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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Während e<strong>in</strong> Straßenzug durch hohe Sozialhilfequoten <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gen Zusammenhalt der Bewohner<br />

untere<strong>in</strong>ander gekennzeichnet se<strong>in</strong> kann, ist es durchaus denkbar, dass sich dies zwei<br />

Straßen weiter ganz anders verhält. Mit zunehmender Stadtteilgröße wächst die Gefahr der<br />

unzureichenden Abbildung der Heterogenität des Stadtteils. Neuere Studien können hierzu<br />

zeigen, dass u.a. deshalb mit zunehmender Größe e<strong>in</strong>es Stadtteils der Nachweis von Kontexteffekten<br />

schwieriger wird (vgl. Nonnenmacher 2007). Dies bedeutet jedoch nicht, dass die<br />

Wohnumgebung e<strong>in</strong>es Jugendlichen im Entstehung- <strong>und</strong> Verursachungsprozess von del<strong>in</strong>quentem<br />

Verhalten ke<strong>in</strong>e Rolle spielt. Möglicherweise s<strong>in</strong>d es jedoch kle<strong>in</strong>räumigere Kontexte<br />

wie die unmittelbare Nachbarschaft oder e<strong>in</strong>zelne Straßenzüge, die für die Jugendlichen<br />

von Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

Leider können im Rahmen dieser Schülerbefragung solche kle<strong>in</strong>räumigen Analysen nicht<br />

durchgeführt werden, da dies die Angabe von Straße <strong>und</strong> Hausnummer von jedem Befragten<br />

erfordert hätte. Dies wiederum ersche<strong>in</strong>t vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der sehr persönlichen <strong>und</strong> heiklen<br />

Fragen im Fragebogen aus datenschutzrechtlichen Gründen bedenklich. Insgesamt s<strong>in</strong>d<br />

die Stadtteile <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> zudem recht kle<strong>in</strong>räumig. Der kle<strong>in</strong>ste Stadtteil hat e<strong>in</strong>e Fläche von<br />

0,73 km² (Waldhausen), der größte e<strong>in</strong>e Fläche von 13,89 km² (Misburg-Nord). Alle übrigen<br />

Stadtteile umfassen e<strong>in</strong>e Fläche von weniger als 9 km², was sehr nah an der bei Nonnenmacher<br />

(2007) als oberste Grenze für den Nachweis von Stadtteileffekten ermittelten Grenze von<br />

8 km² liegt. Geme<strong>in</strong>sam mit Misburg-Nord haben nur drei weitere Stadtteile e<strong>in</strong>en Flächen<strong>in</strong>halt<br />

von mehr als 8 km² (Bemerode, Isernhagen-Süd, Wülferode). Es kann damit erwartet<br />

werden, dass sich durchaus Effekte des Stadtteils auf die Del<strong>in</strong>quenzbereitschaft von Jugendlichen<br />

zeigen werden.<br />

7.3.3. Stichprobenbeschreibung nach Stadtteilen<br />

In Tabelle 47 s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige zentrale Stichprobenmerkmale differenziert nach Stadtteilen dargestellt.<br />

Stadtteile, <strong>in</strong> denen weniger als 20 Personen befragt wurden, werden im Folgenden aus<br />

der Analyse ausgeschlossen, da hier Aussagen mit größeren Unsicherheiten behaftet s<strong>in</strong>d.<br />

Zudem besteht die Gefahr der De-Anonymisierung, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit beispielsweise<br />

nur fünf Neuntklässlern jemand angibt, e<strong>in</strong>e Körperverletzung oder e<strong>in</strong>e Raubtat begangen<br />

zu haben. Im E<strong>in</strong>zelnen werden die Stadtteile Br<strong>in</strong>k-Hafen (N = 0), Bult (N = 14), Burg (N =<br />

5), Calenberger Neustadt (N = 17), Isernhagen-Süd (N = 17), Marienwerder (N = 2), Nordhafen<br />

(N = 1), Seelhorst (N = 15), Waldhausen (N=15), Waldheim (N = 18) <strong>und</strong> Wülferode (N<br />

= 8) aus den Analysen ausgeschlossen. Personen, die außerhalb <strong>Hannover</strong>s leben (N = 384),<br />

werden ebenfalls nicht <strong>in</strong> die Analysen e<strong>in</strong>bezogen. Sie unterscheiden sich h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />

Sozialstruktur vom durchschnittlichen <strong>Hannover</strong>aner Neuntklässler: Sie s<strong>in</strong>d eher weiblich,<br />

haben eher e<strong>in</strong>e deutsche Herkunft, besuchen eher höhere Schulformen 85 (Gymnasium/Waldorfschulen)<br />

<strong>und</strong> sie leben seltener <strong>in</strong> Haushalten, die Hilfe zum Lebensunterhalt (Arbeitslosengeld<br />

II oder Sozialhilfe) erhalten.<br />

85 Darüber h<strong>in</strong>aus weisen diese Personen e<strong>in</strong>e überdurchschnittlich hohe Quote an Förderschülern auf.<br />

Möglicherweise s<strong>in</strong>d diese „speziellen“ Schulformen (Förderschule, Waldorfschule) im Umland weniger<br />

verbreitet, so dass der Besuch nur durch das Pendeln möglich ist.<br />

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