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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Brettfeld <strong>und</strong> Wetzels (2004) sowie Wilmers et al. (2002) dokumentieren die Veränderungen<br />

der <strong>Jugendgewalt</strong>, die die Schülerbefragungen des Krim<strong>in</strong>ologischen Forschungs<strong>in</strong>stituts<br />

Niedersachsen im Vergleich der Jahre 1998 <strong>und</strong> 2000 ergeben haben. Bei den Täterangaben<br />

zur eigenen Gewalt f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e signifikante Abnahme der Zwölf-Monats-Prävalenz von<br />

20,4 auf 15,7 %; die Lebenszeitprävalenz hat sich demgegenüber nicht verändert (25,6 <strong>und</strong><br />

26,4 %), was als H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e Vorverlagerung del<strong>in</strong>quenter Akte verstanden werden<br />

kann. Die Rückgänge <strong>in</strong> der Zwölf-Monats-Prävalenz f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> allen Städten, bei beiden<br />

Geschlechtern <strong>und</strong> bei allen ethnischen Gruppen. Die den Hellfeldbef<strong>und</strong>en widersprechenden<br />

Ergebnisse werden mit der veränderten Anzeigebereitschaft der Jugendlichen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

gebracht, die zwischen 1997 <strong>und</strong> 1999 <strong>in</strong> allen Städten gestiegen ist. Insgesamt wurden<br />

von allen erlebten Übergriffen im Jahr 1997 13,1 % angezeigt, zwei Jahre später waren es<br />

schon 14,5 %. Dabei ist die Anzeigebereitschaft besonders bei denjenigen Delikten gestiegen,<br />

bei denen ke<strong>in</strong> Schaden entstanden ist; d.h. es gelangen mittlerweile mehr m<strong>in</strong>derschwere<br />

Delikte <strong>in</strong>s Hellfeld.<br />

Diese Bef<strong>und</strong>e werden von Block, Brettfeld <strong>und</strong> Wetzels (2007) mit Bezug auf die Stadt<br />

Hamburg auch bis <strong>in</strong>s Jahr 2005 fortgeschrieben. Eigentumsdelikte gehen <strong>in</strong> Hamburg zurück,<br />

wobei sich bei Vandalismus <strong>und</strong> Autoe<strong>in</strong>bruch die wesentlichen Entwicklungen im Zeitraum<br />

1998 bis 2000, beim Graffitisprühen h<strong>in</strong>gegen zwischen 2000 <strong>und</strong> 2005 ereigneten. Ladendiebstahl<br />

hat zwischen allen drei Erhebungszeitpunkten abgenommen. Bei Gewaltdelikten<br />

fallen die Trends ähnlich aus: Bei Bedrohungen mit Waffen, bei Raubtaten <strong>und</strong> Erpressungen<br />

zeigt sich e<strong>in</strong> deutlicher Rückgang, der <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie im Vergleich der Jahre 1998 <strong>und</strong> 2000<br />

zu beobachten ist; danach bleiben die Prävalenzraten weitestgehend stabil. Bei Körperverletzungen<br />

h<strong>in</strong>gegen ist e<strong>in</strong>e kurvil<strong>in</strong>eare Entwicklung zu verzeichnen: Nach e<strong>in</strong>em signifikanten<br />

Rückgang zwischen 1998 <strong>und</strong> 2000 steigt die Prävalenzrate <strong>in</strong>nerhalb der Folgejahre von 16,0<br />

auf 19,2 % an.<br />

Neben Hamburg können diese Bef<strong>und</strong>e auch mittels der Schülerbefragungen 2005 für die<br />

Städte München, Stuttgart <strong>und</strong> Schwäbisch Gmünd überprüft werden (vgl. Baier 2008). An<br />

dieser Stelle beschränken wir uns allerd<strong>in</strong>gs auf die Vorstellung zentraler Ergebnisse der Befragung<br />

<strong>in</strong> <strong>Hannover</strong>. Bereits <strong>in</strong> den Jahren 1998 <strong>und</strong> 2000 wurden hier jeweils zu Beg<strong>in</strong>n<br />

e<strong>in</strong>es Jahres Jungen wie Mädchen der neunten Jahrgangsstufe mit e<strong>in</strong>em standardisierten Fragebogen<br />

befragt. Dabei wurden Stichproben gezogen; nur die Befragung im Jahr 2006 stellt<br />

e<strong>in</strong>e Vollerhebung dar. In Bezug auf die zu repräsentierende Gr<strong>und</strong>gesamtheit unterscheiden<br />

sich die Befragungen der unterschiedlichen Jahre nicht unwesentlich vone<strong>in</strong>ander: Während<br />

1998 <strong>und</strong> 2000 z.T. auch Jugendliche aus dem Berufsvorbereitungsjahr e<strong>in</strong>bezogen worden<br />

s<strong>in</strong>d, gilt dies für die Befragungen aus dem Jahr 2006 nicht. Förderschüler wurden nur <strong>in</strong> die<br />

jüngste Befragung e<strong>in</strong>bezogen; aus früheren Jahren stehen hier ke<strong>in</strong>e vergleichbaren Schüler<br />

zur Verfügung. In 2006 wurden ebenfalls zum ersten Mal systematisch Schulen <strong>in</strong> nicht öffentlicher<br />

Trägerschaft e<strong>in</strong>bezogen, da diese mittlerweile von e<strong>in</strong>em nicht zu vernachlässigenden<br />

Anteil der Schülerschaft besucht werden. E<strong>in</strong> Längsschnittvergleich sollte sich aber auf<br />

jene Schüler beziehen, die über alle Befragungszeitpunkte h<strong>in</strong>weg <strong>in</strong> gleichen Schulformen<br />

unterrichtet wurden. In <strong>Hannover</strong> werden also nur Haupt-, Real- <strong>und</strong> Gesamtschüler sowie<br />

Gymnasiasten berücksichtigt, d.h. es liegen den nachfolgenden Auswertungen Daten von<br />

2.067 (1998), 1.892 (2000) <strong>und</strong> 3.175 (2006) Schülern zugr<strong>und</strong>e. Abweichungen von den<br />

Verhältnissen <strong>in</strong> der Gr<strong>und</strong>gesamtheit wurden über Gewichtungen ausgeglichen (vgl. Baier<br />

2008).<br />

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