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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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5.2. Schulschwänzen<br />

Dem Schulschwänzen wird <strong>in</strong> der Öffentlichkeit <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Wissenschaft zunehmend Aufmerksamkeit<br />

geschenkt. Dies hat se<strong>in</strong>e Ursachen e<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gestiegenen Sensibilität<br />

gegenüber Fragen der Bildung, die durch die Ergebnisse der PISA-Studien ausgelöst wurden.<br />

Schüler, die häufiger der Schule unerlaubt fernbleiben, riskieren schlechtere Schulleistungen;<br />

langfristig schlägt sich dies <strong>in</strong> verr<strong>in</strong>gerten Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen nieder. Andererseits<br />

ist Schulschwänzen e<strong>in</strong> Indikator abweichenden Verhaltens: Wer die Schule schwänzt, so u.a.<br />

die Ergebnisse von Wilmers et al. (2002), hat e<strong>in</strong> höheres Risiko, auch andere del<strong>in</strong>quente<br />

Verhaltensweisen zu begehen (vgl. Loeber/Farr<strong>in</strong>gton 2001). Im Rahmen der Schülerbefragung<br />

2006 haben wir deshalb, wie bereits <strong>in</strong> den Jahren zuvor, Daten zum Schulschwänzen<br />

erhoben. Dabei wurden nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer zum Ausmaß des<br />

Schulschwänzens befragt, da deren Angaben e<strong>in</strong>e von den Selbstauskünften der Schüler unabhängige<br />

Informationsquelle darstellen. 60<br />

5.2.1. Ausmaß des Schulschwänzens aus Schülersicht<br />

Die Jugendlichen wurden zur Erfassung des Schulschwänzens gebeten anzugeben, wie viele<br />

ganze Schultage bzw. wie viele e<strong>in</strong>zelne St<strong>und</strong>en sie im letzten Schulhalbjahr die Schule geschwänzt<br />

haben. Die St<strong>und</strong>en wurden <strong>in</strong> Tage umgerechnet (fünf St<strong>und</strong>en gleich e<strong>in</strong> Schultag)<br />

<strong>und</strong> zu den geschwänzten Tagen h<strong>in</strong>zuaddiert. Hat e<strong>in</strong> Jugendlicher im letzten Schulhalbjahr<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e geschwänzt, wird er zur Gruppe der Schulschwänzer gezählt. Als<br />

Mehrfachschwänzer wird e<strong>in</strong> Jugendlicher ausgewiesen, der fünf Tage <strong>und</strong> mehr der Schule<br />

unerlaubt ferngeblieben ist.<br />

Unter den Schülern der 9. Jahrgangsstufe ist Schulschwänzen ke<strong>in</strong> seltenes Phänomen. So<br />

erklärten 41,8 % aller befragten Schüler, dass sie im letzten Schulhalbjahr schon e<strong>in</strong>mal die<br />

Schule geschwänzt haben. Elf von e<strong>in</strong>h<strong>und</strong>ert Jugendlichen können als Mehrfachschwänzer<br />

bezeichnet werden (10,8 %). Bei den meisten Jugendlichen bleibt das Schulschwänzen also<br />

eher e<strong>in</strong>e sporadische Erfahrung. Da im Rahmen der Schülerbefragung 2005, die <strong>in</strong> neun<br />

Städten <strong>und</strong> Landkreisen Deutschlands durchgeführt wurde, <strong>in</strong> gleicher Weise Informationen<br />

zum Ausmaß des Schulschwänzens erhoben wurden, ist e<strong>in</strong> unmittelbarer Vergleich mit diesen<br />

Daten möglich. Die Schwänzprävalenz betrug <strong>in</strong> der Gesamtstichprobe der Schülerbefragung<br />

2005 46,4 %, die Mehrfachschwänzerquote lag bei 10,9 %. Damit gibt es <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong><br />

fünf Prozentpunkte weniger Schüler, die im letzten Schulhalbjahr zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e geschwänzt<br />

haben; h<strong>in</strong>sichtlich der Mehrfachschwänzer liegt <strong>Hannover</strong> im Durchschnitt westdeutscher<br />

Regionen. Vergleicht man <strong>Hannover</strong> allerd<strong>in</strong>gs mit anderen Großstädten, so zeigt<br />

sich auch im Bereich der Mehrfachschwänzer-Quote e<strong>in</strong>e unterdurchschnittliche Belastung<br />

<strong>Hannover</strong>s: In Dortm<strong>und</strong> oder München beträgt diese Quote über 14 % (vgl. Baier et al. 2006,<br />

S. 269).<br />

60 Auch diese Informationsquelle hat natürlich ihre Nachteile. Diese Nachteile bestehen, worauf u.a. Fuchs et al.<br />

(2005, S. 268) aufmerksam machen, dar<strong>in</strong>, dass die Lehrer eher ihre Wahrnehmungen berichten <strong>und</strong> damit ke<strong>in</strong>e<br />

wirklich objektiven Angaben über das Ausmaß des Schwänzens <strong>in</strong> ihrer Klasse/Schule machen. Diese objektiven<br />

Angaben s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> schon deshalb nicht möglich, weil auch die Lehrer nur das Hellfeld des Schwänzens<br />

berichten können.<br />

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