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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Mediennutzung bei Jugendlichen<br />

Kulturelle Protokolle und Praktiken, er meint damit bereits die Sozialisation und die<br />

Einschätzungen und Wertschätzungen in der Familie, die Familienkultur und die Kultur<br />

der ethnischen Gemeinschaft, sind neue kuturelle Barrieren. In di<strong>es</strong>er Hinsicht kann<br />

sich Jenkins auf die Studie der Stiftung »The Children‘s Partnership« (2000) berufen, die<br />

im Inhalt d<strong>es</strong> Webs <strong>eine</strong> neue Barriere für <strong>eine</strong> Partizipation aller ausmachen. Die AMD<br />

Studie »Charting and Bridging Digital Divid<strong>es</strong>« (2003) spricht von <strong>eine</strong>r technological<br />

Literacy: »Having acc<strong>es</strong>s to the Internet and having the ability to use the Internet effectively<br />

are two distinctive aspects of the digital divide.« (5)<br />

Die Hoffnung, dass durch die stärkere Durchdringung mit Social Communiti<strong>es</strong> und die<br />

Kommunikation in den virtuellen Gemeinschaften eventuell die Unterschiede zwischen<br />

den sozialen und ethnischen Gruppen geringer werden könnten, ist allerdings unberechtigt.<br />

Die Communiti<strong>es</strong> spiegeln nur die Gegensätze und Widersprüche in der G<strong>es</strong>ellschaft.<br />

Möglicherweise verstärken sie sie, wie dana boyd im Interview g<strong>es</strong>agt hat:<br />

»man darf nicht verg<strong>es</strong>sen: Die unterschiedlichen Klassen in den USA mögen sich nicht<br />

gerade. Wir haben di<strong>es</strong>en mystischen Glauben, dass das Internet jede soziale Kluft überwinden<br />

wird. Das tut <strong>es</strong> nicht, <strong>es</strong> verstärkt sie. Oft sprechen wir gar nicht über die<br />

Unmenge an unverhohlenem Rassismus auf di<strong>es</strong>en Seiten, dabei sieht man dort Jugendliche,<br />

die über "di<strong>es</strong>e Neger" sprechen. Das zeigt, wie sich Rassismus online fortsetzt.«<br />

(Falter 08/09; 18.02.2009; http://www.falter.at)<br />

In der Studie von Schorb, Keilhauer u.a. (2008) erstaunt vor allem die Erkenntnis, dass<br />

der aktive G<strong>es</strong>taltungswille nicht mit hohem Bildungsniveau korrelieren soll, sondern<br />

umgekehrt: »Jugendliche mit niedrigem Bildungshintergrund sind mit neuen Medien<br />

sogar häufiger produktiv-g<strong>es</strong>taltend tätig als Gleichaltrige mit hohem Bildungshintergrund.<br />

Di<strong>es</strong> gilt nicht nur für die Partizipation an Web 2.0-Angeboten sondern auch für<br />

das Bearbeiten von Dateien am PC.« (ebd., S. 47) Schorb u.a. stellen auch f<strong>es</strong>t, dass Jugendliche<br />

mit niedrigerem Bildungsniveau das konvergente Medienensemble breiter<br />

nutzen, wobei sie sich hauptsächlich »mit ihren Musik-, Spiel-, Film- und Fernsehpräferenzen«<br />

(S. 49) b<strong>es</strong>chäftigen. Ihre Mediennutzung zeigt <strong>eine</strong> stärkere Konsumorientierung<br />

und Peer-Orientierung, sie »präferieren häufiger solche Medieninhalte (und -figuren),<br />

die sehr populär sind und in größerem Maße Peer-Einbindung gewährleisten«. Die<br />

aufgrund der familiären Sozialisation und d<strong>es</strong> niedrigeren Bildungsniveaus unterschiedliche<br />

Einstellung der Angehörigen sozial niedrigerer Schichten scheint verantwortlich zu<br />

sein für die Entstehung <strong>eine</strong>r Digital Divide, die nichts mit dem Mangel an Hardware<br />

oder Zugangsmöglichkeiten oder der Mediennutzungsfrequenz zu tun hat, sondern auf<br />

das qualitative Nutzungsverhalten zurückzuführen ist. Wie schon in der Kaiser Studie<br />

am Beispiel der afroamerikanischen Kinder in den USA, so zeigt sich also auch bei den<br />

niedrig Gebildeten in Deutschland, dass sie die Medien häufiger nutzen und mit mehr<br />

Anwendungen nutzen, aber aufgrund der Medienarten, die sie nutzen, nicht die digitale<br />

Kluft überspringen:<br />

102<br />

»Deutliche Bildungsdifferenzen in der konvergenzbezogenen Mediennutzung von Jugendlichen<br />

liegen auf drei verschiedenen Ebenen: Erstens zeigen sich unerwartete Unterschiede<br />

mit Blick auf die produktiv-g<strong>es</strong>taltenden Computer- und Internettätigkeiten.<br />

Hier sind <strong>es</strong> die niedrig gebildeten Befragten, die häufiger Dateien bearbeiten und ins

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