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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Die Propagandisten der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong><br />

Die Entwicklung d<strong>es</strong> Computers hat immerhin mehr als 50 Jahre benötigt. Vor dreißig<br />

Jahren wurde der erste Personal Computer (Apple I 1976) erfunden, vor dreiundzwanzig<br />

Jahren kam der erste Personal Computer mit grafischer Benutzeroberfläche und<br />

Mausbedienung (Apple Macintosh 1984) auf den Markt. Das hat noch nicht ausgereicht,<br />

um <strong>eine</strong> breite Bewegung in Gang zu setzen. Erst die Erfindung d<strong>es</strong> Browsers<br />

(1993) hat die breite Nutzung d<strong>es</strong> Internets ermöglicht. Erst das Mobiltelefon hat das<br />

Telefonieren angeheizt, erst der mp3-Player hat das Musikhören in die Höhe getrieben.<br />

Schaut man sich die Langzeituntersuchung zur Massenkommunikation von ARD und<br />

ZDF an, die über vierzig Jahre lang die Methodik und das D<strong>es</strong>ign gleich gehalten hat,<br />

so wird deutlich, dass in b<strong>es</strong>timmten Jahren neue technische Entwicklungen wie die<br />

DVD oder mp3-Player in die Studie aufgenommen wurden, weil sie <strong>eine</strong>n relevanten<br />

Verbreitungsgrad erreicht hatten (Birgit van Eimeren & Christa-Maria Ridder 2005): z.B.<br />

Videorekorder 1980; PC 1995; CD-Player 1995; Internet seit 1997; mp3-Player/iPod<br />

seit 2000; usw.<br />

Neue Erfindungen benötigen immer <strong>eine</strong>n gewissen Reifegrad, <strong>eine</strong> für die Distribution<br />

notwendige Infrastruktur (z.B. <strong>Net</strong>ze) und müssen ein b<strong>es</strong>timmt<strong>es</strong> Preisniveau erreichen,<br />

bevor sie auf breiter Basis akzeptiert werden. Das konnte man am verzögerten Start d<strong>es</strong><br />

Funktelefons und d<strong>es</strong> Bildtelefons beobachten, die in den 20er Jahren (Funktelefon der<br />

Bahn), in den 30er Jahren (Bildtelefon und Fernsehen, letzter<strong>es</strong> anlässlich der Olympiade<br />

1936 und bei der BBC) und in den 50er Jahren (Autotelefon) get<strong>es</strong>tet wurden, aber<br />

k<strong>eine</strong> Verbreitung erfuhren. Danach jedoch ist in der Tat mit der Neuerscheinung <strong>eine</strong>r<br />

Technik immer zugleich ein enormer Anstieg der Nutzung zu verzeichnen gew<strong>es</strong>en.<br />

Das galt bereits für das Kofferradio in den 50er Jahren, für den Fernseher in den 60er<br />

Jahren, dann für den Walkman (1979), den Diskman (1984), für die Video-Gam<strong>es</strong>, für<br />

Nintendo GameBoy (1989) und Sonys PlayStation (1994), und schließlich für das Mobiltelefon<br />

und den mp3-Player (seit 1995, aber erst recht mit der Ankunft d<strong>es</strong> iPod<br />

2001). So berichtet beispielsweise die ECAR Studie (2005), dass in der Umfrage erstmalig<br />

mp3-Player mit 28,4% auftraten und bereits ein Jahr später der Prozentsatz schon<br />

58,6% betrug. Das Statistische Bund<strong>es</strong>amt verzeichnet detailliert das quantitative Vorkommen<br />

von Geräten in den privaten Haushalten.<br />

Computer und Internet zeigen ein enorm<strong>es</strong> Wachstum, seitdem das Internet breit zugänglich<br />

geworden ist und die Datenleitungen entsprechend gewachsen sind. Vielleicht<br />

ist di<strong>es</strong><strong>es</strong> Wachstum erstaunlich hoch, aber man darf nicht verg<strong>es</strong>sen, dass die Computer<br />

<strong>eine</strong>n Vorlauf von über 50 Jahren hatten und das Internet immerhin Vorläufer seit<br />

über 20 Jahren b<strong>es</strong>aß. Die Digitalisierung insg<strong>es</strong>amt ist der Motor der Entwicklung auf<br />

dem Markt der technischen Innovationen. Der Computer ist nicht das einzige Medium,<br />

das im letzten Jahrzehnt hohe Wachstumsraten hatte, das Mobiltelefon hat <strong>eine</strong> deutliche<br />

höhere Marktdurchdringung, inzwischen soll <strong>es</strong> mehr Verträge für Mobiltelefone als<br />

F<strong>es</strong>tanschlüsse geben (Jäger 2003, S. 33). Auch die Rolle der Musik ist enorm g<strong>es</strong>tiegen,<br />

wie Van Eimeren und Ridder (2005) erläutern: »Auditive Speichermedien sind bei Jugendlichen<br />

schon immer b<strong>es</strong>onders beliebt gew<strong>es</strong>en. Allerdings hat noch nie ein neu<br />

entwickelt<strong>es</strong> Speichermedium <strong>eine</strong>n derartigen Umbruch im Umgang mit medialen Inhalten<br />

ausgelöst und <strong>eine</strong> ganze <strong>Generation</strong> geprägt wie der MP3-Player.« (S. 499)<br />

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