnischer Zusammensetzung der Fre<strong>und</strong>esgruppe,<br />

9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong> %; gewichtete Daten; fett: signifikant bei p < .05)<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

74<br />

5,0<br />

0,0<br />

26,8<br />

ke<strong>in</strong>e Mädchen<br />

Jungen Mädchen deutsch nichtdeutsch<br />

31,1<br />

mittlerer Anteil Mädchen<br />

21,6<br />

hoher Anteil Mädchen<br />

4,6 6,8<br />

ke<strong>in</strong>e Jungen<br />

mittlerer Anteil Jungen<br />

13,5<br />

hoher Anteil Jungen<br />

Die <strong>in</strong> Abbildung 24 dargestellten Bef<strong>und</strong>e illustrieren e<strong>in</strong>en substanziellen Zusammenhang<br />

zwischen der Zusammensetzung des Fre<strong>und</strong>esnetzwerkes, d.h. des sozialen Kapitals e<strong>in</strong>es<br />

Jugendlichen, <strong>und</strong> dem eigenen Verhalten. Sie s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> dreifacher H<strong>in</strong>sicht zu relativieren:<br />

Erstens erklärt e<strong>in</strong> Indikator der Struktur e<strong>in</strong>es Netzwerkes alle<strong>in</strong> nur unzureichend, warum<br />

e<strong>in</strong>e Beziehung mit del<strong>in</strong>quentem Verhalten existiert. Es müsste mittels weiterer Studien versucht<br />

werden zu klären, welche Prozesse <strong>in</strong>nerhalb verschieden besetzter Jugendgruppen genau<br />

ablaufen <strong>und</strong> u.a. Mädchen <strong>in</strong> Jungengruppen häufiger zu Tätern werden lassen als Mädchen<br />

<strong>in</strong> Mädchengruppen. Zweitens gelten die Beziehungen zwischen der Netzwerkstruktur<br />

<strong>und</strong> dem Verhalten nicht für alle del<strong>in</strong>quenten Verhaltensweisen. Im Bereich der Eigentums-<br />

24,0<br />

ger<strong>in</strong>ger Anteil Deutscher<br />

13,6<br />

mittlerer Anteil Deutscher<br />

8,4<br />

alle Fre<strong>und</strong>e deutsch<br />

27,5<br />

alle Fre<strong>und</strong>e nichtdeutsch<br />

22,7<br />

mittlerer Anteil Deutscher<br />

12,0<br />

hoher Anteil Deutscher

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