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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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gen antizipieren, verhalten sich seltener del<strong>in</strong>quent, weil sie nach Abwägung von Kosten <strong>und</strong><br />

Nutzen zu dem Ergebnis gelangen, dass sich Del<strong>in</strong>quenz auf lange Sicht nicht lohnt. Personen<br />

mit niedriger Selbstkontrolle fokussieren dagegen den kurzfristigen Nutzen e<strong>in</strong>er Handlung,<br />

ohne die Langzeitfolgen (angemessen) zu beachten. In Folge dessen werden diese Personen<br />

sich eher für del<strong>in</strong>quente bzw. abweichende Verhaltensweisen entscheiden. Für die Annahme<br />

e<strong>in</strong>er Beziehung zwischen Selbstkontrolle <strong>und</strong> verschiedenen Formen der Abweichung liegen<br />

mittlerweile zahlreiche Bef<strong>und</strong>e empirischer Studien vor (u.a. Eisner/Ribeaud 2006; Gibbs et<br />

al. 2003; Pratt/Cullen 2000, Vazsonyi et al. 2001).<br />

Im Rahmen der Schülerbefragung 2006 wurden, wie bereits <strong>in</strong> früheren Schülerbefragungen,<br />

die Selbstkontrollfähigkeiten der Jugendlichen erfasst. Selbstkontrolle setzt sich entsprechend<br />

der theoretischen Arbeiten von Gottfredson <strong>und</strong> Hirschi (1990) aus mehreren Subdimensionen<br />

zusammen, wobei – angelehnt an den Vorschlag von Grasmick et al. (1993) – allerd<strong>in</strong>gs nur<br />

die Dimensionen der Impulsivität, der Risikosuche <strong>und</strong> des Temperaments operationalisiert<br />

wurden. Den <strong>in</strong> Tabelle 27 vorgestellten Aussagen konnte dabei von „1 – stimmt gar nicht“<br />

bis „6 – stimmt völlig“ zugestimmt werden.<br />

Die Mittelwerte der e<strong>in</strong>zelnen Aussagen liegen zumeist unter dem theoretischen Mittelwert<br />

von 3,5, was daraufh<strong>in</strong> deutet, dass niedrige Selbstkontrolle (abgebildet über hohe Werte!)<br />

etwas weniger verbreitet ist als hohe Selbstkontrolle (abgebildet über niedrige Werte!). Alle<br />

Subdimensionen bilden h<strong>in</strong>reichend reliable Skalen, der Reliabilitätskoeffizient erreicht m<strong>in</strong>destens<br />

.65. Zudem ist festzustellen, dass die drei Dimensionen mittel bis stark mite<strong>in</strong>ander<br />

korrelieren: Die niedrigste Korrelation (r = .40) besteht zwischen Temperament <strong>und</strong> Impulsivität,<br />

die höchste zwischen Risikosuche <strong>und</strong> Impulsivität (r = .56). Da alle drei Dimensionen<br />

für das gleiche Konstrukt stehen <strong>und</strong> die Subdimensionen mite<strong>in</strong>ander korrelieren, wurden<br />

diese zu e<strong>in</strong>er Mittelwertskala „Selbstkontrolle“ zusammengefasst (Cronbachs alpha = .72).<br />

E<strong>in</strong> Großteil der Befragten unterliegt demnach e<strong>in</strong>er hohen (52,0 %) bzw. mittleren Selbstkontrolle<br />

(43,0 %). Nur e<strong>in</strong> sehr kle<strong>in</strong>er Teil der Jugendlichen <strong>Hannover</strong>s (4,9 %) gehört zur<br />

Gruppe mit niedriger Selbstkontrolle. 47 Die Ausprägung der Fähigkeit zur Selbstkontrolle differiert<br />

dabei sowohl nach Geschlecht, nach ethnischer Herkunft <strong>und</strong> nach Schulform. Jungen<br />

<strong>und</strong> nichtdeutsche Jugendliche weisen die höchsten Anteile an niedrig kontrollierten Personen<br />

auf. Mit steigender Schulform wächst die Fähigkeit zur Selbstkontrolle.<br />

47 Zur anschaulicheren Darstellung wurde die Skala <strong>in</strong> drei Gruppen aufgeteilt: Personen mit Mittelwerten bis<br />

2,67 gelten als hoch kontrolliert, Personen mit Mittelwerten bis 4,33 als durchschnittlich kontrolliert, Personen<br />

mit Mittelwerten darüber als niedrig kontrolliert.<br />

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