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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Die Entwicklung der <strong>Jugendgewalt</strong> lässt sich anhand von zwei Indikatoren nachzeichnen:<br />

E<strong>in</strong>erseits wurden die Schüler <strong>in</strong> allen bisherigen Befragungen danach gefragt, ob sie überhaupt<br />

schon e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> ihrem Leben Opfer e<strong>in</strong>es Raubes, e<strong>in</strong>er Erpressung, e<strong>in</strong>er sexuellen<br />

Gewalt oder e<strong>in</strong>er Körperverletzung (mit <strong>und</strong> ohne Waffen) geworden s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ob ihnen das<br />

auch im Jahr vor der Befragung zugestoßen ist. Andererseits wurden sie an e<strong>in</strong>er anderen<br />

Stelle im Fragebogen darum gebeten, anzugeben, ob sie diese D<strong>in</strong>ge schon jemals selbst begangen<br />

haben <strong>und</strong> wenn ja, ob das auch <strong>in</strong> den letzten zwölf Monaten der Fall war. Abbildung<br />

42 stellt zunächst die Ergebnisse des Trendvergleichs der Opfererfahrungen dar.<br />

Zu erkennen ist, dass der Anteil an <strong>Hannover</strong>aner Jugendlichen, die im Jahr vor der Befragung<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Gewalttat erlebt haben, um e<strong>in</strong> Viertel von 28,0 auf 21,2 % zurückgegangen<br />

ist. Diese Entwicklung ist weitestgehend auf die deutlichen Rückgänge im Bereich der<br />

Raubdelikte, der Erpressungen <strong>und</strong> der Körperverletzungen mit Waffe zurückzuführen. Körperverletzungen<br />

ohne Waffen s<strong>in</strong>d nur ger<strong>in</strong>gfügig zurückgegangen, sexuelle Gewalterfahrungen<br />

s<strong>in</strong>d sogar gestiegen. Dieser Anstieg dürfte allerd<strong>in</strong>gs zum Großteil auf e<strong>in</strong>e Veränderung<br />

im Fragebogen zurückzuführen se<strong>in</strong> <strong>und</strong> damit ke<strong>in</strong>e echte Zunahme darstellen. 70<br />

Abbildung 42: Opfer von Gewalttaten <strong>in</strong> den letzten zwölf Monaten im Zeitvergleich, 9. Jahrgangsstufe<br />

(<strong>in</strong> %; gewichtete Daten; fett: signifikant bei p < .05)<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

10,6<br />

9,9<br />

4,9<br />

8,0<br />

5,2<br />

2,5<br />

2,5<br />

2,2<br />

5,9<br />

Raub Erpressung sexuelle<br />

Gewalt<br />

6,8<br />

5,3<br />

4,2<br />

14,7<br />

14,8<br />

12,2<br />

KV mit Waffe KV ohne<br />

Waffe<br />

28,0<br />

25,7<br />

21,2<br />

Gewaltopfer<br />

In <strong>Hannover</strong> hat aber nicht nur die Zwölf-Monats-Prävalenz abgenommen, auch die Lebenszeitprävalenz<br />

von Opfererfahrungen ist gesunken. Insofern sche<strong>in</strong>en Gewalterfahrungen hier<br />

tatsächlich auf dem Rückmarsch zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Vorverlagerung zu <strong>in</strong>dizieren. Während<br />

1998 noch 43,8 % aller Jugendlichen von m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Delikt <strong>in</strong> ihrem bisherigen Leben<br />

berichteten, waren es 2006 nur mehr 37,5 %. Im Jahr 2000 galt dies für 41,2 %; <strong>in</strong>sofern erweist<br />

sich der Rückgang als kont<strong>in</strong>uierlich. Von Befragungswelle zu Befragungswelle geben<br />

weniger Schüler an, Opfer von Gewalt geworden zu se<strong>in</strong>.<br />

70 Während <strong>in</strong> den früheren Befragungen nach sexueller Gewalt gefragt wurde, wurde <strong>in</strong> der Befragung im Jahr<br />

2006 auch die sexuelle Belästigung als eigenständige Deliktkategorie <strong>in</strong> den Fragebogen aufgenommen. Die<br />

Belästigung („dir wird gegen de<strong>in</strong>en Willen zwischen die Be<strong>in</strong>e gefasst“) war zwar auch früher Bestandteil der<br />

Ausführungen dazu, was unter sexueller Gewalt zu verstehen ist; die im Erläuterungstext im Fragebogen zuerst<br />

genannte Übergriffsform der „Vergewaltigung“ dürfte die Assoziationen der Jugendlichen aber <strong>in</strong> Richtung der<br />

eher schweren sexuellen Gewalt geleitet haben. Die Trennung beider Delikte dürfte nun das mögliche Spektrum<br />

an Übergriffen, an die die Jugendlichen während e<strong>in</strong>er Befragung denken können, erweitert haben <strong>und</strong> damit<br />

<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e bessere Schätzung zum Ausmaß sexueller Übergriffe gewährleisten. Es wäre also falsch, aus den<br />

Bef<strong>und</strong>en zu folgern, dass sich <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> die sexuelle Gewalt verdoppelt hat. Stattdessen verdeutlicht der<br />

Anstieg, dass e<strong>in</strong> Teil des Dunkelfelds weiter offengelegt wurde.<br />

1998<br />

2000<br />

2006<br />

123

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