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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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del<strong>in</strong>quenz sche<strong>in</strong>t die Bekanntschaft mit deutschen Fre<strong>und</strong>en für nichtdeutsche Jugendliche<br />

eher irrelevant zu se<strong>in</strong>. 37 Drittens muss sich <strong>in</strong> multivariaten Analysen klären, ob die gef<strong>und</strong>enen<br />

Beziehungen Bestand haben, ob also durch die Variablen der Netzwerkstruktur zusätzliche<br />

Informationen gewonnen werden oder ob die Struktur-Variablen vielmehr für bereits bekannte<br />

Faktoren stehen, d.h. beispielsweise das Ausmaß der ethnischen Homogenität nicht<br />

gleichsam das Bildungsniveau e<strong>in</strong>es Befragten erfasst.<br />

4.3.2. Freizeitaktivitäten <strong>und</strong> Medienkonsum<br />

Freizeitaktivitäten von Jugendlichen werden <strong>in</strong> der Forschung bislang selten als Risikofaktoren<br />

für del<strong>in</strong>quentes Verhalten diskutiert (vgl. Wikstroem/Butterworth 2006). 38 E<strong>in</strong>ige empirische<br />

Bef<strong>und</strong>e belegen jedoch, dass e<strong>in</strong> bestimmter Lebensstil, der se<strong>in</strong>en Ausdruck u.a. <strong>in</strong><br />

dem Verbr<strong>in</strong>gen von Freizeit <strong>in</strong> so genannten „high risk environments“ wie Bars, Diskotheken<br />

oder E<strong>in</strong>kaufszentren f<strong>in</strong>det (Wikstroem/Butterworth 2006, S. 175ff.), mit e<strong>in</strong>er Erhöhung<br />

der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit eigenen del<strong>in</strong>quenten Verhaltens e<strong>in</strong>hergehen kann. Dabei muss der<br />

Aufenthalt <strong>in</strong> „Risikoumwelten“ nicht zwangsläufig Ursache del<strong>in</strong>quenten Verhaltens se<strong>in</strong>. So<br />

implizieren bestimmte Formen jugendlicher Del<strong>in</strong>quenz, dass diese im außerhäuslichen Kontext<br />

(vor allem an Orten mit hohen Gelegenheitsstrukturen wie z.B. Kaufhäusern) stattf<strong>in</strong>den<br />

<strong>und</strong> dadurch gleichzeitig e<strong>in</strong> bestimmter Lebensstil gepflegt wird. Personen, die Ladendiebstähle<br />

begehen, halten sich also beispielsweise mehr <strong>in</strong> Kaufhäusern auf. Der (häufige) Aufenthalt<br />

<strong>in</strong> riskanten Umwelten kann somit e<strong>in</strong> Marker bzw. Risikofaktor se<strong>in</strong>, der darauf h<strong>in</strong>deutet,<br />

dass del<strong>in</strong>quentes Verhalten wahrsche<strong>in</strong>licher ist als wenn sich Jugendliche nie oder<br />

kaum <strong>in</strong> diesen Umwelten aufhalten. Theoretisch werden diese Gedanken im sog. Rout<strong>in</strong>e-<br />

Activity-Approach zusammengeführt. Dieser Ansatz geht davon aus, dass Del<strong>in</strong>quenz durch<br />

motivierte Täter, geeignete Opfer <strong>und</strong> das Fehlen von die potenziellen Opfer schützenden<br />

Personen oder Umständen bee<strong>in</strong>flusst wird (vgl. Lüdemann/Ohlemacher 2002). E<strong>in</strong>ige Freizeitaktivitäten<br />

können als Rout<strong>in</strong>etätigkeiten verstanden werden, die genau diese drei Bed<strong>in</strong>gungen<br />

erfüllen; bei anderen Freizeittätigkeiten h<strong>in</strong>gegen fehlt m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er dieser Faktoren.<br />

Die Freizeitaktivitäten der Jugendlichen wurden auf verschiedenen Wegen erfasst. E<strong>in</strong> etwas<br />

umfangreicherer Teil des Fragebogens wurde dem Medienkonsum <strong>und</strong> hier <strong>in</strong>sbesondere dem<br />

Fernsehen <strong>und</strong> Computerspielen gewidmet. Die Ergebnisse hierzu werden später <strong>in</strong> diesem<br />

Abschnitt berichtet. Daneben sollten die Jugendlichen angeben, wie häufig sie 14 verschiedenen<br />

Tätigkeiten nachgehen. Zuletzt wurde außerdem nach beliebten Aufenthaltsorten gefragt<br />

(z.B. Diskotheken, Jugendclubs, im Park).<br />

Zunächst soll die Häufigkeit des Ausübens verschiedener Tätigkeiten berichtet werden. Abbildung<br />

25 ist zu entnehmen, dass drei Tätigkeiten von durchschnittlich m<strong>in</strong>destens drei Viertel<br />

der Schüler häufig ausgeübt werden 39 : das Fernsehen, das Lernen bzw. Hausaufgaben erledigen<br />

sowie das Treffen mit Fre<strong>und</strong>en. Etwa jeweils die Hälfte der Jugendlichen surft häufig<br />

37 Während bei deutschen Jugendlichen der Anteil an Tätern, die e<strong>in</strong>e Sachbeschädigung begangen haben, mit<br />

zunehmender Netzwerkhomogenität fällt, bleibt dieser Anteil bei nichtdeutschen Jugendlichen weitestgehend<br />

konstant.<br />

38 E<strong>in</strong>e Ausnahme stellt die Forschung zum Zusammenhang von Medienkonsum <strong>und</strong> Del<strong>in</strong>quenz dar (s.u.).<br />

39 Zu „häufig“ wurden die Antworten „täglich“ <strong>und</strong> „mehrmals pro Woche“ zusammengefasst, zu „selten“ die<br />

Antworten „etwa 1 mal pro Woche“, „etwa 1 mal pro Monat“ <strong>und</strong> „seltener“.<br />

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