“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg
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Die Propagandisten der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong><br />
Marc Prensky: The Digital Nativ<strong>es</strong> (2001)<br />
Marc Prensky ist Eigentümer der Beratungsfirma Mark Prensky – Company und der Firma<br />
gam<strong>es</strong>2train.com [http://www.marcprensky.com] sowie Autor mehrerer Bücher, u.a.<br />
von »Don’t Bother Me Mom – I’m Learning!« Prensky zitiert k<strong>eine</strong>n s<strong>eine</strong>r beiden amerikanischen<br />
Vorgänger der <strong>Generation</strong>enth<strong>es</strong>e.<br />
Marc Prensky konstatiert <strong>eine</strong>n fundamentalen Wandel in der Medienwelt und geht davon<br />
aus, dass di<strong>es</strong>er Wandel nicht kontinuierlich (»incrementally«) stattgefunden hat,<br />
sondern plötzlich: »A really big discontinuity has taken place. One might even call it a<br />
›singularity‹ – an event which chang<strong>es</strong> things so fundamentally that there is absolutely<br />
no going back. This so-called ›singularity‹ is the arrival and rapid dissemination of digital<br />
technology in the last decad<strong>es</strong> of the 20th century.«<br />
Di<strong>es</strong>e Th<strong>es</strong>e der ›Singularität‹ soll dem L<strong>es</strong>er die Bedeutung d<strong>es</strong> von ihm aufgegriffenen<br />
Themas suggerieren. Es ist wahrscheinlich di<strong>es</strong>e gekonnte Big Bang-Rhetorik Prenskys,<br />
die dazu geführt hat, dass sich nicht nur alle Epigonen auf Prensky stützen, sondern<br />
auch alle Kritiker vornehmlich auf ihn stürzen. Owen schätzt die Rhetorik Prenskys wegen<br />
ihrer provozierenden Art, kritisiert aber die mangelnde Seriosität di<strong>es</strong>er Art von Argumentation:<br />
»However, the slogan do<strong>es</strong> not stand up to inspection … This do<strong>es</strong> not deny the idea<br />
that there is a profound change in the ways that we as humans mediate ourselv<strong>es</strong> in<br />
the world. There is a lot of serious thinking going on about this that do<strong>es</strong> not rely on<br />
sloganising. Ultimately hanging on to slogans like ›digital native‹ can lead to bad decision<br />
making.« (Owen 2004)<br />
Warum gerade Prensky so viel Beachtung erfahren hat, ist einfach zu erklären. Neben<br />
s<strong>eine</strong>r aggr<strong>es</strong>siven Rhetorik hat er versucht, wissenschaftliche Konzepte aus anderen<br />
Bereichen (Linguistik, Neurobiologie, Kulturwissenschaft) heranzuziehen, um s<strong>eine</strong>n<br />
Th<strong>es</strong>en den Schein theoretisch begründeter Argumentationen zu verleihen. Das ist für<br />
Laien verständlicherweise schwer durchschaubar. Zusätzlich zu der bereits erwähnten<br />
Urknall-Th<strong>es</strong>e hat Prensky drei weitere Behauptungen aufg<strong>es</strong>tellt:<br />
• Die Behauptung, die heutige Jugendgeneration spräche <strong>eine</strong> digitale Sprache, die<br />
digitale Sprache sei ihre Muttersprache (»nativ<strong>es</strong>«): Die »Digital Nativ<strong>es</strong>« seien ›native<br />
speakers‹ <strong>eine</strong>r digitalen Welt, sie beherrschten die ›digital language‹ »of computers,<br />
video gam<strong>es</strong> and the Internet«. Die älteren Mitbürger hingegen seien »Digital<br />
Immigrants«, »who speak an outdated language (that of the pre-digital age)«.<br />
• Die Behauptung, dass sich das Gehirn der Jugendlichen infolge der Mediennutzung<br />
verändert habe: Prensky erfindet nicht nur den Begriff Digital Nativ<strong>es</strong> und d<strong>es</strong>sen<br />
Gegenpart die Digital Immigrants, sondern stellt auch noch biologische Behauptungen<br />
auf, das Gehirn mutiere aufgrund di<strong>es</strong>er Erfahrung, für die er sich auf neu<strong>es</strong>te<br />
Forschungen in Neurobiologie beruft. Die B<strong>es</strong>chäftigung mit dem Computer führe<br />
zu <strong>eine</strong>r Adaptation d<strong>es</strong> Hirns: »today’s students think and proc<strong>es</strong>s information fundamentally<br />
differently from their predec<strong>es</strong>sors.« Und: »it is very likely that our stu-<br />
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