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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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der Jugendlichen bereits (schwere) del<strong>in</strong>quente Taten begangen hat; zudem ist diese Altersgruppe<br />

noch recht ökonomisch über die Schulen zu erreichen; danach differenzieren sich die<br />

Biographien stark aus, so dass e<strong>in</strong>e repräsentative Studie nur unter hohem Kostenaufwand zu<br />

realisieren wäre. Zwar konnte das Ziel, tatsächlich jeden Neuntklässler <strong>Hannover</strong>s zu befragen,<br />

aufgr<strong>und</strong> von Absagen von Schulen wie auch von Weigerungen von Eltern bzw. Schülern<br />

selbst <strong>und</strong> letztlich Krankheit, Schulschwänzen usw. nicht erreicht werden (Kapitel 2);<br />

dennoch stehen mit 3.661 Jugendlichen (<strong>und</strong> zusätzlich 1.315 Schülern der siebten Jahrgangsstufe)<br />

ausreichend Befragte bereit, um für e<strong>in</strong>en Großteil der <strong>Hannover</strong>aner Stadtteile Auswertungen<br />

vornehmen zu können. Die Verlässlichkeit der Schätzung der Eigenschaften von<br />

Stadtteilen ist auf Basis e<strong>in</strong>er Vollerhebung deutlich größer als auf Basis e<strong>in</strong>er Stichprobe mit<br />

nur wenigen Befragten pro Stadtteil.<br />

Der Umstand, dass bereits <strong>in</strong> der Vergangenheit <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> Schülerbefragungen durchgeführt<br />

wurden, eröffnet zudem die Möglichkeit, die Entwicklung der <strong>Jugenddel<strong>in</strong>quenz</strong> über<br />

fast e<strong>in</strong> Jahrzehnt h<strong>in</strong>weg zu verfolgen. Werden die Datenreihen der Polizeilichen Krim<strong>in</strong>alstatistik<br />

analysiert, so zeigt sich <strong>in</strong>sbesondere im Bereich der <strong>Jugendgewalt</strong> auch nach 1998<br />

e<strong>in</strong> Anstieg der Tatverdächtigenbelastungsziffern um ca. zehn Prozent. <strong>Hannover</strong> folgt ebenso<br />

wie andere Großstädte diesem Trend. Ergebnisse der Dunkelfeldforschung belegen demgegenüber<br />

weitestgehend e<strong>in</strong>e rückläufige Del<strong>in</strong>quenzbelastung von Jugendlichen (vgl. Baier<br />

2008). Die Diskrepanz zwischen Hell- <strong>und</strong> Dunkelfeld wird dabei i.d.R. durch e<strong>in</strong>en Anstieg<br />

der Anzeigebereitschaft erklärt: Wenn aus e<strong>in</strong>em eigentlich kle<strong>in</strong>er werdenden Dunkelfeld e<strong>in</strong><br />

überproportional größer werdender Anteil an Straftaten von der Polizei registriert wird, dann<br />

ersche<strong>in</strong>t dies <strong>in</strong> der Krim<strong>in</strong>alstatistik als Anstieg. Diese Überlegungen können sehr e<strong>in</strong>drücklich<br />

am Beispiel <strong>Hannover</strong>s belegt werden, was <strong>in</strong> Teilen <strong>in</strong> Kapitel 6 geschieht. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

erachten wir die Bef<strong>und</strong>e zur Entwicklung der <strong>Jugenddel<strong>in</strong>quenz</strong> als wichtig genug, um sie <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em eigenen Forschungsbericht zu würdigen, <strong>in</strong> dem zugleich Raum ist, <strong>Hannover</strong> mit anderen<br />

Städten (München, Stuttgart, Schwäbisch Gmünd) zu vergleichen. Bei weitergehendem<br />

Interesse an Fragen der Entwicklung von <strong>Jugenddel<strong>in</strong>quenz</strong> wird deshalb auf diesen zweiten<br />

Forschungsbericht verwiesen (Baier 2008).<br />

Bevor sowohl auf die Ergebnisse zu den e<strong>in</strong>zelnen Stadtteilen als auch auf die Ergebnisse der<br />

Trendauswertungen e<strong>in</strong>gegangen wird, steht <strong>in</strong> den Kapiteln 3 bis 5 die Analyse der Verbreitung<br />

<strong>und</strong> der Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren von abweichendem Verhalten im Vordergr<strong>und</strong>. Die zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Auswertungen werden seit den ersten Befragungen im Jahr 1998 durchgeführt<br />

(vgl. Wetzels, et al. 2001, Wilmers et al. 2002, Baier et al. 2006). Insofern handelt es<br />

sich z.T. um bereits bekannte, trotzdem aber anhand e<strong>in</strong>er weiteren Stichprobe neu überprüfte<br />

Erkenntnisse. Es geht dabei um e<strong>in</strong>e aktuelle Bestandsaufnahme von del<strong>in</strong>quenten Verhaltensweisen<br />

wie Ladendiebstahl, Schwarzfahren, Körperverletzung usw. Daneben wenden wir<br />

uns dem Drogenkonsum, dem Schulschwänzen <strong>und</strong> den fremdenfe<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>stellungen zu.<br />

Im Bereich der Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren werden u.a. Erfahrung mit elterlicher Gewalt, Selbstkontrollfähigkeiten<br />

oder Medienumgangsweisen untersucht. Dennoch wurde mit der Schülerbefragung<br />

2006 <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> bewährtes Instrument anhand e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Stichprobe getestet, sondern es wurde die Möglichkeit genutzt, bislang <strong>in</strong> den Schülerbefragungen<br />

wenig betrachtete Verhaltensweisen <strong>und</strong> Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren zu erheben. Beispielsweise<br />

wurde nach Erlebnissen bzw. Täterschaften sozialer Aggressionsformen gefragt, um<br />

Aussagen über die Verbreitung von (sozialem) Mobb<strong>in</strong>g (Andere aus Fre<strong>und</strong>eskreis ausschließen,<br />

Gerüchte verbreiten) zu treffen. Es wurde <strong>in</strong> Täterperspektive der Verkauf von<br />

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