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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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ger<strong>in</strong>ges Interesse an den Problemen der e<strong>in</strong>fachen Leute attestiert – dieses Item hat den<br />

höchsten Mittelwert. 50 Jungen <strong>und</strong> Mädchen unterscheiden sich im H<strong>in</strong>blick auf die Zustimmung<br />

zu Anomia-Aussagen nur ger<strong>in</strong>gfügig vone<strong>in</strong>ander. Stärkere Unterschiede existieren<br />

stattdessen zwischen den ethnischen Gruppen <strong>und</strong> Schulniveaus: Türkische <strong>und</strong> polnische<br />

Jugendliche stimmen diesen Aussagen deutlich häufiger zu als deutsche Jugendliche (55 % zu<br />

42,7 %); Gymnasiasten weisen sie häufiger zurück als Schüler aus Realschulen (42,7 % zu<br />

54,0 % Zustimmung). E<strong>in</strong> klarer Zusammenhang zu eigenem Del<strong>in</strong>quenzverhalten hat sich<br />

aus diesen Unterschieden allerd<strong>in</strong>gs nicht ergeben.<br />

Tabelle 31: Item- <strong>und</strong> Skalenwerte der Skala „Anomie“, 9. Jahrgangsstufe (gewichtete Daten)<br />

Item<br />

Egal, was manche Leute sagen: Die Situation der<br />

e<strong>in</strong>fachen Leute wird nicht besser, sondern<br />

schlechter.<br />

So wie die Zukunft aussieht, kann man es kaum noch<br />

verantworten, K<strong>in</strong>der auf die Welt zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Die meisten Politiker <strong>in</strong>teressieren sich <strong>in</strong> Wirklich-<br />

keit gar nicht für die Probleme der e<strong>in</strong>fachen Leute.<br />

Die meisten Leute kümmern sich <strong>in</strong> Wirklichkeit gar<br />

nicht darum, was mit ihren Mitmenschen geschieht.<br />

90<br />

Mittelwert <br />

Standardabweichung <br />

Faktorladung <br />

Trennschärfekoeffizient<br />

2.60 0.88 .63 .37<br />

2.22 1.00 .64 .38<br />

2.81 0.97 .77 .50<br />

2.64 0.91 .74 .47<br />

Gesamtskala 2.57 0.66 α=.65<br />

Neben der Selbstkontrolle <strong>und</strong> verschiedenen E<strong>in</strong>stellungen (Gewaltakzeptanz, Anomie) haben<br />

wir weiterh<strong>in</strong> bestimmte Werthaltungen der Jugendlichen erfasst. Nach e<strong>in</strong>er klassischen<br />

Def<strong>in</strong>ition ist e<strong>in</strong> Wert e<strong>in</strong>e „Auffassung vom Wünschenswerten, die explizit oder implizit<br />

sowie für e<strong>in</strong> Individuum oder für e<strong>in</strong>e Gruppe kennzeichnend ist <strong>und</strong> welche die Auswahl<br />

der zugänglichen Weisen, Mittel oder Ziele des Handelns bee<strong>in</strong>flusst“ (Klages 1989, S. 807).<br />

Werte reduzieren die Komplexität der Welt, <strong>in</strong>dem sie die Wahrnehmung von Situationen<br />

vorstrukturieren <strong>und</strong> Handlungsoptionen e<strong>in</strong>schränken. Ist e<strong>in</strong> Wert gesetzt, so schließt er<br />

bestimmte Handlungen aus.<br />

Werte s<strong>in</strong>d Elemente von Kulturen. Darüber, welche Werte existieren <strong>und</strong> damit Kulturen<br />

vone<strong>in</strong>ander abgrenzen, existieren verschiedene Auffassung. Hofstede (2001) konzentriert<br />

sich <strong>in</strong>sbesondere auf die Unterscheidung <strong>in</strong>dividualistischer <strong>und</strong> kollektivistischer Werte.<br />

Erstere kennzeichnen eher die westeuropäischen Gesellschaften <strong>und</strong> betonen die Eigenständigkeit<br />

des E<strong>in</strong>zelnen gegenüber der Gruppe. Kollektivistische Werte h<strong>in</strong>gegen betrachten das<br />

Individuum als Teil e<strong>in</strong>er bestimmten Gruppe (z.B. Familie, Betrieb); <strong>in</strong> asiatischen Gesellschaften<br />

genießen diese Werte e<strong>in</strong> besonderes Ansehen. Inglehart (1977) spricht h<strong>in</strong>gegen von<br />

materiellen <strong>und</strong> postmateriellen Werten. Materielle Werte kennzeichnen eher die Industriegesellschaften,<br />

postmaterielle Werte h<strong>in</strong>gegen die Dienstleistungsgesellschaften. E<strong>in</strong> elaborierteres<br />

Wertekonzept stammt von Schwarz (1992). Er unterscheidet zwei Dimensionen, entlang<br />

derer sich verschiedene Werte anordnen lassen: Erstens die Dimension der Selbststärkung vs.<br />

Selbstüberw<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> zweitens die Dimension der Offenheit gegenüber Neuem vs. der Bewahrung<br />

des Bestehenden (vgl. Günther 2002).<br />

50 Hier konnten die Me<strong>in</strong>ungen zwischen 1 „stimme nicht “ <strong>und</strong> 4 „stimme genau“ abstufen konnten

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