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Nr. 3 (32) anul IX / iulie-septembrie 2011 - ROMDIDAC

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wenig oberflächlich, zumindest lächelnd wie alle im Westen sind, jemand, der<br />

das Leben von neuem beginnen soll, andere Beschäftigungen und Leidenschaften<br />

haben soll als die, sein Schicksal zu ändern.<br />

Ich war mir bewußt, daß es diesmal endgültig sein würde, ich sollte der<br />

Gefangene meines Entschlusses werden - in dieser glasklaren Nacht in Florenz<br />

- noch bevor ich mir meine Über zeugung bekennen würde, bereits mit<br />

dem Vorgefühl, von Feigheit versucht zu werden oder der Unruhe durch ein<br />

nahes Glück oder der Furcht vor dem Unbekannten. So allein! Wie damals,<br />

als ich, noch ein Kind, das Boot vom Ufer des Siut-Sees losmachte, nahe bei<br />

unserer Farm in Palazu, und im Dunkeln ruderte, begleitet nur vom gedämpften<br />

Murmeln des Kiels, der das Wasser spaltete - oder in den Nächten, als ich an<br />

meinem Jugendroman - ach, dem einzigen! - schrieb und mitten in der Nacht<br />

vom Schreibtisch aufstand, wenn die Feuer und Lichter gelöscht waren und<br />

alle nach den Arbeiten und Freuden des Tages schliefen, und ich einen Schein<br />

von Licht um mich spürte, der mir die Einbildungskraft leitete, ohne daß ich<br />

dabei das traurige Schicksal und die Eitelkeit meiner Hoffnungen auch nur<br />

geahnt hätte. Ich erlebte mit großen Augen das Glück und stellte mir damals<br />

das gesamte, dem Schreiben gewidmete Leben vor, das so anders war, und<br />

so ähnlich meinem Roman. Ich stand, wie von Engeln gestützt, von dem armseligen<br />

Schreibtisch des Onkels Athanasius auf, als, unter Posaunenklang,<br />

der Himmel des Ruhmes sich mir zu öffnen schien.<br />

VI<br />

Ex Ponto nr. 3, <strong>2011</strong><br />

Ich erinnerte mich an die leuchtenden Augenblicke im Gästehaus des<br />

Institutes, wo ich angezogen in Bett lag. Jahre und Jahrzehnte sind seit dem<br />

Schreiben meines ersten Romans vergangen, und in all dieser Zeit wartete<br />

ich, um als Schriftsteller einen erneuten Einstieg zu finden. Ich wusste aber<br />

nicht wie. Die Decke anstarrend, die Hände tief in die Hosentaschen steckend,<br />

gestand ich mir, dass die Angelegenheit zu schwer war für mich und dass<br />

ein anderer eine Entscheidung an meiner Stelle treffen müsste. Wenn ich<br />

die Kraft gefunden hätte, hätte ich das Bett verlassen, wäre ich über Korridor<br />

gelaufen, wäre mit dem Aufzug hinunter gefahren, vorbei an den muffigen<br />

Portier draußen und entlang der Gartenallee des Institutes gelaufen, und dort<br />

zum Tisch mit der Leuchte zu gelangen. Dort verweilte auch der Argentinier,<br />

mit dem ich beim Frühstück gesprochen hatte.<br />

Die Decke anstarrend, versuchte ich vor allem, mich aus mich selbst<br />

loszureißen. Ich dachte „sofern es weitergehen sollte, und alles was mich an<br />

diese Welt bindet, wird Stück um Stück nachlassen, wird sich auslöschen,<br />

und nur Fragmente meiner Erinnerungen werden durch meinen Kopf gehen<br />

können, so wie die Vögel auf die Wände eines Käfigs prallen“. Wo ist meine<br />

Jugend bloß geblieben Diese glückselige zarte Jugend … Diese Landschaft,<br />

durch welche ich mich identifizierte, das heißt der Ovidiu Platz in Konstanza,<br />

mit der Bronzestatue des großen „Exilpoeten“ von „Trista“ und „Epistulae ex<br />

Ponto“, von dem der Lateinprofessor mit Stolz und selbst wie eine Statue auf<br />

ihn zeigend, erzählte. Der Bildhauer Ettore Ferrari stellte Ovidiu deprimiert in<br />

den Augenblicken dar, in denen er das Kinn in der Hand stützend am Meeresufer<br />

über seine Poesien nachsann.<br />

Im Herbst ist der Platz leer, wenn entlang der Promenade der dichte Nebel<br />

aus der Gischt der Wellen emporsteigt und ihn bedeckt. Nur die Möwen,<br />

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