“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg
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Persönlichkeitsstörung<br />
Eine dritte Eigenschaft, die von den Propagandisten der <strong>Net</strong>zgeneration den Kindern<br />
und Jugendlichen nachg<strong>es</strong>agt wird (z.B. Opaschowski), ist die Identitätsproblematik,<br />
das Erscheinungsbild der multiplen Persönlichkeiten, die Sherry Turkle (1995) in Einzelfallstudien<br />
analysiert hatte. Matthias Petzold, Manuela Romahn und Sabine Schikorra<br />
(1996) vom Institut für Entwicklungs- und Sozialpsychologie der <strong>Universität</strong> Düsseldorf<br />
haben u.a. nach Antworten auf die Frage g<strong>es</strong>ucht: »B<strong>es</strong>tehen Zusammenhänge zwischen<br />
der Art der Computernutzung und individuellen Persönlichkeitsmerkmalen?« Die<br />
Untersuchung fand leider schon 1996 vor der Th<strong>es</strong>e der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong> statt, aber die<br />
Behauptungen zur multiplen Persönlichkeit waren ja auch schon älter.<br />
Mit der Studie sollten allgem<strong>eine</strong> Persönlichkeitseinstellungen analysiert und mit<br />
Einstellungen zur Computernutzung in Zusammenhang gebracht werden. Für die<br />
allgem<strong>eine</strong>n Einstellungen wurde ein Fragebogen entwickelt und validiert. Die<br />
Persönlichkeitsmerkmale wurden mit dem bekannten und anerkannten Freiburger<br />
Persönlichkeitsinventar untersucht. Die Stichprobe umfasste 400 Studierende aus<br />
Düsseldorf und Köln. Die allgem<strong>eine</strong>n Einstellungen wurden mit <strong>eine</strong>r Faktorenanalyse<br />
analysiert. Es wurde <strong>eine</strong> Lösung mit vier Faktoren präferiert. Auf der Grundlage der<br />
Faktoren wurde <strong>eine</strong> Gruppeneinteilung durch <strong>eine</strong> Clusteranalyse vorgenommen. Die<br />
vier Gruppen erhielten folgende Bezeichnungen<br />
Computer-Nutzung Computer-Ablehnung<br />
Computer-Unerfahrenheit Computer-Karrierewert<br />
Schulmeister: Gibt <strong>es</strong> <strong>eine</strong> <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong>?<br />
Di<strong>es</strong>e Gruppen wurden nun mit Hilfe der Daten aus dem Persönlichkeitsinventar<br />
analysiert. Zwei Folgerungen — neben anderen (Gender, Einsamkeit), die ich hier nicht<br />
referieren werde — sind in unserem Kontext bemerkenswert:<br />
Die Gruppe der Computernutzer zeichnet sich durch Technikaufg<strong>es</strong>chlossenheit aus.<br />
Sie wird von Petzold u.a. als »Computer-Freaks« bezeichnet, während die Gruppe<br />
»Computer-Karrierewert« die ›leistungsorientierten Computernutzer‹ beinhaltet.<br />
Während die Computerfreaks kaum Auffälligkeiten in den Persönlichkeitsmerkmalen<br />
aufweisen und »deutlich ruhiger, gelassener, selbstbeherrschter« sind, zeigen die<br />
Leistungsorientierten, die den Computer intensiv als Arbeitsmittel nutzen, <strong>eine</strong><br />
geringere soziale Orientierung und Verantwortung, <strong>eine</strong> hohe Leistungsorientierung und<br />
starke Erregbarkeit, was nicht heißt, dass wir hier die <strong>Net</strong>zgeneration gefunden hätten,<br />
denn »Es ist aber durchaus möglich, daß di<strong>es</strong>e b<strong>es</strong>onderen Persönlichkeitsmerkmale<br />
aus der starken Leistungsorientierung herrühren und nicht kausal mit der<br />
Computernutzung zusammenhängen.« Die beiden anderen Gruppen zeigen hohe<br />
Werte in den Persönlichkeitsvariablen und bei Lebenszufriedenheit:<br />
»Entgegen der Annahme, daß intensive Computernutzung zu Persönlichkeits–störungen<br />
führt, konnten wir bei unserer studentischen Stichprobe f<strong>es</strong>tstellen, daß gerade die<br />
expliziten Computerhasser und die distanziert unerfahrenen StudentInnen durch hohe<br />
Werte auf der zusammenfassenden Neurotizismus-Skala (emotional labil, empfindlich,<br />
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