04.01.2013 Aufrufe

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

sechs Verhaltensformen h<strong>in</strong>weg, wobei der Verkauf von Raubkopien nur ger<strong>in</strong>gfügig durch<br />

Selbstkontrolle vorhergesagt wird. E<strong>in</strong>e hohe Gewaltakzeptanz ist ebenfalls für alle Deliktsformen<br />

relevant. Damit hat es den Ansche<strong>in</strong>, als ob durch die entsprechende Skala nicht alle<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Gewaltakzeptanz, sondern e<strong>in</strong>e generelle Neigung zu normverletzendem Verhalten gemessen<br />

wird.<br />

Tabelle 34: Persönlichkeitsfaktoren als Erklärungsfaktoren del<strong>in</strong>quenten Verhaltens (logistische Regression;<br />

abgebildet: Exp(B); gewichtete Daten)<br />

96<br />

Soziales<br />

Mobb<strong>in</strong>g<br />

(Schule)<br />

Physische<br />

Gewalt<br />

(Schule)<br />

Gewalt Diebstahl Sachbeschädigung <br />

Raubkopien<br />

Selbstkontrolle: ger<strong>in</strong>g Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz<br />

Selbstkontrolle: mittel 0.688 0.552** 0.284*** 0.680 0.570** 0.881<br />

Selbstkontrolle: hoch 0.452*** 0.240*** 0.106*** 0.294*** 0.193*** 0.513*<br />

Gewaltakzeptanz: ger<strong>in</strong>g Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz<br />

Gewaltakzeptanz: mittel 1.562*** 3.581*** 4.719*** 1.847*** 2.370*** 1.717***<br />

Gewaltakzeptanz: hoch 1.923** 8.874*** 12.394*** 2.692*** 3.546*** 2.672***<br />

Anomie: ger<strong>in</strong>g Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz<br />

Anomie: mittel 1.067 0.912 1.083 1.133 1.564** 1.077<br />

Anomie: hoch 1.302* 1.054 1.387 1.240 1.833*** 1.296<br />

Universalismus: ger<strong>in</strong>g Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz<br />

Universalismus: mittel 1.103 1.126 0.691* 0.736* 0.849 0.826<br />

Universalismus: hoch 0.933 0.821 0.832 0.676* 0.755 0.710<br />

Selbststärkung: ger<strong>in</strong>g Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz<br />

Selbststärkung: mittel 1.526*** 1.531* 1.274 1.959*** 1.056 1.453<br />

Selbststärkung: hoch 2.108*** 1.461* 1.248 1.899** 1.093 1.958**<br />

ke<strong>in</strong>e Zugehörigkeit Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz Referenz<br />

wenig religiös 0.863 1.025 0.879 0.995 0.941 1.229<br />

religiös 0.987 1.006 1.012 0.927 0.896 1.174<br />

sehr religiös 0.845 1.223 0.910 0.695 0.738 1.118<br />

N 3310 3315 3311 3305 3312 3289<br />

Nagelkerkes R² .078 .345 .389 .130 .203 .140<br />

* p < .05, ** p < .01, *** p < .001, Kontrolle von Geschlecht, Alter, ethnischer Herkunft <strong>und</strong> Schulform<br />

Daneben stehen auch Werthaltungen der Selbststärkung mit den betrachteten Verhaltensweisen<br />

<strong>in</strong> Beziehung: Wer Macht bzw. Erfolgsorientierung ver<strong>in</strong>nerlicht hat, sche<strong>in</strong>t diese Ziele<br />

auch auf anderen als den konventionellen Wegen anzustreben (z.B. Diebstahl). Diese Bef<strong>und</strong>e<br />

decken sich mit Bef<strong>und</strong>en zur negativen Wirkung der „Ellenbogenmentalität“: Hadjar (2004)<br />

zeigt, dass das Hierarchische Selbst<strong>in</strong>teresse, welches Werthaltungen wie die Konkurrenzorientierung,<br />

die Leistungsbereitschaft <strong>und</strong> die Akzeptanz sozialer Unterschiede be<strong>in</strong>haltet, zur<br />

Folge hat, dass Ausländer als unliebsame Konkurrenten abgewertet werden; höhere Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit<br />

ist die Folge. Baier (2005) zeigt e<strong>in</strong>en solchen Zusammenhang auch für soziale<br />

Aggressionsformen. Sowohl bei Baier (2005) als auch <strong>in</strong> den hier präsentierten Modellen stehen<br />

diese Werthaltungen allerd<strong>in</strong>gs nicht mit Gewaltverhalten (außerhalb der Schule) <strong>in</strong> Beziehung.<br />

Sachbeschädigungen werden ebenfalls nicht häufiger von Jugendlichen mit hohen<br />

Selbststärkungs-Werten ausgeführt. Anomie, Religiosität <strong>und</strong> Universalismus schließlich<br />

spielen <strong>in</strong> multivariaten Modellen als Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren von Del<strong>in</strong>quenz nur e<strong>in</strong>e untergeordnete<br />

Rolle. Zwar zeigt sich, dass Anomie die Bereitschaft zum Begehen von Sachbeschädigung<br />

erhöht <strong>und</strong> Universalismus die zum Diebstahl senkt, zu den anderen Deliktformen<br />

existieren aber ke<strong>in</strong>e Zusammenhänge. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Faktoren für die<br />

Erklärung abweichenden Verhaltens unbrauchbar s<strong>in</strong>d. Entsprechend des Modell distaler <strong>und</strong><br />

proximaler Faktoren ist zu vermuten, dass universalistische Werthaltungen, religiöse Gefühle<br />

oder anomische Ansichten dazu beitragen, das Ausmaß an Selbstkontrolle oder gewaltakzep-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!