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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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8. Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Im Februar <strong>und</strong> März 2006 hat das Krim<strong>in</strong>ologische Forschungs<strong>in</strong>stitut Niedersachsen <strong>in</strong><br />

<strong>Hannover</strong> e<strong>in</strong>e Befragung von 1.315 Schülern der siebten <strong>und</strong> 3.661 Schülern der neunten<br />

Jahrgangsstufe durchgeführt. Thematisch schließt diese Studie an Befragungen aus den Jahren<br />

1998 <strong>und</strong> 2000 an, die sich der Verbreitung von <strong>Jugendgewalt</strong> <strong>und</strong> abweichendem Verhalten<br />

sowie deren Ursachen gewidmet haben. Zudem wurden im Jahr 2005 b<strong>und</strong>esweit <strong>in</strong> neun anderen<br />

Städten <strong>und</strong> Landkreisen thematisch gleich gelagerte Befragungen durchgeführt, so<br />

dass e<strong>in</strong>erseits Erkenntnisse zur Entwicklung <strong>und</strong> den Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen der <strong>Jugenddel<strong>in</strong>quenz</strong><br />

im Längsschnitt, andererseits aber auch zu ihrer Verbreitung im b<strong>und</strong>esdeutschen<br />

Vergleich erarbeitet werden können.<br />

Die Stichprobe befragter Jugendlicher setzt sich je zur Hälfte aus Jungen <strong>und</strong> Mädchen zusammen,<br />

die im Mittel 15 Jahre alt s<strong>in</strong>d (9. Jahrgangsstufe). Für b<strong>und</strong>esdeutsche Großstädte<br />

nicht ungewöhnlich zeigt sich, dass fast die Hälfte aller befragten Schüler e<strong>in</strong>e nichtdeutsche<br />

Herkunft hat (44,0 %). Die größte Migrantengruppe wird dabei von den türkischen Schülern,<br />

die zweitgrößte von den russischen Schülern, die zum Großteil Aussiedler s<strong>in</strong>d, gestellt. Immerh<strong>in</strong><br />

15,6 % der Familien, <strong>in</strong> denen die Befragten aufwachsen, erhalten Sozialhilfe oder<br />

Arbeitslosengeld II. Dies ist der höchste Wert im Vergleich der seit 2005 e<strong>in</strong>bezogenen Befragungsgebiete,<br />

wobei dieser hohe Wert für <strong>Hannover</strong> sicherlich auch darauf zurückzuführen<br />

ist, dass die Zusammenlegung von Sozialhilfe <strong>und</strong> Arbeitslosengeld erst 2005 erfolgte <strong>und</strong><br />

sich <strong>in</strong> den älteren Befragungen noch nicht <strong>in</strong> der Bestimmung der Armutsquote niederschlagen<br />

konnte. Vergleichbar mit den Bef<strong>und</strong>en aus anderen Befragungsgebieten Deutschlands<br />

zeigt sich jedoch auch <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong>, dass die sozialstrukturelle Situation der Migrantenjugendlichen<br />

deutlich schlechter ist als die der deutschen Jugendlichen: Der Anteil an Familien, die<br />

Arbeitslosengeld II beziehen, liegt bei türkischen Jugendlichen dreimal, bei russischen Jugendlichen<br />

viermal so hoch wie bei deutschen Jugendlichen. Zudem erweisen sich nichtdeutsche<br />

Jugendliche im Bereich der Bildung als benachteiligt: Während deutsche Jugendliche zu<br />

47,2 % e<strong>in</strong> Gymnasium <strong>und</strong> nur zu 15,4 % e<strong>in</strong>e Förder- oder Hauptschule besuchen, erreichen<br />

von den Jugendlichen aus Migrationsfamilien nur 28,7 % das Gymnasium <strong>und</strong> 25,0 % gehen<br />

zur Hauptschule oder Förderschule.<br />

Die Bildungssituation der Jugendlichen aus Migrantenfamilien hat sich allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong><br />

seit 1998 deutlich verbessert. So ist der Anteil türkischer Jugendlicher, die e<strong>in</strong> Gymnasium<br />

besuchen, um drei Viertel angestiegen (von 8,7 auf 15,3 %), während die Quote der<br />

Hauptschüler stark zurückg<strong>in</strong>g (von 47,1 % auf 32,5 %). Dieser Trend h<strong>in</strong> zu höherer Bildung<br />

zeigt sich für alle Gruppen <strong>Hannover</strong>aner Jugendlicher: Der Anteil der Hauptschüler, ist <strong>in</strong>sgesamt<br />

von 22,6 auf 16,7 % gesunken, die Quote der Gymnasiasten ist von 35,0 auf 40,5 %<br />

gestiegen. E<strong>in</strong>e vergleichbare Entwicklung hat es weder <strong>in</strong> Stuttgart noch <strong>in</strong> München gegeben,<br />

zwei Städte, <strong>in</strong> denen ebenfalls wiederholt Schülerbefragungen durchgeführt wurden. In<br />

München hat sich die schulische Integration türkischer Jugendlicher sogar verschlechtert:<br />

1998 besuchten dort noch 18,1 % das Gymnasium, 2005 waren es nur noch 12,6 %. Die Quote<br />

der türkischen Jugendlichen, die die Hauptschule besuchen, lag dagegen <strong>in</strong> München im<br />

Jahr 2005 mit 61,4 % fast doppelt so hoch wie <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong>, während sich zur Real-<br />

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