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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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Trotzdem zeigt sich auch hier die enge Beziehung zwischen der Anzahl del<strong>in</strong>quenter Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> der eigenen Del<strong>in</strong>quenzbereitschaft. Gefragt wurde danach, wie viel Fre<strong>und</strong>e man kennt,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Laden etwas gestohlen haben, jemandem mit Gewalt etwas abgenommen haben,<br />

e<strong>in</strong>en anderen Menschen verprügelt <strong>und</strong> dabei verletzt haben, e<strong>in</strong> Fahrzeug gestohlen haben<br />

oder e<strong>in</strong> Auto aufgebrochen haben. Etwas weniger als die Hälfte der <strong>Hannover</strong>aner Jugendlichen<br />

sagen, sie würden ke<strong>in</strong>e Person kennen, die so etwas getan hat (43,2 %). Immerh<strong>in</strong> 42,6<br />

% kennen e<strong>in</strong>en bis vier solcher Fre<strong>und</strong>e, 14,2 % sogar fünf <strong>und</strong> mehr. Jungen haben signifikant<br />

häufiger Kontakt zu fünf <strong>und</strong> mehr del<strong>in</strong>quenten Fre<strong>und</strong>en als Mädchen (18,2 zu 10,1<br />

%), nichtdeutsche, <strong>in</strong>sbesondere türkische Jugendliche mehr als deutsche (türkisch: 19,8 %,<br />

deutsche: 11,5 %). Gleiches gilt für Schüler niedriger Schulformen: Fast jeder vierte Hauptschüler<br />

(24,0 %), aber nur jeder sechste Realschüler (17,3 %) <strong>und</strong> sogar nur jeder dreizehnte<br />

Gymnasiast (7,6 %) kennt fünf <strong>und</strong> mehr del<strong>in</strong>quente Fre<strong>und</strong>e. Wie Abbildung 23 zeigt, s<strong>in</strong>d<br />

solche Bekanntschaften <strong>in</strong>sbesondere für das eigene Gewaltverhalten folgenreich. Das Risiko,<br />

selbst e<strong>in</strong>e Gewalttat auszuführen, erhöht sich bei Bekanntschaft mit fünf <strong>und</strong> mehr Fre<strong>und</strong>en<br />

ca. um das Zehnfache im Vergleich zu den Jugendlichen ohne e<strong>in</strong>e solche Bekanntschaft.<br />

Auch <strong>in</strong> der Schule legen Jugendliche, die sich <strong>in</strong> del<strong>in</strong>quenten Fre<strong>und</strong>eskreisen bewegen,<br />

häufiger Gewaltverhalten an den Tag. Für den Bereich der Eigentumsdelikte sowie des sozialen<br />

Mobb<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die Zusammenhänge etwas schwächer, trotzdem aber hoch signifikant.<br />

Abbildung 23: Del<strong>in</strong>quentes Verhalten nach Bekanntschaft mit del<strong>in</strong>quenten Fre<strong>und</strong>en, 9. Jahrgangsstufe<br />

(<strong>in</strong> %; gewichtete Daten; fett: signifikant bei p < .05)<br />

70<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

soziales Mobb<strong>in</strong>g<br />

(Schule)<br />

28,6<br />

46,0<br />

2,9 5,1<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

1 bis 4<br />

40,9<br />

15,7<br />

5 <strong>und</strong> mehr<br />

physische Gewalt<br />

(Schule)<br />

21,8<br />

40,3<br />

7,9<br />

11,7<br />

0,6 2,2<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

1 bis 4<br />

5 <strong>und</strong> mehr<br />

31,1<br />

21,3<br />

20,6<br />

12,2<br />

19,7<br />

16,0<br />

18,6<br />

13,9<br />

17,6<br />

3,1<br />

0,7 2,5<br />

3,3<br />

0,8<br />

4,8<br />

3,8<br />

0,7<br />

3,3<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Gewalt Diebstahl Sachbeschädigung<br />

1 bis 4<br />

5 <strong>und</strong> mehr<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

1 bis 4<br />

5 <strong>und</strong> mehr<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

1 bis 4<br />

5 <strong>und</strong> mehr<br />

1,3<br />

1,6<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Raubkopien<br />

4,7<br />

7,3<br />

1 bis 4<br />

6,3<br />

21,8<br />

5 <strong>und</strong> mehr<br />

selten<br />

häufiger<br />

Die Schülerbefragung <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> eröffnet allerd<strong>in</strong>gs nicht nur die Möglichkeit, die Beziehung<br />

zwischen der Integration <strong>in</strong> del<strong>in</strong>quente Peergruppen <strong>und</strong> der Del<strong>in</strong>quenzbereitschaft zu<br />

untersuchen. Sie erlaubt es auch, allgeme<strong>in</strong>ere Aussagen über die Zusammensetzung von<br />

Fre<strong>und</strong>esgruppen zu treffen. Diese wiederum kann mit der Del<strong>in</strong>quenzbereitschaft <strong>in</strong> Beziehung<br />

stehen, <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn mehrere h<strong>in</strong>sichtlich ihres sozialen <strong>und</strong> familiären H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>s<br />

oder ihrer E<strong>in</strong>stellungen problematische Jugendliche aufe<strong>in</strong>andertreffen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong><br />

ihrem Verhalten <strong>und</strong> ihren Werthaltungen gegenseitig bestärken (vgl. u.a. Haynie 2001, Peterson<br />

et al. 2001).<br />

Um die Zusammensetzung der Fre<strong>und</strong>esgruppe zu erfassen, wurden die Jugendlichen gebeten<br />

anzugeben, ob sie e<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>esgruppe bzw. e<strong>in</strong>e Clique haben, mit der sie auch außerhalb

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