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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Zu dem zuletzt erlebten Delikt wurden die Jugendlichen gebeten, weitere Angaben bezüglich<br />

verschiedener Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des Übergriffs zu berichten. Auf Basis dieser Antworten<br />

lassen sich die Deliktformen u.a. im H<strong>in</strong>blick auf ihren Schweregrad charakterisieren. Für die<br />

folgenden Auswertungen stützen wir uns dabei auf Angaben von 780 Jugendlichen der neunten<br />

Jahrgangsstufe, die zwischen 2004 <strong>und</strong> 2006 e<strong>in</strong>e Tat erlebt haben.<br />

Die nachfolgende Tabelle 7 zeigt, dass es mit Ausnahme der Frage, ob e<strong>in</strong> Delikt im eigenen<br />

Stadtteil geschehen ist oder nicht, im H<strong>in</strong>blick auf alle anderen Merkmale deutliche Unterschiede<br />

zwischen den Deliktformen bestehen. Etwas mehr als jede zweite Tat erfolgt im<br />

Stadtteil, <strong>in</strong> dem die Jugendlichen selbst leben – für Raubtaten trifft dies noch etwas häufiger<br />

zu als für Mobb<strong>in</strong>gvorfälle. Die Anzeigequoten variieren sehr stark zwischen den verschiedenen<br />

Delikten: Fast zwei von drei Raubtaten werden der Polizei zur Kenntnis gebracht, Mobb<strong>in</strong>gattacken<br />

h<strong>in</strong>gegen nur zu 6,3 %. Dies ist sicherlich auf die ger<strong>in</strong>ge Schadenshöhe zurückzuführen:<br />

Während aus 2,9 % der Mobb<strong>in</strong>gfälle e<strong>in</strong>e Verletzung mit Behandlung resultiert,<br />

liegt diese Quote bei Körperverletzungen mit Waffen bei 35,4 %. Und während beim Mobb<strong>in</strong>g<br />

nur <strong>in</strong> jedem 40. Fall e<strong>in</strong> Sachschaden von über 50 Euro entsteht, gilt gleiches bei mehr<br />

als jeder zweiten Raubtat.<br />

Bei Erpressungen fällt e<strong>in</strong>e Besonderheit auf: Zwei von fünf Taten werden mittels Waffen<br />

verübt. Beim Mobb<strong>in</strong>g wiederum ist diese Quote am ger<strong>in</strong>gsten. 14 Wirft man zudem e<strong>in</strong>en<br />

Blick auf die Täter, so zeigt sich, dass <strong>in</strong>sgesamt E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppentäter <strong>in</strong> etwa derselben<br />

Häufigkeit <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>zeltäter vor allem bei sexuellen Übergriffen<br />

überrepräsentiert, Gruppentäter h<strong>in</strong>gegen bei Körperverletzungen mit Waffen. Über<br />

drei Viertel aller Taten werden von männlichen Tätern bzw. von Gruppen, <strong>in</strong> denen die männlichen<br />

Täter überwiegen, begangen. Sexuelle Gewaltdelikte werden dabei ausschließlich von<br />

diesem Personenkreis verübt. Zum Mobb<strong>in</strong>g berichten die Opfer dagegen im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Täter ke<strong>in</strong>e Geschlechterunterschiede. 15<br />

Nichtjugendliche Täter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie im Bereich der sexuellen Übergriffsformen zu f<strong>in</strong>den;<br />

bei Erpressungen, Körperverletzungen ohne Waffen <strong>und</strong> Mobb<strong>in</strong>gfällen ist der Anteil an<br />

über 18jährigen Tätern h<strong>in</strong>gegen eher ger<strong>in</strong>g. Die Ergebnisse verdeutlichen vor allem den<br />

Sonderstatus der psychischen Gewaltdelikte, die durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Schadensmenge, e<strong>in</strong>en<br />

hohen Anteil an Täter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er sehr ger<strong>in</strong>gen Anzeigequote gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Dies<br />

ist nicht unerwartet <strong>und</strong> im H<strong>in</strong>blick auf die Arbeitsbelastung der Polizei sicherlich auch<br />

s<strong>in</strong>nvoll. Zugleich ist aber darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass Mobb<strong>in</strong>gvorfälle nicht ohne weiteres als<br />

14 Körperverletzungen mit Waffen weisen qua Def<strong>in</strong>ition den höchsten Anteil an Taten, die unter Zuhilfenahme<br />

von Waffen verübt wurden, aus. Aus der Schülerbefragung 2005 kann bezüglich der e<strong>in</strong>gesetzten Waffen<br />

gefolgert werden, dass bei nahezu der Hälfte dieser Fälle Messer zum E<strong>in</strong>satz kamen, nicht selten auch die<br />

eigentlich verbotenen Butterfly-Messer. Bei jedem fünften Übergriff wurden Schlagr<strong>in</strong>ge verwendet, bei jedem<br />

sechsten Schlagstöcke, <strong>in</strong>kl. der verbotenen Totschläger. Bei jeder zehnten Körperverletzung mit Waffen wurden<br />

Handfeuerwaffen genutzt. In durchschnittlich jedem zwanzigsten Fall kamen jeweils Waffen wie Soft-Air- oder<br />

Gaspistolen, Baseballschläger, Ketten oder schwere Stiefel zum E<strong>in</strong>satz.<br />

15 Werden die Angaben zum Tätergeschlecht <strong>in</strong> Relation zum Opfergeschlecht gebracht, so zeigt sich, dass<br />

Mädchen zu e<strong>in</strong>em Drittel von e<strong>in</strong>em oder mehreren männlichen Täter/n gemobbt werden (32,1 %), fast zur<br />

Hälfte von Mädchen (44,8 %) <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em Viertel aus gemischt-geschlechtlichen Gruppen heraus (23,1 %).<br />

Jungen h<strong>in</strong>gegen werden nur zu 9,9 % von Mädchen gemobbt, zu 73,3 % von Jungen. Bei Körperverletzungen<br />

ohne Waffen existieren aus Sicht der männlichen Opfer so gut wie nie ausschließlich weibliche Täter; fast neun<br />

von zehn Taten werden von Jungen, e<strong>in</strong>e von zehn Taten von gemischtgeschlechtlichen Gruppen verübt. Bei<br />

weiblichen Opfern sieht dies anders aus, <strong>in</strong>sofern diese zu 40,2 % durch Jungen, zu 45,2 % durch Mädchen <strong>und</strong><br />

zu 14,6 % durch gemischtgeschlechtliche Gruppen verletzt werden.<br />

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