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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Tabelle 20: Merkmale der Familienstruktur nach ethnischer Herkunft <strong>und</strong> Schulform, 9. Jahrgangsstufe<br />

(<strong>in</strong> % bzw. Mittelwerte; gewichtete Daten)<br />

62<br />

Soziale Lage Kulturkapital Familiale Stressoren<br />

Sozialhilfe <br />

Ger<strong>in</strong>geBildung<br />

Eltern<br />

BesuchMuseum <br />

klassischeLiteratur<br />

über<br />

100<br />

Bücher<br />

Gesamt<br />

ke<strong>in</strong><br />

eigenes<br />

Zim-<br />

Eltern<br />

getrennt/<br />

geschie-<br />

Elternteilgestorben <br />

Umzug <br />

Elternteilarbeitslos <br />

merden deutsch 8,3 11,9 60,0 57,1 66,0 3.4 5,6 37,1 3,9 15,7 22,7 0.8<br />

türkisch 25,1 48,5 36,5 14,3 19,9 1.7 40,8 20,1 2,7 14,7 32,9 1.1<br />

russisch 32,6 8,4 45,1 44,5 34,9 2.5 19,6 33,5 6,5 48,2 38,6 1.4<br />

polnisch 14,0 14,1 40,9 31,4 37,7 2.4 15,9 30,2 3,0 20,6 29,7 1.0<br />

andere 26,4 23,2 47,1 34,1 38,7 2.5 24,1 34,8 5,1 22,7 36,7 1.2<br />

Cramers V/<br />

F-Wert<br />

.255<br />

***<br />

.305<br />

***<br />

.178<br />

***<br />

.299<br />

***<br />

.346<br />

***<br />

95.5<br />

***<br />

.337<br />

***<br />

.113<br />

***<br />

.049<br />

.229<br />

***<br />

.144<br />

***<br />

41.3<br />

***<br />

Förderschule 33,8 43,8 20,6 9,1 22,9 1.2 18,7 42,4 8,3 21,0 39,1 1.2<br />

Hauptschule 29,6 37,3 28,5 13,8 21,9 1.4 24,2 42,5 8,2 22,1 33,8 1.3<br />

Realschule 16,1 24,5 41,1 28,3 35,7 2.2 18,6 33,8 3,0 19,0 30,2 1.0<br />

Gesamtschule 17,1 17,3 58,7 45,2 49,8 2.9 16,2 37,4 5,2 17,5 28,0 1.0<br />

Gymnasium/<br />

Waldorfschule<br />

8,0 5,5 69,5 71,8 76,1 4.0 7,7 28,5 2,5 20,7 23,8 0.8<br />

Cramers V/<br />

F-Wert<br />

.222<br />

***<br />

.323<br />

***<br />

.337<br />

***<br />

.470<br />

***<br />

.429 358.9<br />

*** ***<br />

.172<br />

***<br />

.111<br />

***<br />

.108<br />

***<br />

.038<br />

.097<br />

***<br />

27.2<br />

***<br />

Gesamt 15,5 17,5<br />

* p < .05, ** p < .01, *** p < .001<br />

52,6 45,5 51,5 2.9 14,7 34,0 4,2 19,9 28,2 1.0<br />

Nicht unabhängig von der sozialen Lage ist das sog. Kulturkapital. In theoretischer Perspektive<br />

handelt es sich dabei um Ressourcen, die jenseits des ökonomischen Kapitals <strong>und</strong> der nützlichen<br />

persönlichen Kontakte (Sozialkapital) angesiedelt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die zur Erreichung spezifischer<br />

Ziele e<strong>in</strong>gesetzt werden können (vgl. Bourdieu 1983). Unter ökonomischem Kapital<br />

wird i.d.R. Geld oder Eigentum subsumiert (vgl. Baier/Nauck 2006). Im Zuge der Modernisierung<br />

von Gesellschaften <strong>und</strong> ihrer Umstellung auf Wissensökonomien hat sich aber gezeigt,<br />

dass e<strong>in</strong> materieller Kapitalbegriff unzureichend ist. Deshalb sieht u.a. Becker (1982)<br />

auch die Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten der Menschen als Kapital an, welche er als Humankapital<br />

bezeichnet. In dieses können Individuen ebenso <strong>in</strong>vestieren wie <strong>in</strong> Eigentum. Den wichtigsten<br />

Weg hierfür eröffnet Bildung.<br />

Bourdieu (1983, 1987) unterscheidet unter dem Obergriff Kulturkapital allerd<strong>in</strong>gs nicht nur<br />

das über Bildungstitel erworbene <strong>in</strong>stitutionalisierte Kapital, sondern auch das <strong>in</strong>korporierte<br />

<strong>und</strong> das objektivierte Kulturkapital. Ersteres bildet den vor allem <strong>in</strong> der Familie sozialisierten<br />

Habitus e<strong>in</strong>er Person ab, das zweite ist <strong>in</strong> Kunstprodukten vergegenständlicht. Sozialer Aufstieg<br />

ist nach Bourdieu nicht alle<strong>in</strong> auf dem Weg des Erwerbs von Bildungstiteln möglich,<br />

sondern hierfür ist auch das richtige Verständnis von Kultur <strong>und</strong> der richtige Umgang mit<br />

Kulturprodukten notwendig. Oder <strong>in</strong> umgekehrte Form ausgedrückt: Statushöhere Sozialschichten<br />

verh<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Maße den Zugang zu den von ihnen besetzten Positionen<br />

durch kulturelle Abgrenzung. Ausgewählte Tätigkeiten, besondere Gegenstände <strong>und</strong><br />

Geschmacksurteile dienen als Merkmal der Unterscheidung von unteren Sozialschichten. Das<br />

richtige Verständnis von Kultur kann nicht <strong>in</strong> gleicher Weise gelernt werden wie für das Bestehen<br />

e<strong>in</strong>er Prüfung <strong>und</strong> damit den Erwerb e<strong>in</strong>es Abschlusses gelernt werden kann; stattdessen<br />

ist von K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Aufwachsen mit der Hochkultur nötig, d.h. e<strong>in</strong>e jahrelange Sozialisation,<br />

die im Jugend- oder Erwachsenenalter nicht ohne Weiteres nachgeholt werden kann.<br />

Gesamt

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