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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Nachg<strong>es</strong>agte Eigenschaften der <strong>Net</strong>zkinder<br />

scheint der Computer di<strong>es</strong><strong>es</strong> Verhalten zu fördern. Das ist nicht erstaunlich, wenn man<br />

bedenkt, was als Multitasking definiert wird: »namely constantly switching between<br />

such activiti<strong>es</strong> as instant m<strong>es</strong>saging (IM), email, ordering a book online and catching a<br />

quick headline«. Di<strong>es</strong>e Tätigkeiten sind im Grunde sequentiell und nicht parallel ausgeführte<br />

Tätigkeiten, der Nutzer wechselt zwischen ihnen hin und her, und der Computer<br />

scheint di<strong>es</strong><strong>es</strong> Häppchen-Arbeiten sogar zu befördern, weil er eben all<strong>es</strong> in <strong>eine</strong>m Gerät<br />

anbietet und weil einige Dinge zeitlich terminiert sind und andere nicht, weil einige<br />

per Push ins Haus kommen, andere per Pull geholt werden müssen. Es sind in der Regel<br />

zeitlich kurz befristete Tätigkeiten, die man immer dazwischen schieben kann. Ich<br />

würde daher eher von »Sandwich-Tätigkeiten« oder von »task-switching« als von Multitasking<br />

sprechen. Das ist aber kein Verhalten der Jugend allein, sondern trifft auf alle<br />

erfahrenen Computernutzer zu. Eine andere Form von Multitasking b<strong>es</strong>teht im synchronen<br />

Gebrauch mehrerer Medien (z.B. Handy und Computer, Fernsehen und Computer,<br />

Musik und Email). Aber auch di<strong>es</strong><strong>es</strong> Verhalten ist nicht für Jugendliche r<strong>es</strong>erviert. Und<br />

<strong>es</strong> gibt einige Untersuchungen, dass parallen Tätigkeiten wie Musikhören und L<strong>es</strong>en<br />

und Schreiben nicht wirklich gleichzeitig wahrgenommen oder durchgeführt werden<br />

können und dass <strong>es</strong> b<strong>es</strong>ser wäre, sich auf <strong>eine</strong> zu konzentrieren.<br />

Die Begründung, die von einzelnen Benutzern für Sandwich-Multitasking gegeben<br />

wird, rekurriert auf die geringe G<strong>es</strong>chwindigkeit mancher Proz<strong>es</strong>se auf dem Computer<br />

bei schlechter Leitung oder langen Ladezeiten oder auf Wartezeiten für Antworten bei<br />

Email oder Chat, so dass man gut etwas parallel l<strong>es</strong>en kann. Das würde ich nicht einmal<br />

Multitasking nennen, weil die ursprüngliche Definition aus der Informatik für Multitasking<br />

d<strong>es</strong> Computers nur den synchronen Ablauf mehrerer Proz<strong>es</strong>se meinte.<br />

Die Daten der Kaiser Family Foundation machen deutlich, dass Fernsehen ein<strong>es</strong> der<br />

Medien ist, bei denen Multitasking am wenigsten vorkommt (ähnlich Musik), während<br />

Computerfunktionen wie Instant M<strong>es</strong>saging, Email etc. sich für ein ander<strong>es</strong> Verhalten<br />

anzubieten sch<strong>eine</strong>n: »The way young people use the computer appears to be very different<br />

from how they use more traditional media.« Die klassischen Mono-Medien (ein<br />

Medium auf <strong>eine</strong>m Gerät) werden ausschließlich rezeptiv genutzt, Fernsehen, Video,<br />

Radio und Musik basieren auf Ton und können d<strong>es</strong>halb nicht gleichzeitig genossen<br />

werden. Die Anwendungen im Computer hingegen nehmen nicht alle denselben Kanal<br />

in Anspruch und eignen sich d<strong>es</strong>halb für ein Arbeiten und Tun im »Sandwich-Modus«.<br />

Di<strong>es</strong> gilt natürlich nicht nur für Jugendliche, aber die Jugendlichen sind darin geübter,<br />

allerdings auch wieder nicht alle. So gelangt die Studie der Kaiser Family Foundation zu<br />

der wichtigen Differenzierung: »This r<strong>es</strong>earch also sugg<strong>es</strong>ts that some young people are<br />

more likely to media multitask than others.«<br />

Eyal Ophir, Clifford Nass & Anthony D. Wagner (2009) von der Stanford University haben<br />

in <strong>eine</strong>m Experiment zur kognitiven Kontrolle bei Multitasking f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt, dass<br />

»heavy media multitaskers are distracted by the multiple streams of media they are consuming,<br />

or, alternatively, that those who infrequently multitask are more effective at volitionally<br />

allocating their attention in the face of distractions.« Multitasker haben größere<br />

Schwierigkeiten irrelevante Stimuli aus der Umgebung herauszufiltern und nicht darauf<br />

zu reagieren. Die Autoren betrachten Multitasking als <strong>eine</strong> kritische Herausforde-<br />

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