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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Projekte <strong>in</strong> der Summe erheblich zu dem positiven Trend beigetragen haben, der sich seit<br />

1998 aus den Daten der KFN-Schülerbefragungen ablesen lässt.<br />

E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Faktor, der für die rückläufige Gewaltentwicklung von Jugendlichen<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en, von nichtdeutschen Jugendlichen im Besonderen verantwortlich se<strong>in</strong> dürfte,<br />

ist die Entwicklung beim Schulschwänzen. Das unerlaubte Fernbleiben vom Unterricht muss<br />

als Bestandteil e<strong>in</strong>es del<strong>in</strong>quenten Lebensstils begriffen werden. Jugendliche, die schwänzen,<br />

haben e<strong>in</strong> deutlich höheres Risiko, Gewalttaten oder Diebstähle zu begehen. Die Prävention<br />

von Schulschwänzen ist damit gleichzeitig Prävention von <strong>Jugenddel<strong>in</strong>quenz</strong>. Tabelle 45 belegt,<br />

dass es <strong>in</strong>nerhalb der letzten fünf Jahre zu e<strong>in</strong>em deutlichen Rückgang der Schwänzbereitschaft<br />

unter Jugendlichen gekommen ist. In <strong>Hannover</strong> gaben 13,2 Prozentpunkte weniger<br />

Schüler an, dass sie m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal im letzten Schulhalbjahr geschwänzt haben, <strong>in</strong> München<br />

s<strong>in</strong>d es nur 4,6 Prozentpunkte. Dieser starke Trend <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> zeigt sich auch bei den<br />

Mehrfachschwänzerraten: E<strong>in</strong>erseits gibt es <strong>in</strong>sgesamt weniger Jugendliche, die fünf <strong>und</strong><br />

mehr Tage unerlaubt der Schule fernbleiben (von 18,8 auf 10,7 %), andererseits gibt es <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Gruppe der Schwänzer ebenfalls weniger Jugendliche, die e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensives Schwänzverhalten<br />

an den Tag legen (von 34,2 % auf 25,0 %). In München s<strong>in</strong>d zwar recht ähnliche<br />

Trends zu beobachten, die Rückgänge fallen aber nur halb so hoch aus wie <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong>. 73<br />

Dies ist auch die Folge davon, dass die Quote der Hauptschüler <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> seit 1998 weit<br />

stärker zurückgegangen ist als <strong>in</strong> München (<strong>Hannover</strong> von 22,6 auf 16,7 %, München von<br />

31,5 auf 30,1 %). Hauptschüler s<strong>in</strong>d nach wie vor, wie die schulbezogenen Auswertungen<br />

zeigen, weit stärker von <strong>in</strong>tensivem Schwänzen belastet. Die Motivation zum regelmäßigen<br />

Schulbesuch ist <strong>in</strong> Realschulen, Gesamtschulen <strong>und</strong> Gymnasien deutlich höher ausgeprägt.<br />

Fußnote (vgl. FN 73).<br />

E<strong>in</strong>e weitere Erklärung für die deutlichen Rückgänge <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> kann <strong>in</strong> der Durchführung<br />

von Schwänz-Präventionsprogrammen gef<strong>und</strong>en werden: So wurde hier zwischen 2003 <strong>und</strong><br />

2005 – wie <strong>in</strong> drei weiteren Gebieten Niedersachsens – unter Leitung von Peter Wetzels e<strong>in</strong><br />

Modellprojekt zur Vermeidung unentschuldigter Abwesenheit vom Unterricht durchgeführt<br />

(ProgeSs; vgl. Brettfeld et al. 2005). Dabei wurde auf drei Wegen versucht, e<strong>in</strong>e bessere Zusammenarbeit<br />

zu organisieren <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e höhere Kontrolle des Schulbesuchs zu gewährleisten:<br />

1. Zusammenarbeit Schule – Elternhaus: Es wurden wechselseitige Vere<strong>in</strong>barung zwischen<br />

der Schule <strong>und</strong> dem Elternhaus/dem Schüler über den Schulbesuch geschlossen; zudem<br />

verpflichtete sich die Schule, die Abwesenheit von Schülern umgehend den Eltern mitzuteilen.<br />

2. Zusammenarbeit Schule – soziale Dienste: Für die Bearbeitung von Fällen massiven<br />

Schulschwänzens wurden sog. „Helferteams“ <strong>in</strong>s Leben gerufen.<br />

73 Die Rückgänge <strong>in</strong> den Mehrfachschwänzer-Raten s<strong>in</strong>d an allen Schulenformen <strong>Hannover</strong>s feststellbar: In<br />

Hauptschulen ist diese Rate von 35,1 auf 25,7 %, <strong>in</strong> Real-/Gesamtschule von 17,9 auf 10,8, <strong>in</strong> Gymnasien<br />

schließlich von 11,2 auf 4,6 gesunken. Zudem haben alle ethnischen Gruppen Anteil an dieser Entwicklung<br />

(Mehrfachschwänzerraten: deutsch: von 16,0 auf 8,9 %, türkisch: von 25,9 auf 14,6 %). In München f<strong>in</strong>den sich<br />

s<strong>in</strong>kende Anteile an Mehrfachschwänzern nur <strong>in</strong> Realschulen (von 19,3 auf 14,8 %) <strong>und</strong> Gymnasien (von 14,5<br />

auf 8,4 %); <strong>in</strong> Hauptschulen ist der Anteil konstant geblieben (24,6 auf 24,1 %). Die positiven Veränderungen<br />

s<strong>in</strong>d hier vor allem bei den deutschen Jugendlichen zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> fallen bei den nichtdeutschen Jugendlichen<br />

schwächer aus (deutsch: von 17,2 auf 12,7 %, türkisch: von 25,3 auf 19,2 %).<br />

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