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Jugendgewalt und Jugenddelinquenz in Hannover. Aktuelle Befund

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<strong>Hannover</strong> nur 19,5 % gegenüber. Auf der anderen Seite s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> München nur 28,8 % der<br />

jungen Türken, die ke<strong>in</strong>e del<strong>in</strong>quenten Fre<strong>und</strong>e haben, <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> dagegen 38,8 %. Die verbesserte<br />

schulische Integration türkischer Jugendlicher führt dazu, dass sie seltener Fre<strong>und</strong>schaftsbeziehungen<br />

zu auffälligen (Haupt)Schülern unterhalten. Wenn aber <strong>in</strong> den Fre<strong>und</strong>schaftsnetzwerken<br />

seltener abweichende Verhaltensvorbilder präsent s<strong>in</strong>d, steigt die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

dass sich Jugendliche normenkonform verhalten.<br />

Abbildung 49: Del<strong>in</strong>quente Fre<strong>und</strong>e deutscher <strong>und</strong> türkischer Jugendlicher <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> <strong>und</strong> München<br />

(<strong>in</strong> %; gewichtete Daten)<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

11,6<br />

41,3<br />

47,1<br />

19,5<br />

41,7<br />

38,8<br />

13,8<br />

43,9<br />

42,4<br />

27,5<br />

43,7<br />

28,8<br />

deutsch türkisch deutsch türkisch<br />

<strong>Hannover</strong> München<br />

5 <strong>und</strong> mehr del<strong>in</strong>quente Fre<strong>und</strong>e<br />

1 bis 4 del<strong>in</strong>quente Fre<strong>und</strong>e<br />

ke<strong>in</strong>e del<strong>in</strong>quenten Fre<strong>und</strong>e<br />

Die gravierenden Unterschiede, die sich zur Schullaufbahn von Schülern türkischer Herkunft<br />

<strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> <strong>und</strong> München ergeben, dürften u.a. dar<strong>in</strong> begründet se<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> Niedersachsen<br />

die Schullaufbahnempfehlungen der Gr<strong>und</strong>schule nicht b<strong>in</strong>dend s<strong>in</strong>d. Türkische Eltern nutzen<br />

diese Chance <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> offenk<strong>und</strong>ig <strong>in</strong>tensiv. Aus e<strong>in</strong>er ebenfalls im Jahr 2006 durchgeführten<br />

Befragung von Schülern der vierten Jahrgangsstufe <strong>Hannover</strong>s wissen wir, dass Lehrer<br />

türkischen K<strong>in</strong>dern zu 42,5 % e<strong>in</strong>e Hauptschulempfehlung, zu 13,1 % e<strong>in</strong>e Gymnasialempfehlung<br />

erteilen. Der Anteil an türkischen Schülern, die tatsächlich beide Schultypen besuchen,<br />

weicht aber deutlich von der Verteilung der Empfehlungen ab (s.o.); <strong>in</strong>sofern setzen<br />

sich die türkischen Eltern bewusst über die Empfehlung h<strong>in</strong>weg <strong>und</strong> schicken ihr K<strong>in</strong>d häufiger<br />

auf höhere Schultypen. In Bayern bedeutet die Empfehlung für die Hauptschule dagegen,<br />

dass die Eltern daran geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Ausnahme gilt nur für die sehr kle<strong>in</strong>e Zahl von<br />

Schülern, die im Wege e<strong>in</strong>er sehr strengen Sonderprüfung es dann doch schaffen, sich entgegen<br />

des Votums ihrer Gr<strong>und</strong>schule für e<strong>in</strong>e Realschule bzw. e<strong>in</strong> Gymnasium zu qualifizieren.<br />

Die bessere schulische Integration von Migrantenjugendlichen <strong>in</strong> <strong>Hannover</strong> ist offenk<strong>und</strong>ig<br />

aber nicht nur die Folge davon, dass sich die Eltern dieser Schüler anders als <strong>in</strong> München erfolgreich<br />

über falsche Schullaufbahnempfehlungen h<strong>in</strong>wegsetzen konnten. Wir führen sie<br />

auch darauf zurück, dass sich <strong>in</strong> der Stadt <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren im K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong> Jugendbereich<br />

e<strong>in</strong> Jahr für Jahr stärker werdendes bürgerschaftliches Engagement für die schulische<br />

<strong>und</strong> soziale Integration von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen aus sozialen Randgruppen entwickelt<br />

hat. Als erstes Beispiel nennen wir die 1997 gegründete Bürgerstiftung <strong>Hannover</strong>. Das<br />

Gr<strong>und</strong>konzept dieser Initiative ist dar<strong>in</strong> begründet, dass sich die Zeitreichen, Ideenreichen <strong>und</strong><br />

Geldreichen e<strong>in</strong>er Stadt oder e<strong>in</strong>es Landkreises zusammenf<strong>in</strong>den, um Projekte aus den Bereichen<br />

Jugend, Kultur <strong>und</strong> Soziales zu fördern. Nach dem <strong>Hannover</strong>aner Vorbild s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwi-<br />

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