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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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tierender E<strong>in</strong>stellungen vorherzusagen; sie bee<strong>in</strong>flussen damit die unmittelbar wichtigen Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren,<br />

wie die oben aufgeführten Korrelationen nahe legen.<br />

4.5. Zusammenfassende Analysen<br />

Um zu untersuchen, welche der unter 4.1. bis 4.4. vorgestellten Faktoren <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

die Bereitschaft zum Begehen verschiedener del<strong>in</strong>quenter Taten bee<strong>in</strong>flusst, wurden sechs<br />

logistische Regressionsanalysen durchgeführt, mit den <strong>in</strong> Tabelle 35 dargestellten Ergebnissen.<br />

Aufgenommen wurden dabei nur jene Koeffizienten, die sich als signifikant herausgestellt<br />

haben. Als abhängige Variablen wurden die bereits bekannten Delikte aufgenommen,<br />

wobei bei fünf der sechs Variablen danach gefragt wird, was Täter von Nichttätern unterscheidet.<br />

Nur im H<strong>in</strong>blick auf das <strong>in</strong>sgesamt recht weit verbreitete soziale Mobb<strong>in</strong>g wird danach<br />

gefragt, was Mehrfachtäter von Nicht- bzw. seltenen Tätern unterscheidet.<br />

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

- Jungen treten mit Ausnahme des Diebstahls <strong>und</strong> des sozialen Mobb<strong>in</strong>g auch nach Berücksichtigung<br />

verschiedener familiärer, schulischer <strong>und</strong> medialer Sozialisationserfahrungen<br />

häufiger als Täter <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung. Ihr Risiko, <strong>in</strong>nerhalb der Schule zum Gewalttäter zu<br />

werden, ist viermal höher als das Risiko von Mädchen.<br />

- Der Hauptschulbesuch ist e<strong>in</strong> eigenständiger Verstärkungsfaktor von <strong>Jugendgewalt</strong>;<br />

Hauptschüler waren ca. doppelt so häufig Gewalttäter wie Gymnasiasten. Im Bereich anderer<br />

del<strong>in</strong>quenter Verhaltensweisen ist e<strong>in</strong>e solche Höherbelastung allerd<strong>in</strong>gs nicht feststellbar.<br />

- Die ethnische Herkunft e<strong>in</strong>es Befragten steht <strong>in</strong>sgesamt betrachtet <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Zusammenhang<br />

mit Del<strong>in</strong>quenz. Bei Diebstahldelikten <strong>und</strong> Sachbeschädigungen zeigt sich sogar,<br />

dass türkische Jugendliche signifikant seltener Taten begangen haben. Mit Blick auf die<br />

Gewalt bedeuten diese Bef<strong>und</strong>e, dass die Ursachen für die <strong>in</strong> Kapitel 3 berichtete Höherbelastung<br />

nichtdeutscher Jugendlicher bei Raubtaten <strong>und</strong> Körperverletzungen <strong>in</strong> den Lebensumständen<br />

der Migranten zu suchen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e genu<strong>in</strong>e Folge der ethnischen Zugehörigkeit<br />

s<strong>in</strong>d. In Analysen der Schülerbefragung 2005 hat sich gezeigt, dass hierfür <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie die schlechte schulische Integration, die stärkere Betroffenheit von <strong>in</strong>nerfamiliärer<br />

Gewalt sowie die Aufrechterhaltung von Männlichkeitsnormen verantwortlich s<strong>in</strong>d (Baier/Pfeiffer<br />

2007). Auch die Daten der <strong>Hannover</strong>befragung können dies belegen, wobei sich<br />

<strong>in</strong> hier nicht präsentierten Auswertungen u.a. auch gezeigt hat, dass die Unterschiede <strong>in</strong> der<br />

Strukturierung der Fre<strong>und</strong>esgruppe (Anteil deutscher Fre<strong>und</strong>e) sowie die Unterschiede <strong>in</strong><br />

den Freizeitbeschäftigung (Besuch von Jugendzentren/-clubs <strong>und</strong> Diskotheken) zur Erklärung<br />

ethnischer Unterschiede beitragen. 55<br />

- Familiale Faktoren weisen alles <strong>in</strong> allem nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Erklärungsbeitrag auf. Wirkungen<br />

gehen e<strong>in</strong>erseits vom Erleben <strong>in</strong>nerfamiliärer Gewalt aus, wobei sich zeigt, dass<br />

Jugendliche mit solchen Erfahrungen nicht alle<strong>in</strong> im S<strong>in</strong>ne der Imitation häufiger zu Ge-<br />

55 Vgl. zur Bedeutung der Strukturierung der Fre<strong>und</strong>esgruppe Rabold <strong>und</strong> Baier (2008a).<br />

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