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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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sonders häufig Cafés, Kneipen <strong>und</strong> Bars bzw. Diskotheken. Gymnasiasten s<strong>in</strong>d ebenfalls häufiger<br />

als Schüler anderer Schulformen <strong>in</strong> Cafés etc. zu f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> Diskotheken s<strong>in</strong>d sie demgegenüber<br />

deutlich seltener als Haupt- oder Realschüler.<br />

Tabelle 25: Aufsuchen von Freizeitorten (oft bzw. sehr oft) nach Geschlecht, ethnischer Herkunft <strong>und</strong><br />

Schulform, 9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong> %; gewichtete Daten)<br />

E<strong>in</strong>kaufzentren,<br />

Kaufhäuser<br />

Café, Kneipe,<br />

Bar<br />

Diskotheken<br />

Jugendclub,<br />

Jugendzentrum<br />

Mädchen 78,0 31,0 10,5 8,7<br />

Jungen 47,6 18,7 11,5 16,1<br />

Cramers V .316*** .194*** .016 .113***<br />

deutsch 60,7 26,2 8,8 7,4<br />

türkisch 69,8 19,2 11,6 23,8<br />

russisch 65,6 30,3 18,8 19,2<br />

polnisch 63,0 23,2 12,6 15,0<br />

andere 63,7 22,0 12,9 15,8<br />

Cramers V .075*** .093*** .073*** .146***<br />

Förderschule k.A. k.A. k.A. k.A.<br />

Hauptschule 56,6 18,5 15,9 20,6<br />

Realschule 62,2 26,5 15,9 14,9<br />

Gesamtschule 66,1 21,6 9,5 14,2<br />

Gymnasium/ Waldorfschule 64,0 27,8 7,2 7,0<br />

Cramers V .080*** .083*** .093*** .123***<br />

Gesamt 62,9 24,9 11,0 12,3<br />

* p < .05, ** p < .01, *** p < .001, k.A. = ke<strong>in</strong>e Angabe, da nicht erhoben<br />

Der E<strong>in</strong>druck, dass sich <strong>in</strong>sbesondere das Aufsuchen von Jugendclubs bzw. Jugendzentren als<br />

Risikofaktor für del<strong>in</strong>quentes Verhalten erweist, bestätigt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er multivariaten Auswertung<br />

(Tabelle 26). Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen geht e<strong>in</strong> häufiges Aufsuchen dieser<br />

Orte mit e<strong>in</strong>er erhöhten Bereitschaft zur Ausübung von Gewalt <strong>und</strong> Diebstahl e<strong>in</strong>her. Die<br />

Interpretation dieses Bef<strong>und</strong>es könnte lauten, dass gerade Jugendliche mit e<strong>in</strong>er del<strong>in</strong>quenten<br />

Vergangenheit diese Orte bewusst aufsuchen, weil sie hier eher auf Personen mit ähnlichen<br />

E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong> Erfahrungen treffen. Da der Effekt aber auch bestehen bleibt, wenn die<br />

ethnische Herkunft oder das Bildungsniveau kontrolliert werden, sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Erklärung der<br />

Selbstselektion nicht ausreichend. Offenbar spielt e<strong>in</strong>e gewichtige Rolle, dass Jugendliche <strong>in</strong><br />

Jugendzentren häufiger Kontakt mit del<strong>in</strong>quenten Jugendlichen aufbauen können <strong>und</strong> diese<br />

dann als Verhaltensvorbilder wirken. Vormals unauffällige Jugendliche werden <strong>in</strong> Gruppen<br />

del<strong>in</strong>quenter Gleichaltriger dann häufiger selbst e<strong>in</strong>e Bereitschaft zum Begehen del<strong>in</strong>quenter<br />

Taten entwickeln. Dabei ist zu beachten, dass die Inhalte der Beschäftigung <strong>in</strong> Jugendclubs<br />

<strong>und</strong> Freizeitzentren anders als <strong>in</strong> Schulen <strong>und</strong> Sportvere<strong>in</strong>en nicht vorstrukturiert <strong>und</strong> geregelt<br />

s<strong>in</strong>d. Hier ergeben sich deshalb weit mehr Möglichkeiten, dass sich aus der Gruppe heraus<br />

del<strong>in</strong>quente Aktivitäten entwickeln.<br />

E<strong>in</strong> durchweg signifikanter E<strong>in</strong>fluss geht darüber h<strong>in</strong>aus von ke<strong>in</strong>er der anderen Variablen<br />

aus, die Freizeitaktivitäten erfassen. Jugendliche, die Diskotheken besuchen, s<strong>in</strong>d tendenziell<br />

del<strong>in</strong>quenter, wobei dies <strong>in</strong>sbesondere auf die Mädchen zutrifft. E<strong>in</strong> Diskobesuch kann also<br />

vor allem bei Mädchen als Risikofaktor betrachtet werden. E<strong>in</strong> häufiger Besuch von Cafés,<br />

Kneipen oder Bars steht bei Jungen mit erhöhter Gewaltbereitschaft, bei Mädchen mit erhöhter<br />

Bereitschaft zum Begehen von Diebstählen <strong>in</strong> Beziehung. Bei beiden Geschlechtern gilt<br />

zudem, dass Lesen als Freizeitaktivität mit ger<strong>in</strong>geren Gewalt- <strong>und</strong> Diebstahlprävalenzen e<strong>in</strong>-<br />

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