“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg
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Nachg<strong>es</strong>agte Eigenschaften der <strong>Net</strong>zkinder<br />
Die Bund<strong>es</strong>zentrale verknüpft in di<strong>es</strong>er Meldung ADHD nicht kausal mit Computernutzung,<br />
doch der Kontext der Meldung und der Hinweis auf G<strong>es</strong>undheitsstörungen im<br />
Nachsatz suggerieren genau di<strong>es</strong>en Schluss. Mit welcher Begründung auch immer man<br />
Kindern das Fernsehen kontingiert, das ist <strong>eine</strong> Sache, <strong>eine</strong> andere aber ist <strong>es</strong>, dass man<br />
di<strong>es</strong> mit der Begründung tut, etwas gegen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen,<br />
Hyperaktivität oder Adipositas unternehmen zu müssen. Wenn Kinder mit kurzen<br />
Aufmerksamkeitsspannen dazu neigen, Computer und Fernsehen zu nutzen, so muss<br />
di<strong>es</strong> nicht heißen, dass die Medien di<strong>es</strong><strong>es</strong> Problem hervorgerufen haben. Geradezu<br />
umgekehrt ließe sich argumentieren, dass man den Computer aufgrund di<strong>es</strong>er Eigenschaft<br />
gut als Therapie- und Trainingsmethode einsetzen könne. Das Henne-Ei-Problem<br />
ist in di<strong>es</strong>em Fall kein<strong>es</strong>, weil mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden<br />
kann, dass das diskreditierte Aufmerksamkeitsverhalten ein<strong>es</strong> der Phänomene ist, die in<br />
unserer G<strong>es</strong>ellschaft entstehen und in unserer Kultur und unseren Medien ihren Niederschlag<br />
finden. Kurze Aufmerksamkeitsspannen sind <strong>eine</strong> Fertigkeit, die heute an vielen<br />
technischen Arbeitsplätzen verlangt wird und die etwa beim Autofahren das Überleben<br />
sichert. Es wäre wenig sinnvoll, di<strong>es</strong>e Fertigkeit zu pathologisieren, wie Peter Matussek<br />
ausführt: »Damit steht die Pathologisierung d<strong>es</strong> ADHD-Syndroms selbst zur Disposition.<br />
In der Tat erwägen seit längerem manche Autoren, ob man <strong>es</strong> ang<strong>es</strong>ichts der gewandelten<br />
Rezeptionserfordernisse nicht geradezu als <strong>eine</strong> neue Form optimierter Aufmerksamkeit<br />
g<strong>es</strong>undschreiben sollte«.<br />
Matussek kommt in s<strong>eine</strong>r Studie zu dem Schluss, dass »die Verursachung von Aufmerksamkeitsstörungen<br />
weder ein Spezifikum digitaler Medien (ist), noch lässt sich di<strong>es</strong>e<br />
Spezifik an der durch Computer exponentiell g<strong>es</strong>teigerten Quantität d<strong>es</strong> Datenkonsums<br />
f<strong>es</strong>tmachen.«<br />
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