“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg
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Empirische Untersuchungen zur Mediennutzung<br />
b<strong>es</strong>uchten Websit<strong>es</strong> und ähnliche indirekte Indizien liefern ein völlig ander<strong>es</strong><br />
Bild von den Jugendlichen.<br />
8. In k<strong>eine</strong>m Fall wurde <strong>eine</strong> wirkliche Kompetenzanalyse bei den Jugendlichen<br />
durchgeführt oder wurden persönliche Einstellungsprofile erhoben. Di<strong>es</strong> ist insofern<br />
b<strong>es</strong>onders kritisch in di<strong>es</strong>em Zusammenhang, weil <strong>es</strong> in der Literatur über<br />
die <strong>Net</strong>zgeneration von Behauptungen über die Fähigkeiten und Einstellungen<br />
der Jugendlichen nur so wimmelt.<br />
9. Nur wenige Studien habe ich gefunden (z.B. Media Awaren<strong>es</strong>s <strong>Net</strong>work; Süss<br />
2004; Tully 2004; Treumann, Meister, Sander u.a. 2007), die wenigstens partiell<br />
die Entwicklung der Mediennutzung und Nutzungsmotive der Jugendlichen in<br />
mehrere Altersstufen differenzieren, so dass <strong>eine</strong> Entwicklung der Nutzerpräferenzen<br />
erkennbar wird. Die Studie d<strong>es</strong> Deutschen Jugendinstituts unterscheidet<br />
innerhalb der Jugendlichen wenigstens drei Stufen, woran deutlich wird: »Mit<br />
zunehmendem Alter geht das Inter<strong>es</strong>se an di<strong>es</strong>en Techniken leicht zurück, was<br />
durchaus auch auf zunehmende Kontakterfahrungen und damit Sättigungserscheinungen<br />
zurückgeführt werden kann.« (Tully 2004, S. 174)<br />
10.Es sind bei einigen Studien k<strong>eine</strong> Ansätze zur Unterscheidung von Subgruppen<br />
vorhanden, so dass bei di<strong>es</strong>en Studien der Eindruck entsteht, die heutigen Jugendlichen<br />
gehören all<strong>es</strong>amt zur <strong>Net</strong>zgeneration. Dabei lassen sich durchaus<br />
Gruppen nach Einstellung und Verhalten differenzieren, und <strong>es</strong> wäre inter<strong>es</strong>sant<br />
zu erfahren, wie groß die Gruppe wirklich ist, der die Eigenschaften der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong><br />
zug<strong>es</strong>chrieben werden.<br />
11.Vorsicht bei der Einschätzung und dem Vergleich von Prozentanteilen ist geboten,<br />
wenn <strong>eine</strong> Studie sich lediglich auf <strong>eine</strong>n speziellen Nutzerkreis (nur Onliner,<br />
nur Web 2.0-Nutzer) stützt oder nur auf <strong>eine</strong>n b<strong>es</strong>timmten Anwendungsbereich<br />
(<strong>Net</strong>z-Gemeinschaften) konzentriert. Aber ebensolche Vorsicht ist angebracht,<br />
wenn die Stichprobe alle Alter umfasst und nicht nach Altersgruppen differenziert,<br />
da bekannt ist, dass die Nutzungsfrequenzen mit dem Alter abnehmen.<br />
12.Es gibt k<strong>eine</strong> empirische Studie, die <strong>eine</strong>n Jahrgang oder <strong>eine</strong> Alterskohorte im<br />
Langzeitvergleich untersucht. 50 Die Statistiken zum Altersverlauf b<strong>es</strong>timmter Tätigkeiten<br />
in den 50 Studien stammen stets aus Querschnittsstudien. Da jedoch<br />
die Jahrgänge in den Studien zeitlich nicht weit auseinander sind und die Zeitverlaufskurven<br />
<strong>eine</strong> deutliche Sprache sprechen, kann man von di<strong>es</strong>em Kriterium<br />
wohl absehen.<br />
Gerade wegen der Unvergleichbarkeit der Erhebungsmethoden, d<strong>es</strong> unvergleichbaren<br />
G<strong>es</strong>amtrahmens der Untersuchungen (Punkt 1 und 6), der völlig unterschiedlichen Variablen,<br />
die erhoben werden (Punkte 2-4), und der völlig unterschiedlich aggregierten<br />
50 mit Ausnahme der qualitativen Studie von Barthelm<strong>es</strong> & Sander (2001), die <strong>eine</strong> recht kl<strong>eine</strong> Stichprobe von 22<br />
Jugendlichen zwischen ihrem 13. und 20. Lebensjahr an drei Zeitpunkten (1992, 1994, 1998) befragte. Neu erschienen<br />
ist die Analyse von Klingler (2009), die drei Stichproben der KIM-Studie sogar über <strong>eine</strong>n Zeitraum von zehn<br />
Jahren verfolgt.<br />
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