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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Schulmeister: Gibt <strong>es</strong> <strong>eine</strong> <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong>?<br />

Konvergenz der Medien schon heute kaum mehr auffällig. Sie teilen gar nicht die Aufregung<br />

derjenigen, die an di<strong>es</strong>er Entwicklung beteiligt waren und die sich immer wieder<br />

über die erstaunlichen Leistungen und Errungenschaften auf dem technischen und<br />

softwaretechnischen Gebiet freuen können.<br />

Alle s<strong>eine</strong> Einschätzungen beruhen auf Äußerungen einzelner Schüler oder Studenten.<br />

Es fehlen ihm empirisch oder systematisch gewonnene Daten. Er argumentiert vom Einzelfall<br />

her. »Why has the idea of immigrants and nativ<strong>es</strong> gained so much ground, in the<br />

apparent absence of effective r<strong>es</strong>earch?« fragt George Siemens in s<strong>eine</strong>m Blog<br />

[http://connectivism.ca/cgi-bin/mt/mt-tb.cgi/93]. Und di<strong>es</strong> ist in der Tat der zentrale<br />

Einwand gegen alle di<strong>es</strong>e populären Ideen. Es fehlt die Forschung, <strong>es</strong> werden unbelegte<br />

Behauptungen aufg<strong>es</strong>tellt. Ich werde versuchen, in den folgenden Kapiteln die Diskussion<br />

wissenschaftlich auf der Basis empirischer Forschung zu führen und Indizien für<br />

Gegenargumente aus der Medien- und Sozialisationsforschung zu gewinnen.<br />

Es sind gerade nicht die digital-kompetenten Nutzer, die sich der Web 2.0-Software annehmen.<br />

Eine Erkenntnis aus dem Project Tomorrow von der Initiative <strong>Net</strong>Day Speak<br />

Up 19 legt nahe, <strong>es</strong> sind »the beginners and the average technology users that have<br />

bought seriously into social networking, not the advanced tech users. They really are<br />

not the social networkers we think they are.«<br />

Gerade die von Prensky apostrophierten Digital Nativ<strong>es</strong> beherrschen das Digitale nicht,<br />

sie bedienen sich nur der darauf aufg<strong>es</strong>etzten, herrlich einfachen Benutzerschnittstellen<br />

und nutzen deren Softwareprogramme, die Email, den Browser, die Textverarbeitung,<br />

die Fotodatenbank, den Movieplayer, den Musikdownload zum mp3-Player etc. Ihre<br />

Inter<strong>es</strong>sen liegen auf dem Gebiet der Unterhaltung, der Kommunikation und der Kontaktpflege,<br />

mit dem englischen Begriff, sie beteiligen sich am ›social networking‹. Dafür<br />

muss ich k<strong>eine</strong> digitalen Methoden beherrschen, digitale Konzepte denken, <strong>eine</strong> digitale<br />

Sprache sprechen (was immer das ist). Die Partizipation in sozialen <strong>Net</strong>zwerken ist<br />

<strong>eine</strong> von der Menschheit schon immer gepflegte Kulturtechnik, nur dass sie jetzt ins virtuelle<br />

<strong>Net</strong>z transferiert wird. Wie allerdings die Statistiken zum Freizeitverhalten zeigen<br />

(s. Kap. 4), werden Kommunikation und Kontaktpflege selbst im Informationszeitalter<br />

nicht ausschließlich über Email, Skype und Chat im <strong>Net</strong>z verwirklicht, sondern <strong>es</strong> gibt<br />

nach wie vor Sport- und Kulturver<strong>eine</strong>, Schulen, Ausflüge, lange Telefong<strong>es</strong>präche.<br />

Mit Bezug auf die genannten Funktionalitäten (Musik, Film, Foto, Kommunikation), von<br />

Language, Sprache, zu sprechen, ist <strong>eine</strong> misslungene Metapher, die nicht nur am gemeinten<br />

Sachverhalt vorbei schielt, sondern deren Weiterungen in Prenskys Argumentation<br />

ausg<strong>es</strong>prochen problematisch sind. So behauptet er, immer im Bild der Sprache<br />

bleibend, die Älteren, die digitalen Immigranten, würden beim Lernen di<strong>es</strong>er neue<br />

19 Die Information stammt aus dem Vortrag von Julie Evans 2007 auf der Educause Jahr<strong>es</strong>tagung, der auf der Konferenzwebsite<br />

von Educause als Video hinterlegt wurde (siehe Literaturverzeichnis). Sie fügt hinzu: »If you are looking<br />

at your current seniors, juniors, sophomor<strong>es</strong> and fr<strong>es</strong>hman and think we have it handled, we know who th<strong>es</strong>e kids<br />

are, we know what they are doing with technology, and we can make plans, I‘ve got some startling news for you:<br />

They are not really the digital nativ<strong>es</strong>.«<br />

21

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