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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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lastungsfaktors haben wir bereits weiter oben dargestellt. Im H<strong>in</strong>blick auf die anderen vier<br />

zeigt sich zunächst, dass die ethnischen Unterschiede bzw. die Unterschiede zwischen den<br />

Schulformen weniger deutlich ausfallen als beim Kulturkapital. Dies ist zum<strong>in</strong>dest mit Blick<br />

auf den Tod e<strong>in</strong>es Elternteils nicht unerwartet, sollte e<strong>in</strong> solcher Tod doch weniger mit der<br />

ethnischen Herkunft oder dem Bildungsniveau variieren – zum<strong>in</strong>dest nicht <strong>in</strong> dem Alter, <strong>in</strong><br />

dem sich die Eltern von Neuntklässlern im Durchschnitt bef<strong>in</strong>den werden. Überraschend ist<br />

dennoch, dass Förder- <strong>und</strong> Hauptschüler signifikant häufiger e<strong>in</strong>en solchen Tod erlebt haben.<br />

Gleich gilt für die Trennungs- bzw. Scheidungserlebnisse, die Gymnasiasten weit seltener<br />

machen mussten als Förder- oder Hauptschüler. Interessant im H<strong>in</strong>blick auf diesen Indikator<br />

s<strong>in</strong>d die Ethnienunterschiede: Nur jeder fünfte Schüler türkischer Herkunft berichtet von<br />

Trennung oder Scheidung der Eltern, bei den anderen Gruppen ist es jeweils jeder Dritte.<br />

Was den Umzug anbelangt, fallen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die russischen Jugendlichen auf. Dabei ist zu<br />

beachten, dass nicht jede Form des Umzugs von den Schülern berichtet werden sollte, sondern<br />

nur jene Umzüge, bei denen Fre<strong>und</strong>schaftsnetzwerke zerbrochen s<strong>in</strong>d („soweit umgezogen,<br />

dass ich Fre<strong>und</strong>e verloren habe“). Fast jeder zweite russische Befragte, aber nur jede<br />

fünfte bis sechste Befragte e<strong>in</strong>er anderen Herkunft hat solch e<strong>in</strong>en Umzug durchlebt. Die Erklärung<br />

für diesen deutlichen Unterschied besteht dar<strong>in</strong>, dass russische Jugendlichen nur zu<br />

10,3 % <strong>in</strong> Deutschland geboren s<strong>in</strong>d; im Pr<strong>in</strong>zip müsste demnach die Umzugsquote noch<br />

deutlich höher ausfallen. Für e<strong>in</strong>ige russische Jugendliche ist die E<strong>in</strong>wanderung nach<br />

Deutschland aber bereits so lange her, dass sie sich möglicherweise nicht mehr bewusst daran<br />

er<strong>in</strong>nern können.<br />

Das Erleben von Arbeitslosigkeit der Eltern wird ebenfalls von den russischen Jugendlichen<br />

am häufigsten berichtet: 38,6 % im Vergleich zu 22,7 % bei den Deutschen. Zu beachten ist,<br />

dass hier nicht nur e<strong>in</strong>e aktuelle Arbeitslosigkeit der Eltern berücksichtigt wird, sondern auch<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitslosigkeit <strong>in</strong> der Vergangenheit. E<strong>in</strong>mal mehr wird bei diesem Indikator zudem das<br />

Gefälle zwischen Schülern niedrigerer <strong>und</strong> höherer Schulformen deutlich, da Gymnasiasten<br />

nur etwa halb so oft von Arbeitslosigkeit der Eltern berichten als Förderschüler. Insgesamt<br />

ergibt sich wieder das bekannte Bild der Höherbelastung von nichtdeutschen Schülern bzw.<br />

von Förderschülern: Von fünf möglichen Stressoren haben deutsche Jugendliche <strong>und</strong> Jugendliche<br />

aus Gymnasien jeweils nur 0,8 erlebt, russische Jugendliche oder Schüler aus Hauptschulen<br />

liegen um fast das Doppelte darüber, d.h. ihr Leben war bis dato deutlich reicher an<br />

potenziellen Stressoren. Mit der Ausnahme des Verkaufs von Raubkopien steht das Erleben<br />

der erwähnten Ereignisse auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beziehung mit der Bereitschaft, del<strong>in</strong>quente Taten<br />

auszuführen: Die stärksten Zusammenhänge s<strong>in</strong>d dabei für Diebstahl- <strong>und</strong> Gewaltdelikte zu<br />

f<strong>in</strong>den. Während e<strong>in</strong> Schüler ganz ohne Stresserfahrungen nur zu 13,2 % m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en<br />

Diebstahl im zurückliegenden Jahr ausgeführt hat (Mehrfachtäter: 2,8 %), s<strong>in</strong>d es von den<br />

Schülern mit drei oder mehr Stresserfahrungen 21,2 % (Mehrfachtäter: 8,3 %). Für Gewalt<br />

zeigt sich, dass Schüler ohne Stressoren zu 11,4 % Täter waren (2,6 % Mehrfachtäter), Schüler<br />

mit drei oder mehr Stressoren zu 18,1 % (4,1 % Mehrfachtäter).<br />

4.2. Schule<br />

Da sich Jugendliche zu e<strong>in</strong>em hohen Teil ihres Lebens <strong>in</strong> der Schule aufhalten, ist davon auszugehen,<br />

dass auch der schulische Kontext die Neigung zu del<strong>in</strong>quentem Verhalten bee<strong>in</strong>flus-<br />

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