04.01.2013 Aufrufe

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

kennen: Jungen gehören zwanzigmal mehr zur Gruppe der häufigen Konsumenten <strong>und</strong> halb<br />

so häufig zur Gruppe der Nicht-Konsumenten.<br />

Ähnlich hohe Unterschiede f<strong>in</strong>den sich bei e<strong>in</strong>igen Computerspiel-Genres: Insbesondere das<br />

Spielen von Ego-Shootern ist erneut e<strong>in</strong>e weitestgehend männliche Freizeitbeschäftigung.<br />

Mehr als jeder zweite Junge berichtet von sich, dass er häufiger Ego-Shooter spielt; bei den<br />

Mädchen gilt dies nur für 4,5 %. Jeder dritte Jugendliche spielt zudem häufiger Kampfspiele;<br />

72,2 % der Mädchen haben demgegenüber überhaupt ke<strong>in</strong>en Kontakt mit diesem Spielgenre.<br />

Mädchen präferieren dafür stärker die eher unbedenklichen Spiele: Denk- oder Geschicklichkeitsspiele<br />

werden von ihnen <strong>in</strong>sgesamt häufiger genutzt als von Jungen.<br />

Empirisch zeigt sich, dass Jugendliche, unabhängig davon, ob Jungen oder Mädchen, die häufiger<br />

Gewaltfilme sehen auch häufiger Gewaltspiele spielen. Unter Ausschluss des Konsums<br />

von Sexfilmen <strong>und</strong> Denk- <strong>und</strong> Geschicklichkeitsspielen lässt sich also aus den E<strong>in</strong>zelitems<br />

zum Horror- bzw. Actionfilmkonsum sowie zum Egoshooter <strong>und</strong> Kampfspiele spielen e<strong>in</strong>e<br />

Skala bilden. 45 Erwartbar erzielen Jungen auf dieser Skala signifikant höhere Werte als Mädchen,<br />

d.h. der Gewaltmedienkonsum ist zum Großteil e<strong>in</strong> männliches Phänomen. Derartige<br />

Geschlechterunterschiede f<strong>in</strong>den sich dabei <strong>in</strong> allen ethnischen Gruppen <strong>und</strong> <strong>in</strong> allen Schulformen.<br />

Die ethnischen Gruppen selbst unterscheiden sich nur ger<strong>in</strong>g, dennoch signifikant<br />

vone<strong>in</strong>ander: Jugendliche nichtdeutscher Herkunft beschäftigen sich häufiger mit Gewaltmedien<br />

als Jugendliche deutscher Herkunft. Türkische <strong>und</strong> polnische Jugendliche weisen den<br />

durchschnittlich höchsten Gewaltmedienkonsum auf. Nicht überraschen kann schließlich,<br />

dass Schüler höherer Schulformen seltener Gewaltfilme oder Gewaltspiele nutzen. Förder-<br />

<strong>und</strong> Hauptschüler h<strong>in</strong>gegen beschäftigen sich besonders häufig mit Gewaltmedien.<br />

Den Zusammenhang zwischen dem Konsum gewalthaltiger Medien <strong>und</strong> dem del<strong>in</strong>quenten<br />

Verhalten verdeutlicht Abbildung 27 anhand der Beispiele Gewalt <strong>und</strong> Diebstahl. 46 Für beide<br />

Deliktformen <strong>und</strong> für beide Geschlechter f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> enger Zusammenhang, der für das<br />

Gewaltverhalten stärker ausfällt als für den Diebstahl. Dies spricht dafür, dass Gewaltmedien<br />

den Jugendlichen Vorbilder für entsprechende Verhaltensweise liefern. Jungen, die nie oder<br />

nur sehr selten Gewaltmedien konsumieren, haben zu 2,2 % häufiger <strong>und</strong> zu 2,2 % selten e<strong>in</strong><br />

Gewaltdelikt begangen; Jungen dagegen, die sehr häufig mit Gewaltmedien <strong>in</strong> Kontakt kommen,<br />

gehören <strong>in</strong>sgesamt achtmal häufiger zu den Tätern (12,7 bzw. 22,4 %). Das Risiko, zu<br />

den Gelegenheits- als auch zu den Mehrfachgewalttätern zu gehören, steigt also mit dem<br />

Ausmaß des Gewaltmedienkonsums deutlich an. Die Tatsache, dass sich auch zum Diebstahl<br />

e<strong>in</strong> entsprechender, wenn auch schwächer ausgeprägter Zusammenhang zeigt, spricht für die<br />

These, dass gewalthaltiger Medienkonsum <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit anderen Belastungsfaktoren,<br />

generell e<strong>in</strong>en del<strong>in</strong>quenten Lebensstil fördert.<br />

45 Cronbachs Alpha dieser Skala beträgt bei Mädchen .68 <strong>und</strong> bei Jungen .70; die Trennschärfen der E<strong>in</strong>zelitems<br />

betragen m<strong>in</strong>destens .40. Die Variablen wurden vorher z-standardisiert, da die Antwortvorgaben <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Filme nicht identisch waren mit den Antwortvorgaben <strong>in</strong> Bezug auf die Computerspiele.<br />

46 Jugendliche, die bei m<strong>in</strong>destens drei der vier Medienvariablen (Horrorfilme, Actionfilme, Egoshooter,<br />

Kampfspiele) angaben, nie Gewaltmedien zu konsumieren, wurden zur Gruppe der „nie/sehr selten“<br />

konsumierenden Jugendlichen zugeordnet. Jugendliche, die bei m<strong>in</strong>destens zwei dieser Variablen e<strong>in</strong>en häufigen<br />

Konsum berichteten, wurden zur Gruppe „häufiger“ Konsum zusammengefasst. Insgesamt existieren nur wenige<br />

Jungen, die nie oder sehr selten Gewaltmedien nutzen (N = 92); Mädchen, die häufiger solche Medien nutzen,<br />

s<strong>in</strong>d ebenfalls eher selten (N = 118).<br />

82

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!