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“Gibt es eine Net Generation?” (PDF) - ZHW - Universität Hamburg

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Schulmeister: Gibt <strong>es</strong> <strong>eine</strong> <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong>?<br />

Das für das Thema berufene Deutsche Jugendinstitut, nach den relativ zurückhaltenden<br />

Studien von Wahler, Trully und Preiß (2004), fühlte sich jedoch aufgrund neuerer Forschungen<br />

bemüßigt, auf s<strong>eine</strong>r Webseite <strong>eine</strong> Warnung anzubringen:<br />

»Es ist ein populärer Irrtum zu glauben, dass schon Kinder im Umgang mit neuen<br />

Technologien kompetenter seien als Erwachsene – sie sind meist nur unbefangener<br />

am Computer und im Internet. Die Mystifizierung <strong>eine</strong>r ›generation @‹ hält<br />

der wissenschaftlichen Untersuchung nicht Stand.«<br />

[http://www.dji.de/cgi-bin/projekte/output.php?projekt=786]<br />

Hätte die Behauptung, <strong>es</strong> gäbe <strong>eine</strong> <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong>, k<strong>eine</strong> Folgen für das Bildungssystem,<br />

müssten wir uns nicht darum kümmern, doch die Behauptung der Propagandisten<br />

der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong> lautet: Die zukünftigen Studierenden der <strong>Net</strong> <strong>Generation</strong> sind anders<br />

und lernen anders, und zwar so grundlegend anders, dass wir neue Konzepte für<br />

die Lehre benötigen. Nun, die Th<strong>es</strong>e, wir benötigten neue Konzepte für die Lehre, ist<br />

nicht überraschend für alle, die in den vergangenen Jahrzehnten an der Reform der<br />

Hochschulausbildung beteiligt waren, aber die für di<strong>es</strong>e Th<strong>es</strong>e in Anspruch genommene<br />

Begründung, die heranwachsende <strong>Generation</strong> sei anders und lerne anders, ist <strong>es</strong> schon.<br />

So kritisiert Tapscott (1997) die Erziehungssysteme der Industri<strong>es</strong>taaten, wobei das kritisierte<br />

Bild das d<strong>es</strong> Behaviourismus und d<strong>es</strong> Frontalunterrichts ist (S. 180ff.) und unfreiwillige<br />

Zwänge ebenso wie selbstgewählte Ideologien gleichermaßen als Verursacher<br />

d<strong>es</strong> »Elends« ausgemacht werden: »There is growing appreciation that the old approach<br />

is ill-suited to the intellectual, social, motivational, and emotional needs of the new<br />

generation« 5 . Und noch mehr Aufmerksamkeit erzeugte Prensky (2001) mit s<strong>eine</strong>r Behauptung:<br />

»Our students have changed radically. Today’s students are no longer the<br />

people our educational system was d<strong>es</strong>igned to teach.« (Hervorhebung im Original).<br />

Der Anlass, mich di<strong>es</strong><strong>es</strong> Themas anzunehmen, entstand, als die <strong>Generation</strong>en-Metapher<br />

häufiger als Begründung für die Forderung nach den faszinierenden interaktiven Web<br />

2.0-Anwendungen in der Lehre eingebracht wurde. Da ich mir nicht vorstellen konnte,<br />

dass <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Art einheitlicher <strong>Generation</strong> gäbe, nachdem ich in den vergangenen Jahrzehnten<br />

immer wieder über die Diversität der Studierenden geforscht hatte, nahm ich<br />

mir vor, di<strong>es</strong>e <strong>Net</strong>zgeneration gründlicher zu untersuchen, die als Argument für die Einführung<br />

<strong>eine</strong>r neuen Lehrmethode herhalten sollte. M<strong>eine</strong> Motivation für di<strong>es</strong>e Aufgabe<br />

wuchs, je mehr ich den Eindruck erhielt, dass sich <strong>eine</strong> methodisch-kritische Analyse<br />

di<strong>es</strong><strong>es</strong> Themas gut als Beispiel für die Auseinandersetzung mit Vorurteilen und problematischen<br />

›Theorien‹ in der wissenschaftlichen Ausbildung eignen könnte.<br />

Die endgültige Version di<strong>es</strong>er Arbeit hat sehr an Klarheit dadurch gewonnen, dass sie in<br />

ihrer Entstehung durch drei Personen gel<strong>es</strong>en wurde, denen ich herzlich für ihre Anmerkungen<br />

und Kommentare danke: Mandy Schiefner (Zürich), Gabi Reinmann (Augsburg)<br />

und Kerstin Mayrberger (<strong>Hamburg</strong>).<br />

5 S. 131 der amerikanischen Version; der Abschnitt ist in der deutschen Übersetzung entfallen.<br />

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