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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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kant. Bei den russischen Befragten ist h<strong>in</strong>gegen ke<strong>in</strong>e klare Tendenz erkennbar: Die höchsten<br />

Prävalenzen s<strong>in</strong>d bei der Gruppe der mittel religiösen Schülern zu beobachten; hoch <strong>und</strong> wenig<br />

religiöse Jugendliche s<strong>in</strong>d gleichermaßen ger<strong>in</strong>ger belastet.<br />

Abbildung 32: Del<strong>in</strong>quentes Verhalten nach Religiosität <strong>und</strong> ethnischer Herkunft, 9. Jahrgangsstufe (<strong>in</strong><br />

%; gewichtete Daten; fett: signifikant bei p < .05)<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

14,2<br />

16,1<br />

15,5<br />

19,1<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Zugehörigkeit<br />

wenig religiös<br />

8,1<br />

13,9<br />

religiös<br />

11,7<br />

12,7<br />

sehr religiös<br />

22,7<br />

13,0<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Zugehörigkeit<br />

26,3<br />

15,8<br />

wenig religiös<br />

21,0<br />

13,5<br />

religiös<br />

22,0<br />

10,4<br />

14,0<br />

sehr religiös<br />

25,6<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Zugehörigkeit<br />

16,7<br />

13,3<br />

wenig religiös<br />

22,3<br />

17,4<br />

religiös<br />

13,6<br />

11,4<br />

sehr religiös<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

Zugehörigkeit<br />

17,2<br />

34,5<br />

17,9<br />

18,2<br />

deutsch türkisch russisch polnisch<br />

wenig religiös<br />

religiös<br />

3,8<br />

14,0<br />

sehr religiös<br />

Gewalt<br />

Diebstahl<br />

Inwieweit die vorgestellten Persönlichkeitsfaktoren zusammengenommen dazu beitragen,<br />

verschiedene del<strong>in</strong>quente Verhaltensweisen zu erklären, beantwortet schließlich Tabelle 34.<br />

Werte über 1.000 stehen dafür, dass e<strong>in</strong> Faktor das Risiko zum Begehen von Taten erhöht,<br />

Werte unter 1.000 dafür, dass das Risiko s<strong>in</strong>kt. Anzumerken ist, dass es sich bei den aufgeführten<br />

Persönlichkeitsfaktoren nicht um empirisch unabhängige Konstrukte handelt. So existiert<br />

e<strong>in</strong>e starke Korrelation zwischen der niedrigen Selbstkontrolle <strong>und</strong> der Gewaltaff<strong>in</strong>ität (r<br />

= .55). Dies bedeutet, dass Jugendliche mit niedriger Selbstkontrolle auch häufiger E<strong>in</strong>stellungen<br />

der Gewaltakzeptanz aufrechterhalten. Eher ger<strong>in</strong>ge Zusammenhänge bestehen zwischen<br />

den anderen Faktoren: Werte der Selbststärkung gehen mit niedriger Selbstkontrolle (r<br />

= .24) <strong>und</strong> hoher Gewaltakzeptanz (r = .18) e<strong>in</strong>her; Universalismus h<strong>in</strong>gegen steht mit beiden<br />

Eigenschaften <strong>in</strong> umgekehrter Beziehung ( r = -.21 bzw. -.26). Anomische E<strong>in</strong>stellungen wiederum<br />

erhöhen die Gewaltakzeptanz <strong>und</strong> senken die Selbstkontrolle (r = .14 bzw. .16).<br />

Zur Vorhersage des del<strong>in</strong>quenten Verhaltens dienen die verschiedenen Konstrukte <strong>in</strong> sehr<br />

unterschiedlichem Maße. 54 E<strong>in</strong>e hohe Selbstkontrolle steht, so wie dies auch die Theorie von<br />

Gottfredson <strong>und</strong> Hirschi (1990) erwarten lassen würden, mit e<strong>in</strong>er niedrigeren Bereitschaft<br />

zum Begehen del<strong>in</strong>quenter <strong>und</strong> abweichender Verhaltensweisen e<strong>in</strong>her – dies gilt über alle<br />

54 Die Jugendlichen wurden aufgr<strong>und</strong> der schiefen Vereilungen der Variablen jeweils entlang theoretischer<br />

Überlegungen <strong>in</strong> Gruppen e<strong>in</strong>geteilt: Bei Items, deren Antwortvorgaben zwischen e<strong>in</strong>s <strong>und</strong> vier variierten,<br />

wurden Mittelwerte zwischen 1,0 <strong>und</strong> 2,0 zu „ger<strong>in</strong>g“, zwischen über 2,0 bis 3,0 zu „mittel“ <strong>und</strong> über 3,0 zu<br />

„hoch“ zusammengefasst. Variierten die Antwortvorgaben zwischen e<strong>in</strong>s <strong>und</strong> sechs, wurden die Cut-Werte bei<br />

2,67 <strong>und</strong> 4,33 gesetzt. Die Gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen werden an dieser Stelle nicht weiter<br />

betrachtet, weil sie e<strong>in</strong>erseits ebenfalls gewaltakzeptierende E<strong>in</strong>stellungen be<strong>in</strong>halten; andererseits s<strong>in</strong>d sie auf<br />

e<strong>in</strong> spezifisch männliches Verhalten ausgerichtet <strong>und</strong> sollten daher für weibliche Jugendliche weniger<br />

verhaltensrelevant se<strong>in</strong>.<br />

95

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