04.01.2013 Aufrufe

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

samtheit sogar um das 5,2fache. Zugleich f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Fre<strong>und</strong>esgruppen türkischer <strong>und</strong><br />

russischer Jugendlicher besonders wenig deutsche Jugendliche. Nur etwa e<strong>in</strong> Viertel der<br />

Fre<strong>und</strong>e türkischer Schüler hat e<strong>in</strong>e deutsche Herkunft <strong>und</strong> nur ca. e<strong>in</strong> Drittel der Fre<strong>und</strong>e<br />

russischer Schüler. Polnische Jugendliche sowie Jugendliche e<strong>in</strong>er anderen nichtdeutschen<br />

Herkunft sche<strong>in</strong>en hier sehr viel besser <strong>in</strong>tegriert zu se<strong>in</strong>. An dieser Stelle wäre es <strong>in</strong>teressant<br />

zu vergleichen, ob die türkischen <strong>und</strong> russischen Jugendlichen <strong>Hannover</strong>s e<strong>in</strong>e bessere oder<br />

e<strong>in</strong>e schlechtere soziale Integration gemessen über den Anteil deutscher Fre<strong>und</strong>e besitzen als<br />

türkische <strong>und</strong> russische Jugendliche aus anderen b<strong>und</strong>esdeutschen Städten. Deutliche Unterschiede<br />

<strong>in</strong> der Integration türkischer K<strong>in</strong>der hat die Schülerbefragung 2005 aufgezeigt (vgl.<br />

Baier et al. 2006). Leider stehen aber bis dato für Jugendliche ke<strong>in</strong>e Vergleichsdaten zur Verfügung,<br />

so dass nur gefolgert werden kann, dass im Vergleich mit anderen nichtdeutschen<br />

Gruppen türkische <strong>und</strong> russische Jugendliche <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere soziale Vernetzung<br />

aufweisen.<br />

Mit Blick auf die anderen Indikatoren der Fre<strong>und</strong>schaftsnetzwerke s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen ethnischen Gruppen weniger auffällig. Türkische Jugendliche f<strong>in</strong>den ihre<br />

Fre<strong>und</strong>e häufiger als andere Jugendliche <strong>in</strong>nerhalb des eigenen Stadtteils <strong>und</strong> treffen sich zudem<br />

besonders häufig mit ihnen. Die Treffhäufigkeit ist aber auch bei polnischen <strong>und</strong> russischen<br />

Jugendlichen recht hoch. Letztere weisen zudem besonders viele Kontakte zu älteren<br />

Personen auf: 15,1 % der Fre<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d über 17 Jahre, bei den deutschen Jugendlichen gilt<br />

dies nur für 5,7 %.<br />

Betrachten wir zuletzt die Struktur der Fre<strong>und</strong>esnetzwerke differenziert nach Schulformen, so<br />

wird deutlich, dass sich die Fre<strong>und</strong>esnetzwerke <strong>in</strong> allen hier untersuchten Bereichen signifikant<br />

vone<strong>in</strong>ander unterscheiden, was z.T. darauf zurückzuführen ist, dass der besuchte Schultyp<br />

auch mit der ethnischen Herkunft zusammenhängt (vgl. Kapitel 2). Da beispielsweise<br />

nichtdeutsche Jugendliche seltener e<strong>in</strong> Gymnasium besuchen, ist der Anteil deutscher Fre<strong>und</strong>e<br />

im Netzwerk hier besonders hoch, <strong>in</strong> Hauptschulen h<strong>in</strong>gegen besonders niedrig. Die Netzwerke<br />

von Hauptschülern wiederum weisen andere Besonderheiten auf: Sie s<strong>in</strong>d besonders<br />

stark mit männlichen Jugendlichen besetzt, zeichnen sich durch e<strong>in</strong>e starke lokale Konzentration<br />

aus, s<strong>in</strong>d deutlich häufiger durch ältere Personen geprägt <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>e sehr hohe Frequenz<br />

des Sich-Treffens. Für Hauptschüler sche<strong>in</strong>en damit die Fre<strong>und</strong>e als Sozialisations<strong>in</strong>stanz<br />

<strong>in</strong>sgesamt wichtiger zu se<strong>in</strong> als für Gymnasiasten.<br />

Die möglichen Folgen e<strong>in</strong>er differenziellen Zusammensetzung der Fre<strong>und</strong>esnetzwerke für das<br />

eigene Gewaltverhalten sollen an zwei Beispielen verdeutlicht werden: Der Geschlechter- <strong>und</strong><br />

der ethnischen Homogenität (vgl. Abbildung 24). Um das Ausmaß der Geschlechtshomogenität<br />

zu bestimmen, wurden die Befragten <strong>in</strong> drei Gruppen unterteilt. Zu den Jugendlichen <strong>in</strong><br />

Fre<strong>und</strong>esgruppen mit hoher Homogenität wurden die Jungen zugeordnet, die nur andere Jungen<br />

als Fre<strong>und</strong>e nannten bzw. die Mädchen, die nur andere Mädchen als Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen nannten.<br />

Ger<strong>in</strong>ge Homogenität liegt demgegenüber vor, wenn m<strong>in</strong>destens 35 % der genannten<br />

Fre<strong>und</strong>e bzw. Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>em anderen Geschlecht angehörte (oberes Terzil). Dazwischen<br />

liegt die Gruppe mit mittlerer Homogenität.<br />

Für Jungen zeigt sich dabei, dass ihr Gewaltverhalten nicht vom Anteil der Mädchen <strong>in</strong> der<br />

Fre<strong>und</strong>esgruppe bee<strong>in</strong>flusst ist. E<strong>in</strong> generell befriedender E<strong>in</strong>fluss von Mädchen ist also nicht<br />

nachweisbar, was unter anderem damit zusammenhängen kann, dass Jungen möglicherweise<br />

73

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!