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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Lehren und Lernen = Media Literacy?<br />

Auch für Web 2.0 und das Lernen damit gilt: Es geht nicht um ein Entweder-Oder, sondern<br />

<strong>es</strong> gilt im »Blended Learning« die Werte der klassischen Humboldtschen Bildung<br />

zu erhalten, z.B. die Tradition der gründlichen Argumentation in längeren linearen Texten,<br />

um wissenschaftliche Diskurse darzustellen, die nicht durch interaktive Nutzung<br />

von »reusable learning objects«, durch zeitversetzt<strong>es</strong> Schreiben in Wikis und Weblogs<br />

oder durch »tagging and social bookmarking« oder »RSS and syndication« ersetzt werden<br />

können. Manche sozialen <strong>Net</strong>zwerke funktionieren nur, wenn die Peers unter sich<br />

und die Dozenten und Prüfer draußen bleiben. Die Qualität d<strong>es</strong> »user generated content«<br />

ist in der Regel <strong>eine</strong> andere als sie von den Prüfungsanforderungen akademischer<br />

Studiengänge verlangt wird, aus psycho-sozialen, aber auch aus didaktischen Gründen<br />

und mit bedingt durch die Eigenheiten der Methoden. Aber ich würde daraus nicht sofort<br />

den Schluss ziehen, dass man dann eben die Prüfungsstandards ändern müsse.<br />

Defizite in der Evaluation und Reflexion zeigten die Studierenden in der Studie von<br />

Sharon Fass McEuen (2001) an der Southw<strong>es</strong>tern University, die »Fluency with Information<br />

Technology« (FIT) erheben sollte. McEuen erfasst die Selbsteinschätzung der Studierenden<br />

in Informationstechnologie und findet Diskrepanzen zwischen Selbsteinschätzung<br />

und tatsächlichen Kompetenzen. Sie stellt f<strong>es</strong>t, dass die Studierenden sich als<br />

Problemlöser einig<strong>es</strong> zutrauen, aber weder über Computerwissen noch Kenntnis der<br />

Vernetzung verfügen, und dass die Studierenden das Internet zum Forschen nutzen wollen,<br />

aber weder die Arbeitsweise d<strong>es</strong> Internets noch die Datenbanktechnologie kennen.<br />

Ihr Fazit weist der Hochschule die Aufgabe zu, für die nötige Medienkompetenz zu sorgen:<br />

»To say that our students, having grown up with digital media […] come to SU already<br />

equipped with skills and knowledge of information technology, is a<br />

misconception.«<br />

Es geht bei allen di<strong>es</strong>en Einschätzungen letzten End<strong>es</strong> um »Media Literacy« (s. die Studien<br />

von Ofcom, UK Children Go Online und CIBER 2007; s.a. Rowlands, Nicholas,<br />

Williams u.a. 2008). Und hier treten Schwächen auf, nämlich die gründliche Recherche<br />

und die Evaluation der Informationen sowie die Bewertung der Rechercheergebnisse,<br />

denn das kann man nicht allein im Internet lernen, ebenso wie das Niveau der Reflexion<br />

sozial-normativer Systeme, denn das kognitiv-moralische Urteil und das relationale<br />

Denken entwickeln sich nur in der Auseinandersetzung mit den Peers und den Eltern (s.<br />

William Perry und Lawrence Kohlberg).<br />

Ein<strong>es</strong> vermissen die Autoren von Ofcom und der London School of Economics b<strong>es</strong>onders:<br />

Die »Skills«, die Jugendliche entwickeln, b<strong>es</strong>tehen zu <strong>eine</strong>m großen Teil darin,<br />

Informationen zu finden. Die für di<strong>es</strong><strong>es</strong> Ziel wichtige Kompetenz b<strong>es</strong>teht darin, den<br />

Wert der Information einschätzen zu können (»a crucial skill that all users must acquire<br />

is hat of determining the quality and worth of the information they find«, S. 28). In di<strong>es</strong>er<br />

Hinsicht wird ein Defizit angemahnt: »Most children and young people we interviewed<br />

in the focus groups appeared to be ignorant of the motiv<strong>es</strong> behind the websit<strong>es</strong><br />

they were using, and many, it was clear, had not thought about this qu<strong>es</strong>tion at all.« (S.<br />

28) Die Studie »Active participation or just more information?« aus dem UK Children<br />

Go Online Projekt (2004) basiert auf der Typologie aus demselben Projekt, in der ›interactors‹,<br />

›civic-minded users‹ und ›disengaged users‹ ermittelt wurden. Die englische<br />

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