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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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6. Zur Entwicklung der <strong>Jugenddel<strong>in</strong>quenz</strong> <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> zwischen 1998 <strong>und</strong><br />

2006<br />

Bislang existieren <strong>in</strong> Deutschland, anders als etwa <strong>in</strong> Großbritannien oder den skand<strong>in</strong>avischen<br />

Ländern, nur sehr wenige, auf Dunkelfeldbefragungen basierende Erkenntnisse darüber,<br />

wie sich das krim<strong>in</strong>elle Verhalten der Bevölkerung <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere der Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Bei uns liefern im Pr<strong>in</strong>zip nur die Polizeilichen<br />

Krim<strong>in</strong>alstatistiken Informationen über statistische Trends. Für Gesamtdeutschland liegen<br />

diese seit 1993 vor. Im Verlauf der letzten 14 Jahre ist danach vor allem bei den Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong> deutlicher Anstieg der polizeilich registrierten Gewaltkrim<strong>in</strong>alität festzustellen (vgl. Baier<br />

2008, Pfeiffer/Wetzels 2006), dem allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren e<strong>in</strong> Rückgang der<br />

<strong>in</strong>sgesamt registrierten Jugendkrim<strong>in</strong>alität gegenüber steht. Pro 100.000 der Altersgruppe der<br />

Jugendlichen ist die Zahl der wegen Gewaltdelikten registrierten Tatverdächtigen seit 1993<br />

um etwa das Doppelte angewachsen. Deutliche Anstiege hat es ferner bei der TVBZ der Heranwachsenden<br />

<strong>und</strong> der 21- bis 25jährigen gegeben. Die polizeilich registrierte Gewaltkrim<strong>in</strong>alität<br />

der ab 30jährigen ist dagegen weitgehend konstant geblieben. Allerd<strong>in</strong>gs ist auffällig,<br />

dass sich die Anstiege bei Jugendlichen im Wesentlichen auf die Körperverletzungen <strong>und</strong> die<br />

Vergewaltigungen beschränken; die TVBZ bei Raubdelikten ist seit 1997 rückläufig, die der<br />

vorsätzlichen Tötungsdelikte seit 1993. E<strong>in</strong> Anstieg zeigt sich also gerade <strong>in</strong> jenen Deliktsbereichen,<br />

die sensibel für e<strong>in</strong>e Veränderung der Anzeigebereitschaft s<strong>in</strong>d. In jenen Bereichen<br />

h<strong>in</strong>gegen, <strong>in</strong> denen die Anzeigebereitschaft traditionell höher liegt, ist e<strong>in</strong> leichter Rückgang<br />

zu verzeichnen. Anzeichen e<strong>in</strong>er rückläufigen Bereitschaft von Jugendlichen, krim<strong>in</strong>elle Taten<br />

zu begehen, ergeben sich zudem vor allem bei Diebstahldelikten. Zwar waren die Belastungsziffern<br />

sowohl beim Ladendiebstahl als auch beim schweren Diebstahl zwischen 1984<br />

<strong>und</strong> Mitte der 1990er Jahre noch nach oben gegangen. Danach ist dann jedoch für den Ladendiebstahl<br />

e<strong>in</strong> Rückgang fast auf das Ausgangsniveau festzustellen; der schwere Diebstahl Jugendlicher<br />

ist seit 1995 um 40 % gesunken.<br />

Verschiedene, von den Krim<strong>in</strong>alstatistiken unabhängige (Dunkelfeld-)Untersuchungen ergeben<br />

ebenfalls H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e rückläufige Del<strong>in</strong>quenzbereitschaft von Jugendlichen. Beispielsweise<br />

berichtet der B<strong>und</strong>esverband der Unfallkassen, dass die Häufigkeit von schweren<br />

Raufunfällen <strong>in</strong>nerhalb der Schule nach e<strong>in</strong>em Anstieg bis 1997, von 1999 bis 2006 deutlich<br />

rückläufig ist. Raufunfälle, bei denen e<strong>in</strong>e ambulante ärztliche Versorgung ausreichte, haben<br />

pro 1.000 Schüler seit 1999 um 30 % abgenommen. Ebenfalls um 30 % zurückgegangen s<strong>in</strong>d<br />

seit dem Raufunfälle, die mit Frakturen geendet haben.<br />

Mit diesen Ergebnissen kompatibel s<strong>in</strong>d die Bef<strong>und</strong>e von Fuchs et al. (2005), die <strong>in</strong> ihrer repräsentativen<br />

Studie an bayerischen Schulen belegen, dass Schulgewalt im Allgeme<strong>in</strong>en rückläufig<br />

ist – <strong>und</strong> zwar bei allen betrachteten Verhaltens<strong>in</strong>dizes (physische, verbale, psychische<br />

Gewalt sowie Gewalt gegen Sachen). In dieser <strong>in</strong> den Jahren 1994, 1999 <strong>und</strong> 2004 durchgeführten<br />

Studie wurden alle Altersgruppen ab der 5. Jahrgangsstufe befragt. Die Veränderungen<br />

stellen sich dabei als monoton s<strong>in</strong>kend dar, d.h. <strong>in</strong> Bezug auf die Gewaltbelastung hat es<br />

im Beobachtungsjahr 1999 ke<strong>in</strong> Zwischenhoch gegeben.<br />

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