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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Mediennutzung bei Jugendlichen<br />

populär. Mit dem Walkman wurde der Markt breiter, aber noch war der Preis zu hoch,<br />

um <strong>eine</strong> Massenbewegung zu erzeugen, mit dem mp3-Player wurde der Durchbruch<br />

erreicht. Heute ist ein Überfluss an Medien vorhanden, vom iPod über das Handy, Radio,<br />

Fernsehen, PlayStation u.ä. Spielgeräte und schließlich Computer. Viele di<strong>es</strong>er Geräte<br />

gehören inzwischen zur Alltagskultur. Es dürfte selbstverständlich sein, dass das<br />

Nutzerverhalten der Jugendlichen heute nicht zu vergleichen ist und nicht verglichen<br />

werden sollte mit der Mediennutzung vor 15 bis 20 Jahren.<br />

Die Angaben zum Nutzungsverhalten sind in den Studien, die hier referiert werden völlig<br />

uneinheitlich, was sich auch nicht nur durch die unterschiedlichen Erhebungszeitpunkte<br />

erklärt, ebenso wenig nur durch die unterschiedlichen Erhebungsverfahren oder<br />

Stichproben. Dennoch stimmen fast alle Studien in <strong>eine</strong>m Urteil überein: Die Mediennutzung<br />

nimmt nur <strong>eine</strong>n Teil der g<strong>es</strong>amten Freizeitaktivitäten ein, Computer und Internet<br />

dominieren nicht die Kinderzimmer, Fernsehen und Musik behaupten den ersten<br />

Platz in der Medienwelt der Kinder und Jugendlichen.<br />

Es wurde auch erkennbar, dass der Computer ganz unterschiedlichen Aktivitäten dient,<br />

die vornehmlich mit den klassischen Zielen d<strong>es</strong> Sozialverhaltens der Jugendlichen zu<br />

tun haben. Mehr kann die Variable »Mediennutzung« nicht zur Diskussion der Behauptung<br />

beitragen, die Jugend sei <strong>eine</strong> <strong>Net</strong>zgeneration, aber sie macht skeptisch. Die Studie<br />

der Kaiser Family Foundation (2004) tut ein Übrig<strong>es</strong>, sie verknüpft Mediennutzung<br />

mit sozialpsychologischen Variablen wie Zufriedenheit, Langeweile, Neugierde, Sensationslust<br />

etc. Und sie verknüpft die Daten ebenfalls mit dem Bildungsniveau der Eltern,<br />

den Noten der Kinder und der ethnischen Zugehörigkeit. Es würde zu weit führen, die<br />

inter<strong>es</strong>santen Erkenntnisse, die sich daraus ergeben, hier zu referieren. Nur zwei Erkenntnisse<br />

will ich erwähnen, die der Th<strong>es</strong>e der <strong>Net</strong>zgeneration widersprechen und darauf<br />

hinweisen, dass wir <strong>es</strong> in den industriellen G<strong>es</strong>ellschaften mit weitaus gravierenderen<br />

sozialen Problemen zu tun haben als uns um die »<strong>Net</strong> Kids« zu kümmern:<br />

• Kinder niedriger sozialer Schichten und Kinder aus afroamerikanischen Familien<br />

bringen mehr Zeit mit Medien zu als andere, also gerade die Jugendlichen, die<br />

die geringsten Chancen im amerikanischen Bildungssystem haben.<br />

• Der <strong>Net</strong>zgeneration wird nachg<strong>es</strong>agt, sie würde Multitasking betreiben, als wäre<br />

di<strong>es</strong> <strong>eine</strong> Folge der Computernutzung 57 . Der Anteil der Kinder, die mehrere Medien<br />

gleichzeitig nutzen, ist jedoch in der schwarzen Bevölkerung am höchsten,<br />

die die geringeren sozialen Aufstiegschancen haben.<br />

Haben wir <strong>es</strong> bei extensiver Mediennutzung mit <strong>eine</strong>m typischen Unterschichtverhalten<br />

zu tun, mit der Substitution anderer Werte der Selbstdarstellung und der Peer-Sozialisation<br />

durch technische Geräte? Oder geht <strong>es</strong> um die Nutzung der toten Zeit? Die in dem<br />

Bericht der Kaiser Family Foundation zum Thema »Digital Divide« (2004) referierten<br />

Daten belegen die Benachteiligung der Kinder aus einkommensschwachen und farbigen<br />

Familien:<br />

57 ich gehe auf Multitasking u.a. nachg<strong>es</strong>agte Eigenschaften der <strong>Net</strong>zgeneration in Kapitel 6 ein.<br />

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