04.01.2013 Aufrufe

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Opfer von Gewalt gehen zugleich immer häufiger dazu über, ihre Erlebnisse der Polizei<br />

zur Kenntnis zu br<strong>in</strong>gen. Die nach Delikttypen differenzierten Anzeigequoten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung<br />

43 dargestellt. Um die Entwicklung der Anzeigequoten zu analysieren, stehen uns<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zwei Wege zur Verfügung: Zum e<strong>in</strong>en kann die Anzeigequote als Verhältnis<br />

von erlebten <strong>und</strong> angezeigten Vorfällen berechnet werden, wobei die Basis die Häufigkeitsangaben<br />

s<strong>in</strong>d. Zum anderen können die Angaben zum letzten erlebten Delikt ausgewertet<br />

werden. Letztgenannte Quoten fallen dabei meist höher aus als erstgenannte. Offenbar berichten<br />

die Jugendlichen dann häufig nicht ihr zuletzt erlebtes Delikt, sondern Opfererfahrungen,<br />

die besonders stark <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung geblieben s<strong>in</strong>d (möglicherweise gerade aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Anzeigeerstattung).<br />

Legen wir diese Angaben zum letzten erlebten Delikt zugr<strong>und</strong>e, so zeigt sich<br />

vor allem bei den Raubdelikten e<strong>in</strong>e Erhöhung der Anzeigebereitschaft: 1998 wurden noch<br />

34,9 % solcher Opfererfahrungen angezeigt, 2006 waren es bereits 60,0 %. E<strong>in</strong>en beachtlichen<br />

Anstieg hat es auch bei den sexuellen Gewaltdelikten sowie bei den Körperverletzungen<br />

ohne Waffen gegeben. Die Quoten haben sich hier um jeweils e<strong>in</strong> Drittel erhöht. Nur bei den<br />

Körperverletzungen mit Waffen ist e<strong>in</strong>e Entwicklung sichtbar, nach der die Anzeigequote<br />

zunächst gesunken <strong>und</strong> im Vergleich der Jahre 2000 <strong>und</strong> 2006 gestiegen ist. Aufgr<strong>und</strong> zu ger<strong>in</strong>ger<br />

Fallzahlen können Ergebnisse zu Erpressungen nicht berichtet werden.<br />

Abbildung 43: Anzeigequoten (letztes erlebtes Delikt) im Zeitvergleich, 9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong> %; gewichtete<br />

Daten; fett: signifikant bei p < .05)<br />

124<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

34,9<br />

43,4<br />

60,0<br />

10,3<br />

12,5<br />

13,4<br />

Raub sexuelle Gewalt KV mit Waffe KV ohne Waffe<br />

Die Opferperspektive hat – gerade dann, wenn es um die Ermittlung von Trends zur <strong>Jugendgewalt</strong><br />

geht – den zentralen Nachteil, dass Verschiebungen <strong>in</strong> der Altersstruktur der Täter<br />

Entwicklungen überlagern. Sollten beispielsweise Übergriffe durch jugendliche Täter zurückgehen,<br />

<strong>in</strong> gleichem Maße aber Übergriffe durch heranwachsende bzw. erwachsene Täter zunehmen,<br />

dann ersche<strong>in</strong>en die Opferprävalenzen relativ konstant, obwohl eigentlich e<strong>in</strong>e Abnahme<br />

der <strong>Jugendgewalt</strong> zu verzeichnen ist. H<strong>in</strong>zu kommen Unsicherheiten der Opfer bei der<br />

Benennung von Tätercharakteristika: Alter <strong>und</strong> ethnische Herkunft des Täters bzw. der Täter<br />

sowie situationale Umstände des Übergriffs werden hier immer aus der Perspektive des Opfers<br />

erfasst. Um all diese mit der Opferperspektive verb<strong>und</strong>enen Probleme zu umgehen, wird<br />

<strong>in</strong> den Schülerbefragungen seit 1998 auch die Täterschaft erfragt. Die Jugendlichen werden<br />

dabei <strong>in</strong> Bezug auf die Erhebung von Gewaltdelikten gefragt, ob sie e<strong>in</strong>e Raubtat, e<strong>in</strong>e Erpressung,<br />

e<strong>in</strong>e Bedrohung mit Waffen oder e<strong>in</strong>e Körperverletzung begangen haben.<br />

26,6<br />

18,4<br />

25,0<br />

15,5<br />

15,1<br />

21,0<br />

1998<br />

2000<br />

2006

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!