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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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wählte Delikte häufiger <strong>in</strong> der Schülerschaft vorkommen. Die sechs Delikte wurden deshalb<br />

ausgewählt, weil sie ausreichend Varianz aufweisen, d.h. nicht zu selten <strong>und</strong> nicht zu häufig<br />

vorzukommen sche<strong>in</strong>en. Bei zwei der abgebildeten Deliktformen weisen Hauptschulen die<br />

höchste Belastung auf: Das Ärgern von Lehrern sowie das Begehen von Raubtaten s<strong>in</strong>d hier<br />

am weitesten verbreitet. Jeder dritte Hauptschullehrer (35,1 %) me<strong>in</strong>t, dass Raubtaten <strong>in</strong> der<br />

Schülerschaft häufiger vorkommen. Bei drei weiteren Delikten müssen die Hauptschulen ebenfalls<br />

als hoch belastet gelten: bei der Sachbeschädigung, bei der Erpressung <strong>und</strong> beim<br />

Tragen von Waffen. Die E<strong>in</strong>schätzungen der Hauptschullehrer werden bei diesen Übergriffen<br />

nur leicht von Gesamtschul-, Förder- <strong>und</strong> Realschullehrern übertroffen. Raufereien <strong>und</strong><br />

Schlägereien werden besonders häufig <strong>in</strong> Förder- <strong>und</strong> Realschulen berichtet. Die Lehrer an<br />

Gymnasien berichten über alle Delikte h<strong>in</strong>weg am seltensten von Schulgewalt. Dies ist, da die<br />

leichteren Formen aggressiven Verhaltens (soziale <strong>und</strong> verbale Übergriffe) hier nicht e<strong>in</strong>bezogen<br />

worden s<strong>in</strong>d, kompatibel mit den Angaben der Schüler selbst.<br />

Tabelle 18: Schulische Gewalthandlungen („häufiger“), Lehrerstichprobe 7. <strong>und</strong> 9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong> %;<br />

ungewichtete Daten)<br />

Lehrer<br />

ärgern<br />

Beschädigung<br />

von Eigentum<br />

Raufereien/<br />

Schlägereien<br />

Raub<br />

Erpressungen<br />

Tragen von<br />

Waffen<br />

Förderschule 81,8 40,9 72,7 31,8 31,8 9,1<br />

Hauptschule 87,2 71,8 56,4 35,1 27,0 10,3<br />

Realschule 70,0 69,4 61,2 20,4 18,4 12,2<br />

Gesamtschule 58,1 72,1 52,4 25,6 14,0 9,3<br />

Gymnasium/Waldorf 41,9 36,0 26,7 6,8 0,0 0,0<br />

Gesamt 62,7 56,6 48,5 20,4 14,3 7,0<br />

Cramers V/ F- Werte<br />

*** p < .001<br />

.258*** .262*** .255*** .268*** .327*** .262***<br />

Wir wollten von den Lehrkräften allerd<strong>in</strong>gs nicht nur wissen, <strong>in</strong>wieweit sie Gewalt der Schüler<br />

untere<strong>in</strong>ander beobachtet haben, sondern ob sie selbst bereits Opfer von Übergriffen ihrer<br />

Schüler geworden s<strong>in</strong>d. Auch hier existieren ke<strong>in</strong>e Jahrgangsunterschiede, weshalb wir die<br />

Angaben der Lehrkräfte der siebten <strong>und</strong> neunten Jahrgangsstufe zusammen betrachten. Tabelle<br />

19 präsentiert die Ergebnisse zu sieben <strong>in</strong> die Befragung aufgenommenen Formen aggressiver<br />

Verhaltensweisen. Diese Verhaltensweisen wurden erneut <strong>in</strong> Bezug auf das letzte<br />

Schulhalbjahr erfasst, wobei zwischen Erlebnissen <strong>in</strong>nerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Schule unterschieden<br />

wurde. Für die Auswertungen wurden die Angaben der Lehrer <strong>in</strong>sofern zusammengefasst,<br />

als die häufigste Erfahrung codiert wurde. Wenn e<strong>in</strong> Lehrer beispielsweise <strong>in</strong> der<br />

Schule e<strong>in</strong>en Übergriff nicht erlebt hat, ihn aber außerhalb der Schule (z.B. zu Hause) erleben<br />

musste, g<strong>in</strong>g die letztere Angabe <strong>in</strong> die Auswertungen e<strong>in</strong>.<br />

Die Ergebnisse <strong>in</strong> Tabelle 19 machen deutlich, dass nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der Lehrkräfte bislang<br />

mit Aggressionen von Seiten der Schüler konfrontiert wurde. Relativ häufig ist das Androhen<br />

von Gewalt, das 8,3 % der Lehrer berichteten. An Förder- <strong>und</strong> Hauptschulen hat immerh<strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Fünftel der Lehrer derartige Drohungen im letzten Schulhalbjahr erhalten. Am zweithäufigsten<br />

berichten die Lehrkräfte den Erhalt beleidigender Briefe oder Anrufe. Die Raten unterscheiden<br />

sich dabei nicht zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Schulformen. Das persönliche Eigentum<br />

wurde von 3,1 % der Lehrer beschädigt; auch dar<strong>in</strong> unterscheiden sich die e<strong>in</strong>bezogenen<br />

Schulformen kaum. Körperliche Verletzungen, sexuelle Belästigungen, den Erhalt von Drohbriefen<br />

sowie die Bedrohung mit Waffen s<strong>in</strong>d extrem selten vorkommende Viktimisierungserfahrungen<br />

von Lehrkräften. M<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es dieser sieben aufgeführten Delikte haben 14,8<br />

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