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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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gewalttätiges Verhalten zeigen, mehr oder weniger dieselben Eigenschaften besitzen. Insofern<br />

wird nicht von e<strong>in</strong>er kausalen Beziehung, sondern eher von e<strong>in</strong>er korrelativen Beziehung ausgegangen:<br />

Drogenkonsum ist neben der Gewalttätigkeit e<strong>in</strong>e weitere Art der Äußerung problematischer<br />

persönlicher Eigenschaften beziehungsweise negativer Umstände, dass heißt e<strong>in</strong>es<br />

allgeme<strong>in</strong> del<strong>in</strong>quenten Lebensstils (Egg/Rautenberg 1999). E<strong>in</strong> prom<strong>in</strong>entes Beispiel für<br />

diesen Ansatz liefert die Selbstkontrolltheorie (Gottfredson/Hirschi 1990): Personen mit niedriger<br />

Selbstkontrolle, die also unter anderem impulsiv <strong>und</strong> risikobereit s<strong>in</strong>d beziehungsweise<br />

e<strong>in</strong> unbeständiges Temperament aufweisen, laufen stärker Gefahr sowohl Drogen zu konsumieren<br />

als auch Gewalt anzuwenden.<br />

Die Daten der Schülerbefragung <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> s<strong>in</strong>d nicht dazu geeignet, die Debatte um die<br />

Rolle des Drogenkonsums im Entstehungsprozess del<strong>in</strong>quenten Verhaltens zu entscheiden.<br />

An ihrem Beispiel kann aber erneut die enge Beziehung zwischen diesen Faktoren aufgezeigt<br />

werden. In Abbildung 35 s<strong>in</strong>d hierzu die Raten an Mehrfachtätern für Gewalttaten <strong>und</strong> Sachbeschädigungen<br />

nach der Häufigkeit des Konsums von Alkohol <strong>und</strong> Cannabis dargestellt.<br />

Jugendliche, die im letzten Jahr wöchentlich bis täglich Alkohol getrunken haben, gehören<br />

fast 2,5mal häufiger der Gruppe der Mehrfach-Gewalttäter an als Jugendliche, die nie Alkohol<br />

getrunken haben. E<strong>in</strong>e ähnliche Relation zeigt sich auch im Bereich der Sachbeschädigungen.<br />

Zudem wird die Annahme widerlegt, der Konsum von Cannabis entfalte e<strong>in</strong>e befriedende<br />

Wirkung: Die Zusammenhänge zwischen dem Haschisch-/Marihuana-Konsum <strong>und</strong> dem del<strong>in</strong>quenten<br />

Verhalten fallen noch stärker aus als für den Alkoholkonsum. Diese Zusammenhänge<br />

bleiben auch bestehen, wenn die Analysen nur auf Jungen beschränkt bzw. wenn verschiedene<br />

andere H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>faktoren berücksichtigt werden (vgl. Baier et al. 2007). Angesichts<br />

dieser Bef<strong>und</strong>e sche<strong>in</strong>t die Prävention von Drogenkonsum im Jugendalter e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Maßnahme zu se<strong>in</strong>, die der Prävention von <strong>Jugenddel<strong>in</strong>quenz</strong> dient.<br />

Abbildung 35: Del<strong>in</strong>quentes Verhalten (nur Mehrfachtäter) nach Drogenkonsum, 9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong><br />

%; gewichtete Daten; fett: signifikant bei p < .05)<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

7,0<br />

Gewalt<br />

2,8 3,0<br />

2,6<br />

8,4<br />

17,9<br />

1,3<br />

2,4<br />

Sachbeschädigung<br />

Alkohol Cannabis Alkohol Cannabis<br />

8,9<br />

2,3<br />

7,6<br />

24,6<br />

nie<br />

selten<br />

häufig<br />

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