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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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1. Die Propagandisten der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong><br />

Die im Folgenden erwähnten Publikationen von Tapscott (1997), Opaschowski (1999),<br />

Howe & Strauss (2000), Prensky (2001), Palloff & Pratt (2003) und Oblinger & Oblinger<br />

(2005) stammen bis auf Opaschowski und Oblinger & Oblinger von prof<strong>es</strong>sionellen Autoren,<br />

die von ihrer schriftstellerischen Tätigkeit leben. Sie haben ihre ›Daten‹ (orale<br />

Äußerungen, Anekdoten) überwiegend durch G<strong>es</strong>präche und Telefonbefragungen gewonnen.<br />

Sie schildern ihre Eindrücke gelegentlich auch in der Weise, die Ben McNeely<br />

s<strong>eine</strong>m Aufsatz voranstellt: »Are you inter<strong>es</strong>ted in knowing how <strong>Net</strong> Geners learn? Let<br />

me illustrate using my friends, me, and my grandfather.« (McNeely 2005, S. 4.2) Opaschowski<br />

(1999) und de Witt (2000) haben das Thema in Deutschland zuerst aufgegriffen.<br />

Die Veröffentlichung von Diana Oblinger, Vizepräsidentin von Educause, hat das<br />

Thema der <strong>Net</strong>zgeneration in Educause bekannt gemacht und inzwischen auch als wissenschaftspolitisch<br />

inter<strong>es</strong>sant<strong>es</strong> Thema nach Europa exportiert (Seufert 2007).<br />

Mehrere Kritiker merken an, dass der Mythos der <strong>Net</strong>zgeneration jeder wissenschaftlichen<br />

Grundlage entbehrt: »But th<strong>es</strong>e claims are all too frequently invoked without being<br />

subject to any kind of qu<strong>es</strong>tioning or scrutiny, and often with little explicit supporting<br />

evidence. Closer inv<strong>es</strong>tigation reveals the phenomena behind th<strong>es</strong>e claims to be<br />

much l<strong>es</strong>s self-evident, and much more controversial and complex than one would initially<br />

be led to believe.« (Norm Fri<strong>es</strong>en; http://ipseity.blogsome.com/2006/08/14/). Auch<br />

Sabine Seufert (2007) merkt kritisch zur Methode an: »Die Argumentation, dass neue<br />

Kompetenzen aufgrund der veränderten Mediennutzung ein Potenzial für das Lernen<br />

darstellen, stützt sich dabei jedoch vor allem auf Einzelbeobachtungen« (S. 9).<br />

Es ist wichtig, die Debatte über die <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong> nicht länger auf dem Niveau von<br />

Einzelfall-Berichten, eigenem Erleben und ungeprüften Meinungen zu führen, sondern<br />

<strong>eine</strong>r wissenschaftlichen Auseinandersetzung in Konfrontation mit empirischen Daten<br />

zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen zuzuführen. Glücklicherweise gibt<br />

<strong>es</strong> mittlerweile nicht nur empirische Langzeitstudien zur Mediennutzung für die G<strong>es</strong>amtbevölkerung<br />

und b<strong>es</strong>ondere Altersgruppen, sondern auch Projekte, die ihre Erhebungen<br />

bereits in Kenntnis der Th<strong>es</strong>en zur <strong>Net</strong>zgeneration durchgeführt haben (UK<br />

Children Go Online; Livingston, Bober & Helsper; Kvavik, Caruso u.a.; Kennedy, Judd<br />

u.a.; University College London: CIBER).<br />

Ich werde in di<strong>es</strong>em Kapitel zunächst die Propagandisten der <strong>Net</strong>zgeneration vorstellen<br />

und in den nachfolgenden Kapiteln die empirischen Grundlagen für die Diskussion referieren.

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