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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Lahe stellt e<strong>in</strong>en der höchsten Anteile an Tätern von Gewalt- <strong>und</strong> Eigentumsdel<strong>in</strong>quenz sowie<br />

Ladendiebstahl bei gleichzeitig hoher Rate an Cannabis konsumierenden Jugendlichen. In<br />

Le<strong>in</strong>hausen machen die Jugendlichen überdurchschnittlich häufig Opfererfahrungen <strong>in</strong> der<br />

Familie. Zugleich werden von den dort wohnenden Jugendlichen sehr häufig Ladendiebstähle<br />

<strong>und</strong> andere Eigentumsdelikte begangen. Dafür f<strong>in</strong>den sich hier nur wenige Cannabiskonsumenten.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sei bei Le<strong>in</strong>hausen noch e<strong>in</strong>mal auf die ger<strong>in</strong>ge Fallzahl verwiesen (N =<br />

20). Der Stellenwert e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen Jugendlichen <strong>in</strong> Le<strong>in</strong>hausen ist bei diesen ger<strong>in</strong>gen Fallzahlen<br />

höher als bei Jugendlichen aus anderen Stadtteilen: So stellt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Jugendlicher<br />

immer 5 % der gesamten Le<strong>in</strong>hausener Neuntklässlerstichprobe dar (1/20), <strong>in</strong> Bemerode stellt<br />

e<strong>in</strong> Jugendlicher nur 0,5 % der Stichprobe dar (1/209). E<strong>in</strong> Ausreißerwert <strong>in</strong> Le<strong>in</strong>hausen erhält<br />

dadurch e<strong>in</strong> höheres Gewicht als <strong>in</strong> anderen Stadtteilen mit mehr Jugendlichen. Dennoch<br />

s<strong>in</strong>d die Aussagen für die Jugendlichen der 9. Klasse aus Le<strong>in</strong>hausen repräsentativ, da e<strong>in</strong>e<br />

Vollerhebung durchgeführt wurde. E<strong>in</strong> Großteil der Stadtteile (z.B. L<strong>in</strong>den-Nord oder Groß-<br />

Buchholz) ist eher unauffällig, d.h. hier ergeben sich zumeist durchschnittliche Werte, Abweichungen<br />

nach unten oder oben s<strong>in</strong>d dagegen selten.<br />

Verwendet man bei der Kategorisierung der Stadtteile e<strong>in</strong> weniger strenges Kriterium <strong>und</strong><br />

bezieht sich auf die obersten bzw. untersten 30 % der Verteilung, dann s<strong>in</strong>d es wiederum Zoo<br />

<strong>und</strong> Kirchrode, die e<strong>in</strong>e besonders ger<strong>in</strong>ge Problembelastung aufweisen. Kirchrode gehört <strong>in</strong><br />

sieben Bereichen zu den ger<strong>in</strong>g belasteten Stadtteilen, <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen dagegen zu den<br />

Problemstadtteilen. Ganz ähnlich verhält es sich im Stadtteil Zoo, das <strong>in</strong> sechs Bereichen ger<strong>in</strong>g<br />

belastet ist. Lediglich beim Alkoholkonsum der Jugendlichen besteht hier Handlungsbedarf.<br />

Besonders gut schneiden weiterh<strong>in</strong> die Stadtteile Südstadt <strong>und</strong> Misburg-Süd ab. Die<br />

Südstadt fällt <strong>in</strong> sieben Bereichen <strong>in</strong> die unteren 30 % der Verteilung <strong>und</strong> gehört <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em<br />

anderen Bereich zu den oberen 30 % der Verteilung, <strong>in</strong> Misburg-Süd beträgt das Verhältnis<br />

7:1. Eher hoch belastet s<strong>in</strong>d entsprechend dieser weiten Def<strong>in</strong>ition die Stadtteile Kleefeld<br />

(1:5), Lahe (1:6), Herrenhausen (0:5) <strong>und</strong> Rickl<strong>in</strong>gen (0:7). 92 Vor allem im Stadtteil Rickl<strong>in</strong>gen<br />

besteht <strong>in</strong> mehrerer H<strong>in</strong>sicht Handlungsbedarf. In ke<strong>in</strong>em der Bereiche gehört Rickl<strong>in</strong>gen<br />

zu den am wenigsten belasteten Bereichen, dafür aber <strong>in</strong> sieben Bereichen zu den eher problembelasteten<br />

Stadtteilen.<br />

7.4. Zur Bedeutung von Stadtvierteleigenschaften für die Erklärung del<strong>in</strong>quenten<br />

Verhaltens von Jugendlichen<br />

Im vorangegangenen Abschnitt 7.3. wurde gezeigt, dass <strong>in</strong>sbesondere das Gewaltverhalten<br />

<strong>und</strong> das Begehen e<strong>in</strong>es schweren Diebstahls (Autoe<strong>in</strong>bruch, E<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gebäude, Fahrzeugdiebstahl)<br />

signifikant zwischen den Stadtteilen variiert. In e<strong>in</strong>em abschließenden multivariaten<br />

Modell soll deshalb geprüft werden, ob es neben zentralen <strong>in</strong>dividuellen Prädiktoren<br />

möglicherweise Stadtteilmerkmale gibt, die für die Vorhersage dieses Verhaltens entsprechend<br />

der skizzierten Theorien relevant se<strong>in</strong> können. Als abhängige Variable dient neben der<br />

Gewaltprävalenz (für das Jahr 2005) zusätzlich die Prävalenz der schweren Eigentumsdel<strong>in</strong>quenz<br />

(2005). Es wird also der Frage nachgegangen, warum manche Jugendliche <strong>in</strong> den letzten<br />

zwölf Monaten e<strong>in</strong>e Gewalttat bzw. e<strong>in</strong>en schweren Diebstahl begangen haben, andere<br />

h<strong>in</strong>gegen nicht. Da es sich um e<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>äre abhängige Variable handelt, werden b<strong>in</strong>är logisti-<br />

92 In Klammern wurde jeweils die Häufigkeit der Zugehörigkeit zu den unteren 30 % vs. den oberen 30 % der<br />

Verteilung angegeben.<br />

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