“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg
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Schulmeister: Gibt <strong>es</strong> <strong>eine</strong> <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong>?<br />
Tab. 21: Internet-Dienste, web 2.0, Daten der rng-Studie (Schulmeister 2009)<br />
Nur Wikipedia und StudiVz werden häufig genutzt. Das dürfte nicht überraschen. Während<br />
StudiVZ gut verbreitet ist und häufig genutzt wird, gilt di<strong>es</strong> verständlicherweise<br />
nicht für Facebook, das b<strong>es</strong>onders in den USA stark vertreten ist. Social Communiti<strong>es</strong><br />
haben in der Regel <strong>eine</strong> Affiliation zu Ländern, Kulturen oder Prof<strong>es</strong>sionen bzw. Status,<br />
die <strong>eine</strong> allgem<strong>eine</strong> Nutzung behindern. So ist facebook bei amerikanischen Studierenden<br />
zu 96% verbreitet, bei deutschen Studierenden hingegen nicht, und XING überwiegend<br />
bei Personen, die karriererelevante Kontakte suchen.<br />
›Ab & zu‹ genutzt werden dagegen nützliche R<strong>es</strong>sourcen oder Dienste für das tägliche<br />
Leben zum Einkaufen (Amazon, eBay) und YouTube. Alle anderen fünfzehn Dienste haben<br />
den höchsten Wert bei ›kenne ich nicht‹ oder ›nutze ich nie‹, die zusammen geneommen<br />
Anteile zwischen 96,6% und 58,7% ausmachen, bei acht von ihnen allein<br />
Werte über 90%: Zoho 96,6%; Second Life 96,2%; Twitter 96,0%; Library Thing 95,4%;<br />
Ringo 95,0%; Del.icio.us 94,5%; Zotero 93,6%; LinkedIn 91,0%; Lokalisten 86,3%;<br />
Video.de 82,1%; Flickr 81,0%; Picasa 80,3%; MySpace 72,6%; Facebook 67,1%;<br />
XING 58,7%.<br />
Unter di<strong>es</strong>en Angeboten befinden sich die meisten Web 2.0-Anwendungen, darunter<br />
vor allem solche, die die Funktion der Vernetzung in exzellenter Weise realisiert haben<br />
wie del.icio.us durch Verlinkung von Bookmarks oder LibraryThing durch Vernetzung<br />
über Bücherlisten. Es verwundert, dass unsere Studierenden die meisten der unter dem<br />
Begriff Web 2.0 propagierten Anwendungen nicht kennen oder nicht nutzen. Allerdings<br />
ist in anderen Studien nach di<strong>es</strong>en Diensten und Anwendungen bisher auch nicht so<br />
detailliert gefragt worden (weitere Ergebnisse in Schulmeister 2009 und 2010).<br />
Wir müssen mehr mit di<strong>es</strong>en Methoden experimentieren, um herauszufinden, welche<br />
Ziele damit wirklich erreicht werden können und welche nicht, welche Qualität d<strong>es</strong><br />
Lernens, Denkens und Forschens damit wirklich erreicht werden kann oder auch nicht<br />
und schließlich, ob die damit g<strong>es</strong>chaffenen Lehr-Lernsituationen und didaktischen Szenarien<br />
im Sinne <strong>eine</strong>r ganzheitlichen Bildung g<strong>es</strong>taltet werden können und langfristig<br />
akzeptabel für die Entwicklung der Lernenden sind. Möglicherweise können Web<br />
2.0-Methoden tatsächlich Selbstorganisation befördern, aber eben nicht in dem automatischen,<br />
leichten und schnellen Wege, den sich mancher wünscht, denn »Selbstorganisation<br />
ist <strong>eine</strong> Herausforderung, die nicht nur <strong>eine</strong> ganze Reihe von kognitiven Fähigkeiten<br />
und Inter<strong>es</strong>se voraussetzt, sondern auch <strong>eine</strong>n freien Willen, den man sich<br />
erst einmal aneignen muss. Mit der leichtfertigen Prämisse, Selbstorganisation sei jedem<br />
jederzeit möglich, sind sozialromantische und pseudodemokratische Vorstellungen verbunden.<br />
Und die können <strong>eine</strong>n blind machen dafür, dass Selbstorganisation <strong>eine</strong> Aufgabe<br />
ist, auf die man vorbereitet und bei der man auch gefördert werden muss – und<br />
zwar von denjenigen, die in di<strong>es</strong>er Hinsicht weiter sind und z.B. als Lehrende <strong>eine</strong> entsprechende<br />
Rolle und Pflichten übernommen haben.« (ebda, S. 15)<br />
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