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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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deutlich geworden war: Für viele Jugendliche ist e<strong>in</strong> ausufernder <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlich problematischer<br />

Medienkonsum zu e<strong>in</strong>em ausgeprägten Belastungsfaktor geworden (vgl. Pfeiffer et al.<br />

2008). Generell hat sich gezeigt: (1) Je mehr Zeit Schüler mit Medienkonsum verbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong><br />

je brutaler die Inhalte s<strong>in</strong>d, umso schlechter fallen die Schulnoten aus. (2) In Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

anderen Belastungsfaktoren erhöht der Konsum exzessiver Mediengewalt das Risiko beträchtlich,<br />

dass Jugendliche Gewalt ausüben. (3) E<strong>in</strong> beachtlicher Teil der männlichen Jugendlichen<br />

gerät <strong>in</strong> suchtartiges Computerspielen.<br />

Der Zusammenhang von Medienkonsum <strong>und</strong> Schulleistungen wurde anhand der <strong>Hannover</strong>-<br />

Daten nicht erneut untersucht, weil die KFN-Schülerbefragung 2005 dazu bereits klare Bef<strong>und</strong>e<br />

erbracht hat. Die Gewalthypothese konnte dagegen erneut bestätigt werden. Im H<strong>in</strong>blick<br />

auf das suchtartige Spielen ist zunächst zu beachten, dass von den männlichen <strong>Hannover</strong>aner<br />

Jugendlichen 25,7 % pro Tag im Durchschnitt m<strong>in</strong>destens vier St<strong>und</strong>en mit Computerspielen<br />

verbr<strong>in</strong>gen; von den männlichen Hauptschülern s<strong>in</strong>d es sogar 37,4 %.<br />

Damit wird deutlich, dass <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> das exzessive Computerspielen noch häufiger anzutreffen<br />

ist, als wir es 2005 <strong>in</strong> der großen KFN-Schülerbefragung ermittelt hatten. Dort lag<br />

diese Gesamtquote bei 21,5 % der männlichen Neuntklässler (weibliche 5,6 %). Alle<strong>in</strong> schon<br />

dieser Bef<strong>und</strong> ist alarmierend, weil er zeigt, dass jeder vierte männliche Jugendliche <strong>Hannover</strong>s<br />

e<strong>in</strong>en derart hohen Anteil se<strong>in</strong>er Freizeit mit Computerspielen verbr<strong>in</strong>gt, dass andere<br />

s<strong>in</strong>nvolle Inhalte zwangsläufig zu kurz kommen müssen. Das gilt nicht nur für das schulische<br />

Lernen, sondern ebenso im H<strong>in</strong>blick auf Kontakte zu Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Familienmitgliedern oder<br />

für den Sport, das Lesen, das Musizieren sowie alle anderen Aktivitäten, die das Leben lebenswert<br />

machen können. Da sich weitgehend entsprechende Bef<strong>und</strong>e auch zu den Siebtklässlern<br />

gezeigt haben <strong>und</strong> ansatzweise auch schon bei männlichen Viertklässlern erkennbar<br />

s<strong>in</strong>d, müssen wir davon ausgehen, dass diese problematische Verarmung der persönlichen<br />

Lebens<strong>in</strong>halte <strong>in</strong>zwischen tausende von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>Hannover</strong>s erfasst hat.<br />

Dieser Entwicklung dürfen wir nicht tatenlos zu sehen.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die 21,5 % der Jugendlichen, die wir im Rahmen der KFN-Schülerbefragung<br />

2005 mit e<strong>in</strong>er täglichen Computerspielzeit von m<strong>in</strong>destens vier St<strong>und</strong>en identifiziert hatten,<br />

konnten wir ergänzende Analysen dazu durchführen, welcher Anteil von ihnen als computerspielabhängig<br />

zu bezeichnen ist oder zum<strong>in</strong>dest als suchtgefährdet. Von den Jungen waren<br />

das 21,0 %. Legen wir diese Quote auch für <strong>Hannover</strong> zugr<strong>und</strong>e, errechnet sich e<strong>in</strong> Anteil von<br />

5,4 % der männlichen Neuntklässer, von denen wir unterstellen müssen, dass sie <strong>in</strong> suchtartiges<br />

Spielen geraten s<strong>in</strong>d. Es liegt auf der Hand, dass für dieses relativ neue Problem erst noch<br />

konstruktive Lösungen erarbeitet werden müssen. Das KFN möchte hier geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

Mediz<strong>in</strong>ischen Hochschule <strong>Hannover</strong> (MHH) <strong>in</strong> den nächsten Jahren nach Wegen suchen.<br />

E<strong>in</strong>es lässt sich aber schon heute im H<strong>in</strong>blick auf das beschriebene Ausgangsproblem des<br />

st<strong>und</strong>enlangen Computerspielens als klare Zielsetzung formulieren. Und gleichzeitig ist diese<br />

Forderung auch e<strong>in</strong>e Antwort auf mehrere andere kritische Bef<strong>und</strong>e unserer Untersuchung:<br />

Wir brauchen dr<strong>in</strong>gend den Ausbau unserer Schulen zu Ganztagsschulen. Gerade bei den<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen, die von ihren Familien wenig Unterstützung dabei erhalten, ihre<br />

Nachmittage konstruktiv zu gestalten, ersche<strong>in</strong>t diese Lösung als e<strong>in</strong>ziger Ausweg aus der vor<br />

allem die Jungen aus sozialen Randlagen betreffenden, krisenhaften Zuspitzung ihrer Situation.<br />

Die Tatsache, dass beispielsweise im Jahr 2005 von den männlichen jungen Migranten<br />

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