issues of linguistics - Tbilisi State University

ohne erwähnenswerte Folgen für die Personennamen. Erst in der sowjetischen
Periode drangen zahlreiche Namen aus dem Russischen in die westkaukasische
Sphäre ein. Darunter sind zwar auch typische christliche Namen und deren
Kurzformen, die in diesem Zusammenhang jedoch in keinem religiösen
Zusammenhang zu sehen sind (vgl. dazu auch in A.O.). Häufig erfolgt bei einer
solchen Namensgebung keinerlei lautliche Anpassung an das westkaukasische
Phonemsystem. In einigen Fällen gibt es jedoch amtlich sanktionierte angepaßte
Formen wie den maskulinen Namen kab. Илэ Ilă für russ. Иля Ilja oder den
femininen Namen kab. Верэ Veră aus russ. Вера Vera sowie die im Kabardinischen
als selbständig betrachteten Frauennamen Дунэ Dună aus russisch Дуня Dunja und
Ленэ Lenă aus russisch Лена Lena, die beide Kurzformen sind und im Russischen so
offiziell nicht gebraucht werden können (s. Superanskaja 1979:292, 294, 297, 298,
301; s. zur Herleitung Fritz 2006: 465, 576, 936, 1545).
Die nachhaltigsten onomastischen Lehnbeziehungen ergaben sich durch vielfältige,
oft Jahrhunderte währende Kontakte mit den Nachbarvölkern. Abgesehen von
türkischen Stämmen wie Karatschajern und Balkaren betrifft dies vor allem das
iranische Volk der Osseten, die traditionell besonders enge Beziehung zu den
Kabardinern pflegten (s. dazu auch in A.O.). Dagegen scheint der kartvelische
Einfluß auf die westkaukasischen onomastischen Systeme nach dem derzeitigen
Wissensstand marginal geblieben zu sein (Kokov 1973:82).
Die einheimischen Namen lassen sich nach ihrer formalen Bildung und ihrer
Semantik in verschiedene Gruppen einteilen, wobei sowohl die Lautgestalt der
einzelnen Namen als auch die onomastische Morphologie und Derivation in den
betreffenden Sprachen nicht sehr unterschiedlich ausfallen.
Eine besonders alte Schicht bilden Personennamen, die direkt aus Appellativen
entstanden sind. Sehr häufig sind dabei solche Namen, die auf körperliche
Besonderheiten oder sogar Mängel ihrer Träger oder Trägerinnen hinweisen.
Obwohl ursprünglich als Spitznamen verwendet, wurden manche von ihnen im
Lauf der Zeit wie normal gebräuchliche Anthroponyme behandelt, da die
ursprünglichen Namen der betreffenden Personen in Vergessenheit geraten waren.
Von den zahlreichen Beispielen für derlei brandmarkende Namen seien hier kab.
Нашэ Našă / adyg. Нащ Naš' ‘der Schieläugige’ und kab. ПщэкIэщ Pŝăc.à 'ăŝ /
adyg. ПшъэкIэкI Pŝăc.à'ăc.à' ‘der einen kurzen Hals (hat)’ erwähnt (Kokov 1973:13).
Namen, die körperliche Merkmale hervorheben, sind auch anderen Völkern im
Kaukasusgebiet bekannt, wobei es auch zahlreiche Namen gibt, die sich auf
körperliche Vorzüge beziehen. Als Beispiele mögen der für das Ossetische
bezeugte Frauenname Dumbul und der osmanisch-türkische feminine Name Tonbul
genügen, die beide soviel wie ‘die Rundliche; Dickerchen’ bedeuten; eine Eigenschaft,
die im betreffenden Kulturkreis nicht unbedingt als Mangel auszulegen ist
(Fritz 2006:463). Die – ebenfalls im Namengut verankerten – entsprechenden
autochthonen Appellativa lauten im Kabardinischen Гъум Ġum und im
Adygeischen Гъумы Ġumə ‘dick, rundlich’(Kokov 1973:13).
Einige Appellativa haben sich im Laufe der Zeit zu häufig gebrauchten Namenformantien
entwickelt. Dies soll anhand einiger ausgewählter Beispiele illustriert
werden Ausführlich dazu bei (Kokov (1973:32).
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