“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg
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Schulmeister: Gibt <strong>es</strong> <strong>eine</strong> <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong>?<br />
Nutzertypen (Hasebrink & Rohde 2009): Wenignutzer (41%), Community-Orientierte<br />
(38%), Aktive Informationsmanager (14%) und Spieleorientierte Nutzer (8%).<br />
Einen viel weiteren Horizont will die Sinus Jugendstudie b<strong>es</strong>chreiben, die vom Bund<br />
der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und Misereor in Auftrag gegeben und von<br />
Sinus-Sociovision in Heidelberg durchgeführt wurde (Wippermann & Calmbach 2008;<br />
Ebertz o.J.). Medien sind zwar nur ein Thema unter anderen in di<strong>es</strong>er Studie, und sie<br />
bezieht ausschließlich katholische Jugendliche in die Stichprobe von 2.400 Probanden<br />
ein. Dennoch sind die Ergebnisse auch in di<strong>es</strong>em Zusammenhang von Bedeutung oder<br />
inter<strong>es</strong>sant, weil die Studie auf <strong>eine</strong>m Konzept von Milieus basiert, wobei bei Jugendlichen<br />
noch nicht von f<strong>es</strong>ten Milieus g<strong>es</strong>prochen wird, sondern von <strong>eine</strong>r Mileuorientierung,<br />
die aus <strong>eine</strong>m sozialen Schichtenmodell und <strong>eine</strong>m Wertemodell b<strong>es</strong>teht, Lebensstile,<br />
Bildung und Freizeit, soziale Bezugsgruppen, Religion, politisch<strong>es</strong> und sozial<strong>es</strong><br />
Engagement und kulturell<strong>es</strong> Kapital einbezieht und in der Analyse sieben unterschiedliche<br />
Milieus jeweils für Jugendliche und Twens differenziert. Di<strong>es</strong>e Studie macht<br />
größere Kontexte im Leben der Jugendlichen sichtbar und kann durch die Milieus die<br />
Diversität der Altersgruppe näher beleuchten.<br />
Warum referiere ich di<strong>es</strong>e derart unterschiedlichen Beispiele? Sie machen deutlich, dass<br />
jedwede Population oder Stichprobe, die <strong>eine</strong>r multivariaten Analyse unterzogen wird,<br />
mehrere Gruppen mit unterschiedlichen Profilen aufweist. Die statistischen Methoden<br />
kommen ja auch aus der differentiellen oder Differentialpsychologie, also jenem Zweig<br />
der Psychologie, der sich um Unterschiede zwischen Individuen und Gruppen, um die<br />
Faktoren der Persönlichkeit oder der Intelligenz bemüht. Die Analysen weisen die Differenzen<br />
in den Stichproben nach. Es bedarf vermutlich <strong>eine</strong>r methodologischen Anmerkung<br />
zu der Frage, warum <strong>es</strong> sich bei di<strong>es</strong>en Typologien um etwas ander<strong>es</strong> handelt als<br />
bei dem Bild der <strong>Net</strong>zgeneration. Di<strong>es</strong>e Typologien sind in der Regel Ergebnisse multivariater<br />
Analysen, beruhen auf empirischen Erhebungen mit Skalen zu Einstellungsvariablen<br />
und m<strong>es</strong>sen auch nur das, was durch die Variablen in die M<strong>es</strong>sinstrumente vorher<br />
hineing<strong>es</strong>teckt worden war, die Hypoth<strong>es</strong>en oder die Modelle, die durch die Itemauswahl<br />
definiert wurden. Di<strong>es</strong>e Problematik ist von der wissenschaftstheoretischen Diskussion<br />
über die differentialpsychologische Intelligenzpsychologie sattsam bekannt.<br />
Selbstverständlich erhalte ich andere Typologien, wenn ich nur das Aufsuchen b<strong>es</strong>timmter<br />
Websit<strong>es</strong> und die Arbeit an der eigenen Webseite untersuche als wenn ich das g<strong>es</strong>amte<br />
Medienverhalten in den Blick nehme. Di<strong>es</strong>elbe Einschränkung gilt für den Bereich<br />
an Altersstufen, die einbezogen werden. Selbstverständlich erhalte ich andere Typologien,<br />
wenn ich alle Altersstufen einbeziehe oder mich nur auf Jugendliche konzentriere.<br />
Das Sympathische an di<strong>es</strong>en differentiellen Methoden in di<strong>es</strong>em Kontext aber ist,<br />
dass sie nicht in Anspruch nehmen, <strong>eine</strong> <strong>Generation</strong> abbilden zu wollen, im Gegenteil,<br />
ihr Ziel ist <strong>es</strong>, Differenzen zu ermitteln, nicht Einheit zu suggerieren. Sie wollen Unterschiede<br />
in der Stichprobe herausfinden, Subgruppen bilden, Diversität erfassen, die gerade<br />
für didaktische Zwecke wichtig ist (Schulmeister 2006, S. 65ff.). Auch ist <strong>es</strong> den<br />
Methodikern in der Regel bewusst, dass sie nur ein schmal<strong>es</strong> Zeitfenster erfassen, Aussagen<br />
nur für den Zeitpunkt treffen können, in dem sie die Stichprobe analysiert haben,<br />
und damit unterstellen sie implizit, dass sich die Menschen entwickeln und die erfassten<br />
Profile der Stichprobe ändern können. Mit anderen Worten: Multivariate Verfahren<br />
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