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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Die Reaktionen auf das Schwänzen fallen demgegenüber <strong>in</strong> allen Schulen recht ähnlich aus,<br />

wie Tabelle 41 zeigt. Neun von zehn Lehrkräften gaben an, dass sie gewöhnlich mit e<strong>in</strong>em<br />

ertappten Schulschwänzer zunächst e<strong>in</strong>mal über die Gründe dieses Verhaltens sprechen würden.<br />

64 Ebenfalls recht häufig kommt das Telefongespräch mit den Eltern zum E<strong>in</strong>satz. Die<br />

Hälfte der Lehrer gab an, <strong>in</strong> solchen Fällen häufiger schriftlich mit den Eltern <strong>in</strong> Kontakt zu<br />

treten. Jeweils etwas mehr als vier von fünf Lehrern berichteten, dass sie die Schulleitung<br />

<strong>in</strong>formieren würden bzw. die Eltern zu e<strong>in</strong>em persönlichen Gespräch bitten. Die drei zuletzt<br />

genannten Reaktionsweisen kommen dabei an Gesamtschulen seltener zum E<strong>in</strong>satz als an<br />

anderen Schulen. Erstaunlich ist dabei vor allem, dass nur e<strong>in</strong> Viertel der Lehrkräfte e<strong>in</strong>en<br />

ertappten Schulschwänzer gewöhnlich der Schulleitung meldet.<br />

Tabelle 41: Reaktionen auf das Schulschwänzen, Lehrerstichprobe 7. <strong>und</strong>. 9 Jahrgangsstufe (<strong>in</strong> %; ungewichtete<br />

Daten)<br />

114<br />

Ich rede mit<br />

Schüler<br />

darüber.<br />

Ich unterrichte<br />

Eltern schriftlich.<br />

Ich spreche<br />

mit Eltern<br />

telefonisch.<br />

Ich bitte Eltern<br />

zu Gespräch <strong>in</strong><br />

Sprechst<strong>und</strong>e.<br />

Ich <strong>in</strong>formiere<br />

die Schulleitung.<br />

Förderschule 90,5 65,0 76,2 40,9 63,6<br />

Hauptschule 89,7 47,4 79,5 41,0 48,7<br />

Realschule 88,0 54,0 85,4 52,9 40,0<br />

Gesamtschule 92,9 37,8 87,8 32,5 25,6<br />

Gymnasium/Waldorf 86,4 61,3 81,5 47,0 57,1<br />

Gesamt 89,0 53,1 82,7 44,0 46,5<br />

Cramers V/ F- Werte .075 .181 .096 .140 .249*<br />

* p < .05, ** p < .01, *** p < .001<br />

Zuletzt wollten wir von den befragten Lehrkräften wissen, <strong>in</strong>wieweit sie sich von verschiedenen<br />

Personengruppen im Umgang mit dem Schulschwänzen unterstützt fühlen (Tabelle 42). 65<br />

Fast drei Viertel der Lehrer vertreten die Auffassung, dass die Unterstützung durch Ärzte ger<strong>in</strong>g<br />

ist, da diese das Schwänzen mit zweifelhaften Krankschreibungen decken. Insbesondere<br />

Lehrer an Haupt- <strong>und</strong> Realschulen vertreten diese Ansicht. Hauptschul- <strong>und</strong> Förderschullehrer<br />

s<strong>in</strong>d es zudem, die fast zur Hälfte nicht viel davon halten, die Eltern der Schwänzer zu e<strong>in</strong>em<br />

Gespräch zu laden. Insgesamt vertreten 28,1 % aller Lehrer diese Ansicht. Etwas mehr als e<strong>in</strong><br />

Drittel stimmt der Aussage zu, dass die Mitarbeiter des Jugendamts mit Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite<br />

stehen, wenn sie sich wegen des Schulschwänzens an diese Mitarbeiter wenden. Hier sche<strong>in</strong>t<br />

es also noch weiteren Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Organisationen zu<br />

geben. Schließlich erachten fast zwei Drittel der Lehrer die Verhängung von Bußgeld als e<strong>in</strong>e<br />

wirkungsvolle Maßnahme gegen das Schulschwänzen, wünschen sich also Unterstützung<br />

durch e<strong>in</strong>e, die f<strong>in</strong>anzielle Situation der Schwänzerfamilien treffende Sanktionsmaßnahme.<br />

Ob diese aber tatsächlich dabei helfen kann, dass Problem zu lösen, kann bezweifelt werden,<br />

da dass sporadische Schwänzen fast schon e<strong>in</strong> normaler Bestandteil e<strong>in</strong>er Schülerbiographie<br />

<strong>und</strong> die „Spontanbewährung“ der Regelfall se<strong>in</strong> dürfte. Bei Schülern h<strong>in</strong>gegen, die wiederholt<br />

die Schule schwänzen, sche<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>gegen Sozialisationsdefizite wirksam zu se<strong>in</strong>, die über<br />

e<strong>in</strong>e Geldstrafe kaum zu beheben s<strong>in</strong>d.<br />

64 Die Häufigkeit der Anwendung der Reaktionen konnte von „1 – nie“ bis „5 – immer“ e<strong>in</strong>geschätzt werden. Die<br />

Antworten „4 – oft“ <strong>und</strong> „5 – immer“ wurden hier als gewöhnliche Reaktionsweise zusammengefasst.<br />

65 Den Aussagen konnte dabei von „1- stimmt gar nicht“ bis „4 – stimmt völlig“ zugestimmt werden. Die<br />

Antworten „3 – stimmt eher“ <strong>und</strong> „4 – stimmt völlig“ wurden als Zustimmung gewertet.

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