Nr. 3 (32) anul IX / iulie-septembrie 2011 - ROMDIDAC
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traduceri din literatura română<br />
PAVEL CHIHAIA<br />
Die Fehde der Seele und des Leibes<br />
III<br />
I<br />
– AUSZUG AUS DEM ROMAN –<br />
n Florenz senkt die Nacht sich nicht auf einmal oder In Stufen herab; das<br />
Blau verliert bloß den Glanz, bleibt mit der gleichen Dichte in der erstarrten<br />
Luft der unsterblichen Stadt.<br />
Daß ich aus dem Tag in die Nacht getreten war, habe ich erst bemerkt,<br />
als mich beim Eintritt durch die Tür des Kunsthistorischen Instituts die<br />
leuchtenden Neonröhren empfangen haben. Sie waren auf der einen<br />
Seite der Decke aufgereiht und badeten nur eine Wange des Portiers,<br />
der mich militärisch grüßte, in grellem Licht. Er trug einen altmodischen<br />
Seemannsbart, sein Kittel war mit eisernen Knöpfen geschlossen. Er hat<br />
mich höflich gegrüßt mit einer gewissen Zurückhaltung und meinen Blick<br />
verfolgt, der sich begehrlich auf das Schlüsselfach hinter dem Schreibtisch<br />
gewendet halte: „Nein, kein Brief, Signore.“<br />
„Ich müßte mich beherrschen“, habe ich gedacht. „Eines Tages wird<br />
er mich noch fragen, von wem ich etwas erwarte, oder viel leicht, um was<br />
für einen Brief es sich handelt, vielleicht um was für einen derart wichtigen<br />
Inhalt. Ich sollte ein persönliches Problem nicht öffentlich machen.<br />
Sicher vermutet er, daß eine entscheidende Botschaft für mich ankommen<br />
muß, weil ich eine Art Verzweiflung durchscheinen lasse... eine verwirrte<br />
Scheu... wie jemand, der einen Rat dringend nötig hat... schlimmer noch:<br />
Mitleid.“<br />
Beim Durchqueren der Eingangshalle habe ich versucht eine sachliche<br />
Miene zu machen, mich dann in den dunklen Aufzug gerettet, währendessen<br />
ich das Selbstgespräch fortsetzte: „Wenn er wüßte... ich bin alleine...<br />
so alleine, daß meine Schritte, scheint mir, blutige Spuren zurücklassen.<br />
Und dennoch sicht sie niemand, wenn ich den lärmenden Gruppen von<br />
Touristen begegne, neben glänzenden Kunstwerken, wenn ich diese Renaissanceburg<br />
durch quere. Ich würde der Traurigkeit und dem Alleinsein<br />
gerne ein Ende setzen. Aus mir selbst flüchten, ein anderer werden, mit<br />
dem Gesicht und dem Lächeln der Menschen von hier. Aus mir hinaus-<br />
Ex Ponto nr. 3, <strong>2011</strong><br />
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