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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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3. Jugendliche <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> als Opfer <strong>und</strong> Täter<br />

3.1. Die Opferperspektive<br />

Gewalterfahrungen der Schüler wurden im Fragebogen zunächst aus Opfer-, an e<strong>in</strong>er späteren<br />

Stelle auch aus Täterperspektive erfasst. Es ist davon auszugehen, dass der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />

Themen Krim<strong>in</strong>alität <strong>und</strong> abweichendes Verhalten am besten über die Viktimisierungen erfolgt,<br />

da die Angaben hierüber weniger den Effekten der sozialen Erwünschtheit unterliegen;<br />

d.h. über Opfererfahrungen geben Jugendliche bereitwilliger <strong>und</strong> verlässlicher Auskunft als<br />

über eigene Täterschaften. Viktimisierungserfahrungen wurden <strong>in</strong> Bezug auf drei soziale E<strong>in</strong>heiten<br />

erfasst: <strong>Hannover</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en, Familie <strong>und</strong> Schule.<br />

Bei den Viktimisierungserfahrungen im Allgeme<strong>in</strong>en wurden <strong>in</strong> Anlehnung an die älteren<br />

Schülerbefragungen (vgl. Wetzels et al. 2001; Wilmers et al. 2002) die Delikte Raub, Erpressung,<br />

sexuelle Gewalt, Körperverletzung mit Waffen <strong>und</strong> Körperverletzung ohne Waffen unterschieden.<br />

10 Erstmalig wurde <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> auch nach Erfahrungen mit sexuellen Belästigungen<br />

<strong>und</strong> Mobb<strong>in</strong>gerlebnissen gefragt. Unter sexueller Belästigung sollten dabei Vorfälle verstanden<br />

werden, bei denen e<strong>in</strong>e oder mehrere Personen gegen den Willen des Befragten diesen<br />

unsittlich angefasst haben (z.B. zwischen die Be<strong>in</strong>e oder an die Brust). Als Mobb<strong>in</strong>g bzw.<br />

psychische Gewaltvorfälle gelten jene aggressiven Verhaltensweisen, bei denen e<strong>in</strong>e oder<br />

mehrere Personen den Befragten über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum h<strong>in</strong>weg wiederholt schikaniert,<br />

benachteiligt, ausgegrenzt oder verbal herabgesetzt haben, ohne dabei körperliche Verletzungen<br />

zuzufügen. Zu diesen <strong>in</strong>sgesamt sieben Delikten wurde die Lebenszeitprävalenz 11 , das<br />

Alter der erstmaligen Viktimisierung, die Anzahl an Vorfällen <strong>in</strong> den letzten 12 Monaten 12<br />

sowie die Anzeigehäufigkeit erhoben. Zudem sollten Jugendliche, die bereits e<strong>in</strong>es dieser Delikte<br />

erlebt haben, für das am jüngsten zurückliegende Delikt detaillierter Auskünfte erteilen,<br />

z.B. zum Geschlecht bzw. der ethnischen Herkunft des Täters, zu den materiellen <strong>und</strong> physischen<br />

Folgen usw. (s.u.).<br />

Neben den Gewalterfahrungen im Raum <strong>Hannover</strong> wurden auch die Gewalterfahrungen durch<br />

die eigenen Eltern im Rahmen der Familie erfragt, da zahlreiche Studien e<strong>in</strong>en Zusammenhang<br />

zwischen dieserart Viktimisierung <strong>und</strong> eigener Gewaltauffälligkeit berichten. Im Frage-<br />

10 Diese Delikte wurden im Fragebogen jeweils näher umschrieben; beispielsweise fand sich beim Raub die<br />

folgende Erläuterung: „Jemand hat dir mit Gewalt etwas entrissen oder dir unter Androhung von Gewalt etwas<br />

weggenommen, z.B. de<strong>in</strong>e Tasche, de<strong>in</strong> Fahrrad oder Geld.“ Durch diese Erläuterung wurde sichergestellt, dass<br />

die Jugendlichen alle annähernd das Gleiche unter e<strong>in</strong>em Raub verstehen <strong>und</strong> ähnliche Vorkommnisse unter<br />

dieser Rubrik subsumieren.<br />

11 Die Lebenszeitprävalenz gibt an, welcher Anteil an Befragten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em bisherigen Leben schon e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e<br />

Erfahrung gemacht bzw. e<strong>in</strong>e Tat begangen hat; die Kennziffern werden sowohl im H<strong>in</strong>blick auf<br />

Viktimisierungen als auch auf Täterschaften berichtet.<br />

12 Im Fragebogen wurden nach den Erlebnissen <strong>in</strong> den letzten zwölf Monaten gefragt. Da die Befragung aber<br />

Anfang des Jahres 2006 stattfand, s<strong>in</strong>d die letzten zwölf Monate nahezu deckungsgleich mit dem gesamten Jahr<br />

2005. Diese Form der Abfrage der Kalenderjahre erfolgte <strong>in</strong> älteren Schülerbefragungen. Unterschieden wird <strong>in</strong><br />

Bezug auf die zurückliegenden zwölf Monate im Folgenden e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> Prävalenz-, andererseits <strong>in</strong><br />

Inzidenzraten. Prävalenzraten drücken aus, welcher Anteil an Jugendlichen im besagten Zeitraum überhaupt<br />

etwas erlebt oder begangen hat. Inzidenzraten berücksichtigen darüber h<strong>in</strong>aus, wie häufig dies geschehen ist. In<br />

der Regel wird dabei der Anteil an Jugendlichen ausgewiesen, der fünf Mal <strong>und</strong> mehr etwas erlebt oder<br />

begangen hat (Mehrfachopfer oder –täter).<br />

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